Toskana 2002


Toskana fängt im Parkhaus an.....

Italien sollte es mal wieder sein! Die Ferienwohnung war ab Samstag gemietet, üblicherweise kann man nachmittags so gegen 16:00 Uhr dort hinein.
Die Fahrt würde ca. 1.300 km lang sein, also so 15 Stunden dauern.
Also machte ich mich am Freitag morgen ans packen. Das Bügeleisen musste auch mit...... wo zum Geier steckt das Bügeleisen? Ich fand es. Und auch den Sonnenschutz, die Mückencreme, den Adapter für den Fön, den Mückengift-Verdampfer samt den Plättchen. Das Bügeleisen hab ich gar nicht gebraucht aber es war gut, es dabei zu haben.

So gegen Mittag hatte ich dann endlich den Koffer gepackt, fast alles war drin. Wieso ist der Koffer eigentlich so schwer, wo ich doch nur ein paar T-Shirts und Pullis, ein bisschen Wäsche, 2 paar Socken und Unterhemden, ein paar Taschentücher, 2 Hosen und 2 Röcke, den Fön, den Sonnenschutz und den Handspiegel hineingeworfen hatte? Und warum ging der so schlecht zu, wo doch am Rand noch so viel Platz war?

In den Kosmetik-Koffer passte mal wieder nicht alles rein. Noch eine extra Tüte mit den Land- und Strassenkarten, den Zeitschriften, die ich noch lesen wollte, Italienisch-Wörterbuch, Toskana- und Umbrien-Führer....... der neue Krimi von Donna Leon! Schuhe auch noch in eine extra Tasche gepackt. Und den kleinen Fernseher/Radio mit 15 cm Bildröhre. So als Gag.
Dann noch Blumen giessen, den Boiler in der Küche abstellen, Fernsehprogramm durchforsten und einiges programmieren, Fenster und Türen zu, alles runterschleppen, nochmal ins Bad. Ha, die Handcreme noch einpacken!
Freundin bescheid sagen, dass ich endlich unterwegs bin. Uff!

Los ging es, in Düsseldorf auf die A59 und in Leverkusen führt diese auf die A3 nach Süden. Dort war eine Baustelle, eine Fahrspur gesperrt, wann werden die denn endlich fertig damit? Ich überholte einen LKW.... und fand mich ganz plötzlich auf der Spur nach Leverkusen hinein, keine Chance mehr zum abbiegen.
Nun denn, ich werde halt drehen..... während ich noch überlegte, ob ich in dem folgenden Kreisverkehr einfach eine komplette Runde drehen sollte...... war ich schon durch und in der Innenstadt von Leverkusen. Ich gratulierte mir leicht grimmig insgeheim selber, irgendwo werden die doch ein Autobahn-Schild hier haben..... ja, da hinten: nach rechts. Ich bog die nächste Möglichkeit rechts ab..... und befand mich auf der Abfahrt zu einer Tiefgarage! Keine Chance, hinter mir war schon ein anderes Auto.
Also: Augen zu und hinein, Karte gezogen und ganz schnell wieder Richtung Ausfahrt. Hoffentlich muss ich nicht noch was bezahlen...... warum hat man eigentlich immer dann schrittfahrende Autos vor der Nase, wenn man es eilig hat? Oder finden die die Ausfahrt nicht mehr und kreiseln wochenlang in Parkhäusern rum?
So, da gehts raus, es war kostenlos, jetzt aber nix wie hin zur Autobahn...... wo ist die denn nochmal, zum Geier! Ich musste jemanden fragen, da vorne links abbiegen, und ich kam zu dem gleichen Kreisverkehr, den ich vorhin geradeaus passiert hatte, fand endlich den richtigen Weg auf meine A3..... und stand im Stau, es fing auch noch an zu regnen.

Mir fiel ein, dass ich die Sonnenbrille vergessen hatte. Und die Fliegenklatsche auch. Na wenigstens das Ladegerät fürs Händi war eingepackt, das wusste ich sicher! Das Geknubbels löste sich am Heumarer Dreieck auf und der Regen verschwand auch wieder.

Nix wie weiter, Italien ruft!

