... wird keine "Totenklage" gehalten. Kein Prieser oder Prediger liest die "letzten Worte", kein Trauer-Gottesdienst kein Abschied; ihm keine "Letzte Ruhestätte" geweiht!
Hat jemand je um ihn geweint? Wenn ein Baum stirbt, wird er abgeräumt, entsorgt oder gelagert, gestapelt und verarbeitet. So geschieht's meinem Freund, dem Baum pro Tag. Millionen seiner Art wird dies angetan.
So abgetan, die Tatsache, daß das "Baumsterben", der Raub an Leben, jeden Tag ungeheure Lebensflächen kahl fallen lässt. Oft größer -unersetzlicher Verlust- als ein Bundesland; wie's Saarland in etwa Fläche hat.
Ich hab' mir was auf -besser- "abgeschrieben":
Ein Baum, was ist das schon, ein Stamm, Blätter, Wurzeln, Käferchen in der Rinde und einer manierlich ausgebildete Krone, wenn's hochkommt, na und?
So schrieb der Becker, Jurek, Jude 1937 in Lodz geboren in dem Buch: "Jakob der Lügner". Was in diesen Worten des erfolgreichen Schriftstellers, der in seiner Jugend im Getto wohl kaum Bäume "bewundern" konnte, anklingt, betrifft das Verhältnis zweier Lebensformen -zwischen Menschen und Bäumen- ganz generell.
Unbeachtet der Frage, ob das Verhältnis aufgeschlossen, liebevll, emotional oder berechnend, abweisend womöglich feindselig ist, so erweist sich doch: Bäume verlangen eine Stellungnahme. Im Erlebnis- u. Erfahrungsschatz des Menschen spielen Bäume in jedem Fall eine Rolle.
Bäume gehören zum elementaren Bildervorrat in der Vorstellungswelt des Menschen. Soll ein Kind die Erscheinung seiner Lebensumwelt zeichnerisch darstellen, so wird i.d.R. das Bild neben einem Haus, der -gelb- strahlenden Sonne, -bunten- Blumen und Tieren stets auch mindestens einen Baum zeigen.
Bäume bilden also einen Inbegriff der den Menschen umgebenden Gestaltungswelt. Ein Baum ist ein Baum, ein Archetyp, eien Urform ohne Synonym. Und das ist unsere Geschichte.
"Ein einzelner, darstehender Baum kann schon als Gegenstand für sich und durch seinen Charakter, wichtig sein". So Christian Cay Lorenz Hirschfeld in seinem Buch: "Theorie der Gartenkunst" Ende des 18. Jhdts. wurde es herausgegeben. Und seine Worte gelten bis heute -heute mehr denn je!
Bäume sind die Größten. Keine Lebewesen auf unserer Erde wachsen so zur vergleichbaren Mächtigkeit heran, erreichen auch nur annähernd ein solches "stolzes" Alter.
Wenn er noch steht, dann ist ein Eucalyptus amygdalina in Australien mit > 155 Meter < der Höhenrekordhalter aller Pflanzen. Die in den USA als Riesen-Mammutbaum - Sequoidendron giganteum - bring's auf so... 135 m.
Und eine Lebenszeit / Spanne von ca. 3.500 Jahren und eine Biomasse von über 6.000 Tonnen (der Jumbo-Jet zum Start nur ca. 380 Tonnen!).
Bäume in Parks, Gärten u. Wäldern werden so ca. 15-50 Meter hoch und können bis so einige Dutzend, vielleicht einige hundert Jahre alt werden - Sinnbilder für ein paar Momente Ewigkeit, Ausdruck naturgemäßer, naturgegebener Majestät sind sie allemal.
Wie sagte der Herr K. von Bertolt Brecht: "Bäume haben etwas beruhigendes, Selbständiges, von mir Absehendes. Und mit dieser... Selbständigkeit hat wie wohl zu tun, die Faszination von Baumgestalten.
"Wir kommen ohne dich zurecht, und zwar am besten ohne dich" lassen sie uns durch ihr Blätterrascheln hören!
Den ich an die Hippokrates-Platane auf der gr. Insel Kos, den weitausladenden "Riesen" auf Sri Lanca, unter dem Buddha gesessen haben sollte oder den "Alten" aus El Tule, Gaxaca, Mexico mit 40 Meter Stammdurchmesser und einem Volumen von > 1000 Kubikmetern und so ca. 2.500 Jahren, wird klar, was Zeit u. Alter dem Baum bedeuten.
Den Germanen war die Weltesche heilig, sie hatte den Namen Yggdrasil, was soviel bedeutet wie "Das Symbol der Welt für die Dauer ihres Bestehens", sie sahen hier gleichsam einen Hort höherer Mächte.
Was der Baum uns an Lebensraum bietet, stellen wir fest, wenn er verschwunden ist. In der Nachbarschaft, an der Straßenkreuzung, im Park oder an der Flußaue, der elegenten Allee.
Irgendwie entblößt -wie haltlos- steht dann so plötzlich ein Haus da, dem Landschaftsbild fehlt es an Räumlichkeit u. Rhythmus, dem Park fehlt ein "Zahnrad" im Uhrwerk der Jahreszeiten.
Wie's Friedrich Rückert sagte: "Nachdem der Baum gefallen, sehn wir erst, wie hoch er war.
Als er uns überm Haupt stand, wars minder offenbar."
Den Preis von Bäumen, ihrem Holz, den kennen wir. Seinen Wert jedoch? Wohl nicht!
Mein Freund, der Baum. Er stirbt. Seht ihr's denn nicht?
Und ich kann ihm keine würdige Abschiedsrede halten, kann die Blätter mit den vielen Worten nicht halten: So zittere ich und kann die Tränen nicht halten!
Es grüßt aus dem "Wald der Erinnerung",
Eure Weinnase
NS: Ein amerik. Indianer-Führer sagte mal... "Erst wenn der letzte Baum gefällt ist, wird der "Weiße Mann" erkennen, das man Geld nicht essen kann"!
Da ist was dran!