Weinnase auf den Azoren 2003

Newsletter Nr. 24: In der Sonne...


... dösen!
Dem "Spiel" der Fliegen - ihre imaginäre Jagd hintereinanderher - seit Stunden, faul in der Sonne auf der Terrasse unseres kl. Häus'chen's auf Santa Maria. Trägheit, wohltuenend, umpfängt mich. Der Geist, der aber erinnert sich an die Träume aus so meiner Kindheit; in der sog. "schlechten Zeit" unserer BRD in den 40-igern des letzten Jahrhunderts. Als ich noch träumte, genauso ein... "Entdecker" wieder Genueser unter span. Flagge segelnd; ein "zweiter" >Christophorus Kolumbus<.
Ach was, ganze Welten wollte ich entdecken und nach dem namen "meiner Königin", meiner Mutter benennen: "Josefina"! WAS für ein Name für eine neue Welt. Im phantasievollen Kopp's eines kleinen Jungen!

Mitte des 15. Jahrhundert's des letzten Jahrtausends, vor "grad" so 500 Jahren, wurden diese neun Inseln im Auftrage eines phantasievollen u. vor nautischen Ideen "platzenden" portugiesischen Jungen, dem Kronprinzen Heinrich "entdeckt" und sehr schnell mit der Hilfe des >Christusorden< besiedelt.
Dieser "bediente" sich u.a. auch flandrischer "Entwicklungskünste" bei der Entwicklung von "Neuland". Die Kunst des Wind- u. Wassermühlen-Baues, landwirtschaftlich sinnvollerer Anbaumethoden, Einsatz von bes. handwerklichen Techniken, u.v.a.m.!

Und kurz darauf fanden sich schon - bescheidene - Weingärt'chen - auf der erstbesiedelten Insel des Archipels. Dank ehem. Weinbauern aus dem Alentejo und der Algarve und Frankreich. Damit steht fest, der Weinbau auf den Azoren ist 500 jahre "alt".
Ausbau in Amphoren, aus dem Lehm der Insel (lange Zeit eine blühende Manufaktur: Tonwaren von Santa Maria) und mit hier ebenfalls - bei S. Pedro - abgebautem Ocker gefärbt/glasiert.

Von Christobal Colon weiß man(n), da er hier auf Santa Maria, im kl. West-Hafen und heutigen verträumten kl. Fischerhafen von >Anchos< landete, und 1493(!) hier mit seiner Mannschaft ein Gelübde erfüllte und betete und "etwas" von/aus der "Neuen Welt" pflanzte:
Einen Weinstock! Somit wäre dies der Beweis, hier u.a. auch "amerikanischen" Wein in seiner "Urform" anfinden zu können! Ist dies die Geschichte des >VINHO DE CHEIRO< oder seines oenologischen Vorgängers?

Ich weiß es nicht. FONTES weiß es nicht, meinte aber... "könnte" sein. Könnte sehr gut sein. Mann, was hätte ich ein "Schwein", gäb's diesen Wein. Denn damit wäre der "Stammvater" -fast- aller europäischen Rebgrundlagen hier in unveränderter, unmanipulierter Form/Art vorhanden.
Und, tatsächlich: der Weinexport von den Wingerten der Azoren-Inseln geht im Wesentlichen nach Amerika/Kanada und darf nicht nach Europa (wegen eines Alkaloiod's = "Rauschmittels"!).
Dann kriegen die Amis also nix anderes als "Amiwein" von den Azoren! Oder?

Ist auch gut so; der Wein ist ein extrem gewöhnungsbedürftiges "Frucht-Kirsch-Wasser" mit 9 / 9,5 % Alk. und unbekanntem Alkaloidanteils. Größtenteils in Amphoren -statt teurer importierem Holz- ausgebaut.
Kühl und ala crianca (=jung) wird er als Literware für 1,20 - 1,40 Euro ab-und-an auch verkauft. Und STOLZ sind sie, die Nebenertragswinzer von Santa Maria (S. Lorenco, Praia Formosa oder sonstwo an den Steilküstenlagen) auf den ihrigen "Roten" (="TINTO REGIONAL")!

Diesen Wein zu kommerzialisieren, "europäisieren", halte ich für so überflüssig wie'n Kropf. Der "Weinsee" ist doch schon übervoll von mtl. "Neuheiten" an "Weltbesten Weinen", Novitäten des banalen Geschmacks, "gleichmachende" Allerweltsware für 10 u.m. Euro sehr teuer verkauftes In-sein-Erlebnis von Juppi's u. Pappi's.
Schicki-Micki-Bouteillen erzielen Traumsummen bei Schwachsinnigen, die den Wein   s a m m e l n   statt saufen, genießen,   e r l e b e n   mit ihm - so wie ich hier - lernen glücklich zu leben!

Nein, der Inselwein bleibt wie er ist. Den FONTES wird wohl keiner - wie Brigitte und ich - genießen und mit Distanz für das fremde, ungewohnte "Frücht'chen" wohl (oder übel?) eine Liason auf Zeit eingehen. Kein "American-Blend", kein "Wine-MAKER" wird's mir so versauen zum "Mainstreamer".
Er, der FONTES bleibt was er ist: Ein Überraschungswein" von Santa Maria. Und kaum ein Europäer kann IHN für (wenig) Geld und gute Worte (wer kann denn schon die "Inselsprache"?) geniessen!
Wohl doch nur der, der FONTES zum Freund hat.
Und ich bin FONTES "best germand friend"!

Und das reicht mir. Zumindest für eine Korbflasche von FONTES "bestem" Weinmacher auf Santa Maria. Auch ein Freund von Fontes.
Pfingstsonntag werde ich ihm wohl zum Großen Inselfest "Heilig Geist" und Essen/"Umtrunk" (=trinken bis zum Umfallen) treffen.

Da bin ich sicher und
Eure Weinnase