Die erste Nacht

Die weitere Fahrt verlief ganz prima, ich hatte 3 Wurstsemmeln dabei und genug Mineralwasser vorrätig. Kleine Tankpause bei Schauinsland. Dann ab durch die Schweiz, durch den Gotthard-Tunnel wie immer leicht angespannt und aufmerksam. Runter nach Bellinzona, nochmal Tanken und rein nach Bella Italia!
Irgendwann wurde ich müde, vor Milano. Wartete auf meine Lieblings-Ausfahrt: Casalpusterlengo! Erst dann bin ich wirklich in Italien, lasse mir dieses Wort auf der Zunge zergehen....
Ab auf einen Rastplatz, Türe zu, Brille ab, Sitzlehne nach hinten, Kopfkissen....... nee, das habe ich natürlich vergessen! Mein schönes orthopädisches Kopfkissen! Mist!
Dann halt ein zusammengerolltes Handtuch untern Kopf und eine Jacke über die Schultern gelegt. Das ist natürlich kein sehr erholsamer Schlaf, Geräusche von kommenden und abfahrenden Autos, Hunde werden Gassi geführt, Leute unterhalten sich oder lachen gar. Man schreckt immer wieder hoch und muss zwischendurch mal zur Toilette.
In fast jedem Auto liegen schlafende oder dösende Gestalten.
Am Morgen, irgendwann war es hell, mache ich die Augen auf, es herrscht reges Treiben auf dem Rastplatz. Hier in der offenen Autotür wird ein Baby gewickelt, dort rennt ein Kind Richtung Fahrbahn mit aufgeregten Eltern im Schlepptau. Mein Hals ist steif.

Ich bin mit Zahnbürste und Handtuch unterwegs, die Leuts schauen ein wenig belustigt.
Kaltes Wasser zum Zähneputzen, brrrrrr!

Dann der Versuch, einen Tee zu bekommen. Warum nur sind diese schönen Metallkännchen eigentlich immer nur halb voll? In Italien ist alles etwas kleiner und schneller, der Espresso oder Capuccio wird in rasender Geschwindigkeit bestellt, eingeschenkt, ausgetrunken, abgeräumt ...... und dazwischen stehe ich und versuche, meinen Teebeutel in dem Fingergut voll Wasser mindestens 3 Minuten lang ziehen zu lassen......*gähn*... das Milchkännchen ist leer.

Weiter gehts mit einem leckeren Brioche im Magen. Die Sonne steigt langsam...... bitte nicht zu heftig, ich bin das nicht gewöhnt! An Florenz vorbei, Sehnsucht in meinem Herzen: ich komme dich auch bald besuchen! Pausen im Schatten, es wird langsam doch heiss, dann noch einkaufen in dem riesigen Supermercato, den kenne ich noch vom vorletzten Urlaub. Da gibts nämlich auch französisches Weissbrot, mit dem an sich leckeren italienischen Brot komme ich nicht klar: das ist aussen hart und am nächsten Tag ungeniessbar.
Wasser, Wein, Klopapier, Nudeln, Käse, Tomaten, Obst, Milch, Saft - ich denke, ich habe alles.

Meine Ferienwohnung

Jetzt kam das Suchspiel mit der Ferienwohnung....... ich kam von der anderen Seite als beschrieben und dachte, dass müsste doch auch gehen...... aber ich fand den Weg nicht. Raus aus dem Ort, wieder gedreht, zurück, nochmal gedreht..... dann hab ich gefragt.
2 Männer palaverten auf der Strasse, um sich auf die richtige Richtung zu einigen ...... es hörte sich an wie eine heftige politische Diskussion. Dann endlich: doch in diese Richtung, dort kommt eine Kirche. Die fand ich dann auch und der Rest war problemlos: ca 2,5 km sehr löcheriger Feldweg, auf dem man teilweise Schritt fahren musste.

