Weinnase auf den Azoren 2003

Newsletter Nr. 187: Sie singt nie mehr...


... die Große "alte" Dame des > Fado < ist tot!
AMALIA RODRIGES, zu meiner Zeit in Lisboa die Ikone des typischen > portugiesischen aller Gesänge <, singt ihn nicht mehr.

Vom "Markt der Diebin", dem > "FEIRA DA LADRA "<, an dem alten maurisch anmutenden Stadtviertel, der > "ALFAMA" <, mit seinen engen, verwinkelten Gassen und oft winzigen alten Häusern, fuhr einst - rumpelnd und klingelnd, eine ur-alte Tram, die Linie 28 war's glaub' ich, daher. Mitten durch das mittelalterliche Lisboa, unterhalb des Burgberges "Castelo de Sáo Jorge", der berühmt-berüchtigeten Alfama.
Ich hoffe, sie fährt noch immer, mit Gerumpel u. Geklimpre, mitten durch's (Straßen-)Lokal, so daß wir Stühle, Tische und alles was Beine hatte in die Hand nahmen und -blitzschnell- ihr Platz machten. Es störte keinen, so vor... 1974!!
Im April dieses denkwürdigen Jahres, sah ich sie so's letzte mal. Diese berühmte und bei den Lissabonern beliebte Straßen-Bimmel-Rumpel-Bahn.
Und just, in genau dieser Zeit, hörte ich, den Star des portugiesischsten aller portugiesischen Lieder, so ... von und mit ganzem Herzen, den FADO, noch mal > live < singen: "Una Casa Portugeesa concertesa..." und das Lied "COIMBRA" singen. Mehr an Text ist mir leider nicht in Erinnerung geblieben. Nur der von IHR, der nie ein Star sein wollte, gesungene "Ausdruck aller portugiesischen Gefühle": FADO!
Das Lied vom "portugiesischen Haus" kennt wohl jeder Portugiese. Ob in Sáo Paulo, Rio, Goa, USA, Canada, Frankreich und in Düsseldorf-Oberbilk (im "portugiesischen Club" mit Fischangebot u. Vinho Verde).
Fontes kannte SIE persönlich aus Bosten, California, als er dort "überlebte", sah sie mit seinem jüngeren Bruder oft auf der Bühjne und... die Tränen stiegen ihm und mir in die Augen, als wir von IHR, ihrem unverkennbaren Stil, den Fado in die Herzen der gebannten Zuhörer zu singen, sprachen.

Tja, nun hat -zumindest eine- typische Lisboa-"Institution" aufgehört: live zu singen!
In meinem Herzen höre und sehe ich SIE noch: Und man sah bei Fontes und mir die Tränen rinnen... als wir den Fado sangen (ich mehr summte/brummte!). Und solltet ihr mal in Lisboa "die 28" sehen, steigt ein und lernt "meine" Stadt am Tejo kennen. Evtl., ganz leis, wenn sie mal nicht so laut rumpeln-pumpeln tut im Gleis, dann könnt ihr auch den Fado hören.
Und ich möcht schwören: beide gefallen Euch doch sehr!

Ist halt nur schon lange her, als ich mal über'n "Friedhof der Bergnügungen" (ob's den noch gibt?), den Fado summend, schlenderte und an "Revolution" dachte, mit dem Herzen den Fado "fühlte" und... mit den Händen wühlte: In dem schwarzen Lockengewirr meiner heiteren Begleiterin. Als wir vn Amalia kamen und uns den Weg so durch's Gassen-Viertel Alfama, zum Compo de Ourique, über'm "Cemitério dos Prazeres", suchten.
Die Nähe zueinander suchten... den Fado im Herzen spürend... und was weiß Gott fürÄ'n -freies Portugal- in den Zeiten der Salazer-Diktatur gegeben hätten.
Noch mehr für 'ne "sturmfreie Bude" im Campo de Ourique; jenem lebenwerten Arbeiter-Viertel von Lisboa! "Una Casa..."!

Und wenn ich Euch raten kann, dann setzt Euch zu einem deftigen Fischeintopf in's Alfama-Straßen-Restaurante und wartet auf die "ALte Straßenbahn". Steigt ein und fahrt mit ihr dann bis in die Nähe des berühmten "Cafe a Brasileira", in's "Bairro Alto", schlagt wegen der Preise dort nicht gleich 'nin Salto, und hört euch, unterwegs mit der Tram, die... > Maria Joáo > FÁBULA per Walkman (CD von Verve; 1996) und ihre NEUE INTERPRETATION des > "FADO DO CORACÁO ERRANTE" < an!
Ja dann, dann fängt für Euch "dann" Lisboa zu leben an!! Wird Euch bestimmt gefallen; >>> die Stadt und ihre Lieder! <<<
Und wartet nicht so lang wie ich. Sonst "singt" > SIE < nicht mehr IHRE Lieder; die "Alte Straßenbahn" (die Nr. 28 war's doch!)!

Lissabon ist sooo "modern" geworden. So erzählen mir Fontes und mein neuer Freund, der mit dem "american dream", in Anjos. Hier auf "unserer" so herrlich "altmodischen", kleinen Atlantik-Insel.
Als die Alten Knaben aber von Amalia, dem Fado, die Abende in der Alfama und von ihrem einst so hoffnungsvollen Leben sprachen. Fontes"... Esperanca" anstimmte, da waren sie wieder so unverschämt jung in ihren Gesichtern. Ich konnte ihre Gefühle beim Fado sehen; obgleich, den Text nur sehr wenig verstehen!
Da half mir auch 'n Grosser Schluck FONTES nicht dabei, das anschließende Gebrabbele in "portugiesisch" besser zu verstehen.

Ich zog mich, es war schon früh, zurück und an dem "kriegerischen" Hahn von Além vorbei, in meine "Casa portugeesa". Bloß um dort die "Concertesa" meiner Brigitte zu hören.
Wollt' sie nicht so stören, und schlief -im Stuhle sitzend- auf meiner Terrasse ein. Und da hörte ich sie wohl wieder singen und... "brauchst gar nitt soo zu "schreien", fiel meine liebe Frau -von mir aufgeweckt- in meinen Traum vom Fado in Lisboa ein.
Den Namen des schwarzen, süßen Lockenkopp's von damals der fiel mir doch partout nicht ein! Tja...

Eure Olle Weinnase;
oft so... einfältig! Oder Einfaltslos!!