17.04.2003
Nichts....
Von allem NICHTS, was die paradiesische Ruhe so in diesem kleinen Häus'chen stören könnte, gibt's! Kein TV, kein PC, kein Verkehrslärm, kein Telefon, kein Nachbar, kein Umwelt-Müll : ist das Wohltuendste, was uns hier umfängt!
Die Acores gelten allgemein als DIE - verbliebenen Teile - einer Welt, die kaum Umweltbelastungen aufweist. Und da hat Santa Maria noch eine "Sonderstellung": gänzlich ohne Fabriken, Werkstätten oder überbordenden Verkehr. Nur 2 x die Woche kommt der Propeller-Flieger (!) von der "großen Schwester" San Miguel rüber. Und mit diesem Ungetüm aus der prähistorischen Fliegerzeit kamen wir nach über 20 Std. Reise und Wartezeiten auf den Airport's - müde - an.
Und dann waren mit mitten in einem Scenario, daß dem Breughlschen Bild von "Weltuntergang" nahe kam; oft noch übertreffend in der Urgewalt der Natur: ORKAN !
Mit + 160 Std./km warf sich der Sturm auf das kleine Häus'chen. Der Regen peitschte so stark, das daß Wasser unter der Türe durchdrang. Dazu ein Nebel, der so "dicht" war, daß uns die nächste Treppenstufe von der Terrasse nicht mehr sichtbar war. Kälte, "eisige Kälte" ließ uns zitternd unter der klammen Bettdecke doch Angst und Bange werden! Hatten wir denn wieder Pech mit unserer Wahl der "Fluchtpunktes"? Mallorca kam schnell und stark in Erinnerung; Dez. 2001 als das Datum eines großen Fiasko's!
Zwei Tage dauerte der Ur-Welt-Spuk. Mitleidige Nachbarn nahmen uns mit zum Einkauf in's km-weite Dörf'chen. Den ersten Tag hatten wir's Haus nicht verlassen können und ohne Einkauf / Lebensmittel "bangend" ausgeharrt. Unsere knappen Gespräche hatten nur ein Thema: Wie soll's uns hier ergehen "Wie soll's weitergehen?
Und dann der Morgen des 3. Tages!
Eine sonnenumflutete Terrasse - noch etwas kühl - lud uns zu "Freudentänzen" ein. Und erst der phantastische - freie - Blick über sanfte Hügel im satten Grün und mit Millionen kleiner, blühender Blumen; gelbe, rote, blaue und orange Farbpünkt'chen in den grünen Wiesen. In den schroffen Tälern und Schluchten ergossen sich Wasserfälle in einen kleinen Bach, der zum nahen Meer floß.
Und dann diese Aussicht: Über's farbgesprenkelte Grün auf's blaue Meer! Der Atlantik zu unseren Füßen liegend. Wolkenspiele auf dem ruhigen Wasser. Weiß-schäumende Gischt an den schroffen, dunkel-braunen-schwarzen Uferfelsen und jagende Habichte in der Luft. Süße Düfte von uns unbekannter Flora in der Nase!
Ein PARADIES tat sich uns - staunend auf!!
Sonne, wärmende Sonne ( + 26 °) ließ Regenbogen in der Ferne glänzen. Vögel gaben ein kleines "Konzert". Die Seele ging nun "baden" in soviel natürlicher Pracht, die alle Sinne einspann.
Vergessen die frierenden Stunden und Nächte im klammen Bett. Vergessen die defekte E-Heizung. Vergesser der Ärger und Sorgen über das vermisste Gepäck (irgendwo in Lissabon oder auf San Miguel?). Vergessen die "trüben" Bilder aus der Erinnerung unserer 1. "Flucht" auf Mallorca mit gleichen "Vorzeichen" !
Vergessem, daß das Kamin anzünden - Brigitte hatte irgendwann in einem abseitigen Schuppen etwas (feuchtes) Brennholz gefunden - eher einen Fiasko als einer anheimelnden Zeremonie gleichkam.
Vergessen ... in den Stunden auf der sonnenumfluteten Terrrasse waren all' unsere Nöte und Sorgen. Ruhe, kaum glaubliche Ruhe nach dem tosenden Orkan mit peitschenden eiskaltem Regen. S T I L L L E und Frieden kehrten bei uns ein. Bilder einer Landschaft; etwas Schottland, Irland, Skandinavien in paradiesischer Stille und Klarheit einer milden, duftenden, warmen Luft. Unsere Seelen begannen - wie wir - vor Freude einen langen, taumelnden Tanz.
Wir waren >und sind< glücklich hier in dieser "Einöde" angekommen um wieder ... aufzuleben. Uns zu finden. Uns in dieser "Ur-Natur" wohl zu fühlen!
Und dann begannen wir unsere ersten Erkundungen in die stillen Nachbar-Buchten. Vorbei an ur-alten Steinmauern, die Generationen von Acorianos hier mühe- und kunstvoll aufgerichtet haben. Mitten durch eine "wilde", eigentümliche Ur-Natur wanderten wir - staunend - zur > PRAIA FORMOSA <.
Oft bückend und die Blumen und Tiere beobachtend, die uns so auf Schritt und Tritt vorkamen.
Alle paar Meter ein neuer pittoresker Ausblick auf stürzende Wasserfälle, wilde Schluchten von hunderte Metern Tiefe, Steilküste mit von Menschenhänden vor langer Zeit gschaffenen Terrassen mit Naturstein-Mauern.
Kreisende Jäger der Lüfte- Raubvögel - beobachteten uns kreischend mit Ihren Jagdrufen.
Dazwischen, fast immer in leichten Tälern die strahlend.weißen kleinen Bauernhäuser mit blauen Läden / Fenstern und Türen und den für diese Bauweise typischen hohen "Aufbau"-Kaminen. Dunkle Wälder wechseln mit Blicken auf den blauen Atlantik und schwarz-.braunen Gesteinen, umfasst vom satten Grün der ... "Almen" ab!
Spürbar ist die Lebensfreude und "Neugier der Eroberer". Unser Lachen ist locker und albernd gehen wir einfach - heiter - weiter in diese Natur; eine solche Fülle und Pracht noch nie so erlebend - genießend !
Unser Weg ist zwar lang gewesen, aber uns nicht >mühevoll< vorgekommen, Obwohl wir nirgends eine "Einkehr", Restaurant, Hotel etc. fanden, empfanden wir weder Hunger noch Durst, sondern Freude im Herzen. Und eine große, tiefe Zufriedenheit stellt sich ein.
Auch deshalb schreibe ich - hundemüde - nach langen Stunden zurück in unserem kleinen Häus'chen diese Zeilen mit flinker Hand. Möchte Dir / Euch meine / unsere Freude mitteilen. Etwas von unserer "Auferstehung" mitgeben, die mir hier an diesem spirituellen Ort erfahren / erleben.
Wohl nicht umsonst wird diese Gegend >ESPIRITO SANTO< offiziell genannt. Und die Gemarkung unseres Häus'chens heißt: MALBUSCA - "nicht leicht zu ernten"!
Wir denken, es war nicht leicht, hierher an den Rand der "Alten Welt" uns zu finden. Noch haben wir viel und manches an uns zu entdecken; und in dieser urtümlichen Natur ebenso.
Und das macht's so ... für uns hoffnungsfroh:
Ein wahres Osterfest.
Das Fest der Auferstehung in der Christenheit!
Frohe Ostern wünschen wir!
Christian & Brigitte