Angekommen!
Ein grosses Anwesen, schöner Garten, ein langes Haus, teilweise schön bewachsen. Ich hatte den äussersten rechten Teil, ca. 3 m lang und 5 m tief auf 2 Etagen, oben Schlafzimmer und Bad, unten Küche und grosser Tisch und ein Sofa. Sehr schön eingerichtete Wohnung, Herd mit Backofen, prima Küchenausstattung, Kerzen, Windlichte, in einer Vase ein paar Sonnenblumen, ein paar leckere Feigen auf dem Tisch und im Kühlschrank 2 Flaschen Mineralwasser.
Diesmal war mein "Küchenkorb", den ich mir vorsichtshalber immer packe, fast nicht nötig. Bis auf meine heissgeliebte Pfeffermühle. Ich bin ja vorsichtig geworden, es gibt Wohnungen ohne Schneidebrett und Deckel für den Nudeltopf, gar ohne Käsereibe. Man stelle sich das vor: eine Ferienwohnung in Italien ohne Käsereibe! Hier hatte es sogar 2, auch genug Spülmittel - und sogar einen Haufen Ersatz-Teelichte für die Windlichte!
Ich war beeindruckt.
Die Eigentümer sind Schweizer.

Draussen ein schattiger Sitzplatz vor dem Haus, abgeschirmt zu der Nachbar-Wohnung durch eine Hecke aus Kirschlorbeer und Wein.

Herrlichste toskanische Hügellandschaft rundherum, mindestens 10 Kitsch-Postkarten-Motive.

Ein bisschen auspacken, ab unter die Dusche (eine Wohltat!), das Sommerkleid hervorgekramt und erstmal eine Kanne Tee gekocht und eine Vesper zusammengestellt. Alles nach draussen und hinsetzen, Füsse hochlegen und geniessen.
Ich las dann in dem kleinen Heftchen der Eigentümer unter anderem: wir haben einen eigenen Brunnen, das Wasser ist zwar sauber, aber nicht als Trinkwasser geeignet...... ups!
Auch eine Preisliste für evtl. zerbrochenes Geschirr war dabei, ein Glas für 0,70 Euro und ein Teller für 1,00 Euro, ist doch eigentlich preiswert.
Habe dann nochmal hingeschaut: es war alles abgezählt: jeweils 4 Teile Geschirr, 8 Teile Besteck.
Die Eigentümer sind Schweizer.....

Die Nachbarn

Menschen unterhalten sich, laute Stimmen, freudige Begrüßung: die Nachbar-Wohnung wird bezogen. Ich linse mal um die Ecke: es sind 2 Schweizer Ehepaare, etwas älter schon. Die haben auch hinten raus einen Sitzplatz, aber deren Haupteingang und Sitzplatz ist vorne. Wir machen uns miteinander bekannt.
Ich sitze abends draussen, die Nachbarn auch. Sie stossen auf 2 erholsame Ferienwochen an. Am nächsten Morgen werde ich wach, draussen sind Geräusche. Hört sich an als ob ein Frühstückstisch gedeckt wird...... ein Blick auf die Uhr: 7:24 Uhr.
Oh weia, das kann ja heiter werden! Ich versuche weiterzuschlafen, aber es will mir nicht so recht gelingen.
Am Morgen darauf haben die auf der anderen Seite vom Haus gefrühstückt, vorne. Das ist die Südseite und so schlimm ist die Sonne ja im September nicht mehr, es hat auch Sonnenschirme. Also wurde ich in Folge nur noch zwischen halb und 8 Uhr morgends wach durch das "Stühle von hinten nach vorne schleppen". Ich bin dann kurz ins Bad und habe danach die Badezimmertür zugemacht und versucht, weiterzuschlafen. Ging einigermassen.
Bis auf das Türenschlagen. Ich habe das wenigstens so empfunden: Türen wurden relativ laut zugemacht. Mehrere Türen. Es gab schliesslich nebenan oben 2 Schlafzimmer, ein Bad und eine Dusche. Und wenn die nach dem Frühstück wegfahren wollten, mussten natürlich alle erstmal ins Bad und dann in ihren jeweiligen Zimmern noch eine Jacke oder die Tasche holen........
Aber dann war Ruhe. Endlich. So gegen 10 Uhr.
Und ich konnte völlig ungestört aufstehen und frühstücken.......

Wildschwein und Fasan

Der Herbst ist Jagdzeit in der Toskana. Es knallt immer irgendwo, je nachdem ob man sich in einer waldreichen Gegend befindet oder mehr in der Stadt. Diesmal war viel Gebüsch und Wald. Es knallte immer. Am Samstag nahm das Knallen noch zu, und mir schwante Schlimmes für den Sonntag.
Dann haben all die Hobby-Jäger ja Zeit.......
Und es fing wirklich kurz nach Sonnenaufgang an, heftigst zu knallen, den ganzen Sonntag ging das so.
Es empfiehlt sich wohl nicht, hier irgendwo zu Joggen, dachte ich mir so. Und mit Grausen an den nächsten Sonntag.
Doch, welch Wunder: ich wurde am nächsten Sonntag irgendwann wach, sah auf die Uhr: schon 8 Uhr! Stille, noch nichtmal die Nachbarn...... ein Blick aus dem Fenster: Nebel! Und was für
welcher, man sah ja kaum 5 m auf die Wiese hinaus, geschweige denn den nächsten Hügel!
Dankbar bin ich wieder ins Bett gekrabbelt und habe ganz schnell die Augen wieder zugemacht.

Steinpilze und ihre Bewohner

Mit frischen Steinpilzen habe ich immer Pech. Die sind meistens bewohnt, und das mag ich nicht so sehr. Wenn ich die Wurmgänge alle weggeschnitten habe, ist meistens nichts mehr übrig von dem Pilz. Dabei esse ich die so gerne!
Die Nachbarin putzte Steinpilze, als ich nach Hause kam. Ich schaute zu und fragte sie, wie sie das denn hält mit den Würmern. Nun ja, manchmal ist es schon etwas bewohnt, aber das schneidet man dann weg und der Rest - Mut zum Risiko! Sie zeigte es mir bei 2 Pilzen. Die werden noch gewaschen, dann lange gebraten, mit Weisswein abgelöscht, mit ein bisschen Brühe aufgefüllt oder auch ein wenig Sahne. Dann noch Salz und Pfeffer, vielleicht noch Petersilie. Zu Nudeln ein Gedicht.
Ich merkte mir alles und kaufte am nächsten Tag ein paar Steinpilze, habe sie zu Hause geputzt. Das waren ja Wurmnester ohne gleichen! Die Stiele waren ziemlich bewohnt, sowas hatte ich noch nie gesehen.
Es blieb etwas mehr als die Hälfte übrig, das wurde gewaschen und zerkleinert und dann gebraten.
Aber es liess sich nicht richtig braten, es fing an, anzubrennen. Es war eine Art Steinpilz-Brei in der Pfanne, der irgendwie nicht das Aussehen von gebratenen Steinpilzen annehmen wollte.
(Vielleicht war das Waschen doch falsch und ich sollte mir doch endlich mal einen von diesen kleinen Pilz-bürsten zulegen? Tat ich dann bei der nächsten Gelegenheit auch.)
Egal, ich rührte fleissig, gab noch ein wenig Öl dazu und versuchte mein Bestes. Als ich das Gefühl hatte, dass es besser nicht mehr werden kann, kam ein Spritzer Wein dazu, Knofi, Salz, Pfeffer, 2 Löffel Sahne. Ich fand in dem kleinen Korb mit Gewürzen unter anderem ein paar Brühwürfel. Müssen Vorkriegs-Würfel gewesen sein, solche Bilder gab es schon lange nicht mehr auf Brühwürfel-Packungen.....
Die Nudeln wurden gekocht und mit dem Steinpilz-Brei vermengt. Schlecht hat es nicht geschmeckt, aber irgendwie hatte ich mir das anders vorgestellt.......

Rai Uno

Es fing an, zu regnen. Erst ein bisschen, dann heftiger. Irgendwann am Nachmittag. Ich sass vor meiner Hütte und bin dann rein. Socken an und Strickjacke. Habe mich an den Tisch gesetzt und weitergelesen. Mich gelangweilt. Etwas gegessen, gelesen, nachgedacht, gelangweilt..... und dann dachte ich: schau doch mal, was es im TV gibt hier, mit Antenne. Gesucht und gedreht..... da..... neee.... weitergesucht.... da: Rai Uno. Endlich eine vertraute Geräuschkulisse: Fernsehen. Störte die eigenen Gedanken nicht, weil italienisch. Völlig verschneit und schwarz-weiss. Egal.
Die hatten da wohl eine Miss-wahl: Miss Italia 2002.
Da standen dann 100 Missen in Badeanzügen und Stöckelschuhen auf einer Showtreppe, alle schauten in die gleiche Richtung und hatten die Füsse auf die gleiche Art hingestellt. Im Gesicht ein Lächeln angeknipst. Ein Showmaster, großes Orchester, Gäste, Gesang und Tanz. Die Missen wurden mal interviewt, durften schlaue Nettigkeiten von sich geben und sich darstellen.
Dann wurde gesiebt, es wurden 10 Stück aufgerufen, die kamen nach vorne und stellten sich in eine Reihe, dann verschwanden sie.
Da ich nix verstand und die alle lächelten, kapierte ich erst später, dass die Mädels damit raus waren aus der Verlosung.
Irgendwann wurde es langweilig, ich machte das Ding aus.
Jetzt stand er aber da rum, der kleine Fernseher.

Also am nächsten Abend, als ich spät nach Hause kam: angeknipst das Ding.
Schon wieder eine Miss-Wahl, irgendwie waren die noch gar nicht fertig! Es wiederholte sich alles; Mädels in 2-Teilern mit angeklebtem Lächeln auf einer Showtreppe, Gäste, Lachen, Singen, Werbung, Show.
Nette Geräuschkulisse.

Am nächsten Abend: Samstag, gab es den grossen Spielfilm: der Soldat namens Ryan - italienisch synchronisiert. Kannte ich schon, ist auch eigentlich nicht sonderlich spannend... nun ja. Sonntag gab es wieder was anderes, dann weiss ich nicht, am 11.09. gab es (wie überall) Berichte und Interviews über das Attentat.
Dann am nächsten Tag: Noch eine Misswahl! Diesmal blieben am Ende 3 übrig, ich suchte mir meine Favoritin aus. Dann kam das große Finale mit Musik und Tränchen und Krönchen und Schärpe und Trara: sie hatten endlich ihre Miss Italia 2002 gewählt.
Meine Favoritin war die Andere.
War das da hinten ander Wand eine Antennensteckdose? Muss ich mal nachfragen, aber der Stecker würde sowieso nicht passen.
Ein Adduttore muss her - fürs nächste Mal.
Vielleicht gibt's ja sogar deutsches Fernsehen?

Von Fledermäusen und sonstiger Romantik

Wenn es dämmerte, sass ich gerne mit einem Glas Wein und einem Windlicht draussen und schaute der Natur beim Dämmern zu. Ist einfach schön, da am Horizont noch ein bisschen Sonnenuntergang, dort hinten ein wenig Nebel zwischen den Hügeln. Die Vögel legen sich schlafen, die Fledermäuse kommen heraus. Die Konturen verschwimmen langsam.
Die Nachbarn gehen rein und machen die Tür zu..... und Musik an. Leise, schöne Musik. Untermalt vom Klappern des Geschirrs beim Spülen höre ich eine zarte Frauenstimme singen. Keine Ahnung, was. Aber wunderschön! Ich sass da draussen und liess die Gedanken laufen. Da, ein großer Uhu! Er flog vorbei.... es wirkte unheimlich. Und wieder Fledermäuse.

Am nächsten Tag bin ich in ein Internet-Cafe und habe meine emails gecheckt. Mal ein Blick uns Forum und in den Postkorb..... Sabine hat geschrieben!

Ich las: gestern als ich bei dir war zum Blumen giessen habe ich mich so erschrocken, weil im Schlafzimmer mitten auf dem Fussboden liegt etwas, ich glaube das ist eine Fledermaus, und ich glaube, die ist tot!

Ich musste schallend lachen!

Sabine hat sich nicht getraut, diese kleine Fledermaus anzufassen, die lag noch da, als ich aus Italien zurückkam. Ein kleines putziges Fledermäuschen, einfach so gestorben vor Erschöpfung, sie fand nicht mehr hinaus, Sabine hatte wohl das Fenster zugemacht, durch welches sie reingekommen war.

Heimfahrt

Morgen sollte es losgehen, ich freute mich auch ein wenig auf zu Hause. Ich kaufte noch ein wenig Wein bei dieser Cooperative da unten am Lago und packte die anderen Kisten auch schon mal ins Auto. Der Kofferraum war scnell gefüllt, und das ohne grosse Lücken. Prima.

Dann noch die restlichen Kisten auf den Rücksitz, damit morgen nicht so viel zu tun ist. In aller Ruhe noch eine Portion Nudeln gekocht und verspeist, noch ein letzter Sonnenuntergang, ein Glas Wein und dann wurde schonmal gepackt, was ging.
Klamotten für die Fahrt zurechtlegen, Geschirr spülen und Küche säubern und sortieren.
Komisch, ich hatte doch ganz viele Zeitschriften gelesen und weggeworfen, warum war die Tasche immer noch so dick? Ach so, habe auch welche neu gekauft und vorher waren es gar 2 Taschen!
Noch eine Vorübung gemacht für das Gästebuch.

Am nächsten Morgen: ich sollte eigentlich um 10:00 Uhr fertig sein. Stand so gegen 9:00 Uhr auf und hatte um 10:30 die Koffer gepackt und alles vor die Hütte gestellt. Noch die Schuhe, der Fernseher, das Bett abziehen und die Handtücher..... bäh, die sind nass, die kommen irgendwo obendrauf. Dafür ist aber Platz in der Tasche für die Parmesan-Stücke im Kühlschrank. Oh, Kühlschrank; noch ein Stückchen Butter? Weg damit. Auch den kleinen Rest vom Pampelmusensaft. Ansonsten ist der leer, das hatte ich dieses Jahr ganz gut hingekriegt.
Der Küchenkorb muss wieder gepackt werden, das Olivenöl, Salz und Pfeffer, die Tüten mit Tee, meine Windlichte und die Teelichte, mein Korkenzieher. Die Kekse da noch und die Knoblauchknolle und da ist noch ein Glas Honig. Die 3 Tomaten? Weg damit, leider.
Und was mache ich mit der angebrochenen Flasche Wein? Einpacken!

Die Nachbarwohnung war wohl schon leer, ich hörte die Besitzerin drin rumoren und mit ihrem Mann reden. Wird wohl schon geputzt, dann ist es ja nicht ganz so schlimm, dass ich nicht pünktlich bin.
Gästebuch nicht vergessen!

Alles zum Auto, Koffer auf den Rücksitz und die Kisten und Tüten wurden verstaut. Das Olivenöl muss stehen, das klappte prima. Vorne hatte ich noch 3 Flaschen Wasser und 2 Pfirsiche, die Thermoskanne und die Teetasse, den Sonnenschutz. Socken, Pulli, Jacke und die lange Hose waren griffbereit.

Abfahrt um 11:00 Uhr. Noch tschüß sagen, nein, es ist kein Geschirr kaputt gegangen. Der Besitzer ging nochmal nachschauen. Sieht ja alles ganz gut aus, dann gute Fahrt. Danke, vielleicht komme ich nochmal wieder, es hat mir sehr gut gefallen.

Langsam schipperte ich über den löcherigen Feldweg, die Sonne brannte noch gar nicht so. In dem kleinen Ort nebenan habe ich mir 2 Teilchen in einer Bar eingekauft, lecker sahen die aus. Dann habe ich kurz vor der Autobahn-Auffahrt unter einem Baum angehalten, den letzten Schluck Tee aus meiner Thermoskanne zusammen mit den beiden Teilchen genossen.
Dann ging es auf die Piste.... und gleich in einen Stau. Dieses ging so ca. 4 Stunden lang mal ein bisschen vorwärts, dann wieder stop and go, dann war ich nördlich von Bologna und hatte sage und schreibe 180 km zurückgelegt. Wenn das so weitergeht..... (grummel).

Inzwischen wurde es heiss, mir brannte der linke Arm, ich legte ein Handtuch drüber. Die waren inzwischen alle getrocknet. Warum habe ich eigentlich mal wieder nicht diese Dinger gekauft, die man als Schattenspender von innen ans Autofenster pappt? Wo gibt's die überhaupt? Und wie heissen die?
Pause im Schatten, Wasser trinken, Füsse vertreten.
Weiter. Hoffentlich gibt's dieses Jahr in Bellinzona bzw,. an der Grenze bei Como/Chiasso nicht wieder Stau. Da hatten die Schweizer letztes Jahr nur einen Übergang auf....
Ich versuche aus dem Kauderwelsch im Autoradio etwas zu entdecken, aber es geht wohl hauptsächlich um Firenze und Bologna, da oben ist nix von Stau zu hören.
Weiter. In die Schweiz, Richtung Gotthard. Da ist jetzt ein Stau, 3 km. Vorher auf der Raststätte Pause gemacht. Und dann stand ich da in diesem Stau.... und war plötzlich genervt. Bin rechts raus und über den Pass. Es war noch hell, so halb 6 und es gab eine grandiose Aussicht.
Obwohl ich nicht so ganz schwindelfrei bin, war es ein gutes Gefühl. Die Strasse ist breit genug, es gibt Ausweich-Möglichkeiten genug und ich schraubte mich so langsam den Berg hinauf. Es gab eine supertolle Aussicht nach der anderen, eine Spitzkehre nach der anderen und mir rutschte manchmal das Herz in die Hose: eine Spitzkehre auf Stelzen ins Nichts.... o weia!
Dann gibt's da oben tatsächlich einen Aussichtspunkt mit Busparkplatz, Toilette, Toblerone-Werbung und Plastik-Kuh.

Musste ich natürlich ein Foto schiessen, es war bitterkalt. Schnell hin an den Rand, runtergeguckt.... da standen sie immer noch im Stau! Es gibt eine Ampel, die lassen doch nur eine bestimmte Anzahl Autos rein. Und dann noch die Berge geknipst. Mir wurde schwindelig beim Schwenken mit dem Fotoapparat. Schnell wieder rein ins Auto und weiter. Oben der Pass, Nebel, seltsame Atmospäre, auch kleine Seen, glasklar.
Dann ging es wieder runter, erst ein bisschen, dann gab es eine größere Ortschaft und dann kamen die Spitzkehren abwärts. Meine arme Bremse! Aber es ging ganz gut, nach 33 km habe ich mich wieder eingefädelt in die Autobahn.
War ich jetzt schneller? Ich hatte auf jeden Fall die schönere Aussicht und die bessere Luft!

Es wurde langsam dunkel die Seen waren aber schön zu erkennen. Der Lago di Como, der Vierwaldstätter See und der Lago die Lugano. Dann Richtung Basel, irgendwo hatte ich Hunger, taperte frierend durch ein Mövenpick Marché, aber ich fand nichts, worauf ich Appetit hatte. Also weiter, rein nach Deutschland, ich wusste, dass die nächste Raststätte dauert. Dann hab ich dort eine Portion Pommes verschlungen. Und die dicken Socken, den Pullover und die Hose angezogen.
Und weiter, so wie es ging. Mit Tank- und Toilletten-Pausen, Karlsruhe, Mannheim, schräg links Richtung Köln auf der A67. Dann bei Hennef/Sieg wurde ich müde, ass noch eine Bockwurst, schaffte es bis Siegburg. Ein Nickerchen im Auto, vielleicht 30 Minuten. Dann weiter, Königsforst, Heumarer Dreieck, das schaffe ich jetzt ohne Pause heim!

Köln-Mülheim, keine 30 km mehr. Leverkusen, die A59, rein nach Düsseldorf. Langsam schaukelte ich die vertrauten Strassen entlang, legte an einer roten Ampel den Kopf nach hinten und machte kurz die Augen zu. Ein Blick ins Nachbar-Auto: da guckten mich 2 Polizisten an. Ich musste schmunzeln. Die könnten mir ja eigentlich tragen helfen, jedoch: sie bogen ab.
Ein Parkplatz zu Hause wäre toll..... ja, da, der Behinderten-Parkplatz ist leer, der ist doch nur wochentags gesperrt! Habe kurz meinen Koffer und 2 Taschen ausgeladen und den Parkplatz bekommen. Noch ein prüfender Blick: ja, wirklich nur von Mo-Fr 8:00-19:00 Uhr.

Die Sachen hochgeschleppt in meine Wohnung, es ist alles noch da, die Post, ein Zettel von Sabine, die Video-Kassetten und natürlich die Fledermaus im Schlafzimmer!
Habe das Mäuschen unter zu Hilfenahme von 2 Pappstücken auf den Balkon verfrachtet und mich unter die Dusche. Dann wenigsten den Koffer aufgeklappt und den Käse in den Kühlschrank geräumt.
Fand Duschgel und Creme, auch die Haarbürste.
Habe dann den Fernseher eingeschaltet, die Post durchgeschaut und den Rest aus der Weinflasche getrunken.

Als ich ins Bett kroch, wurde es langsam hell und die Vögel zwitscherten.

Willkommen zu Hause!


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