12.10.2008
Tach aber auch!
Recht früh, gegen 19:00 Uhr, wirds hier schnell dunkel. Eine Abenddämmerung, so wie wir sie aus der Alten Heimat kennen und lieben, scheints hier im Frühjahr in Rio Grande do Sul (RS), dem Süden Brasiliens, nicht zu geben.
Ein Nachtleben, sowie in Düsseldorf, gibts in Morro Redondo auch nicht. Und Peoltas liegt über eine Busstunde für uns zu weit abseits in der Pampa. Gaucho-Romantik am Lagerfeuer? Fehlanzeige! Behagliches Holzfeuer im Kamin und viele -lustige- Gespräche und Episoden aus den beiden Kulturkreisen Europa und Südamerika sind unser derzeitiges Entertainment. Und dann geht früh das Licht aus - NachtRUHE; bis uns gegen 05:00 oder 06:00 Uhr die Hähne aus der bäuerlichen Nachbarschaft wecken und zum Tagwerk ermuntern.
Die Sonne ist kaum gegen 18:30 Uhr hinter dem "Runden Hügel" (Morro Redondo) untergegangen, empfangen wir die "Brasilianische Nachtmusik". Aus den Seen, Teichen und vom hausnahen Bach schallts in allen Tonlagen und Variationen zu uns ins Hinterhaus des alten Farmhausess. Frösche & Kröten und anderes Nachtgetier stimmt hier die Symphonie einer uns unbekannten Art & Vielfalt ein. Frösche, die "klingeln" oder "auf Eisen hämmern", quaken oder "stöhnen", wie Kinder schreien und dazu Hundegebell und muhende Kühe und maunzende nächtliche Jäger (=Kater & Katzen). Einige der "unsichtbaren" Amphibien geben Töne wie "Musik", eine wie ein lautes "Husten" und wieder andere wie den Ton eines Echolotes ab.
Dazwischen -sehr selten- ist aus der Ferne ein Motorengeräusch eines "Käfers" (PKW) zu vernehmen. Zu uns ins Schlafzimmer des Seitenhauses dringt aber nichts von all diesen Kompositionen. Eine für uns unwirkliche Ruhe und die Stille der Nacht herrscht bis zum sehr frühen Alegria des Morgen. Unsere derzeitigen Gastgeber sind bereits schon (täglich) auf, herrlich duftender Kaffee steht aufm Holzofen/-Herd und frischgebackenes Brot verführt zum 1.ten Frühstück mit hauseigenem Honig und... die "Speisekarte des Tages" wird genüsslich besprochen. Das "onde", "quem", "para onde" oder "onde fica" (wo, wer, wohin, woher); also besonders das WO beherrscht das morgendliche Gespräch in der Morgendämmerung, von Segundafeira (=Montag) bis Sextafeira (=Freitag), nur Sabado und Domingo (Samstag und Sonntag) gehts später los. So auch am heutigen Feriado: dem Feiertag (der Kinder).
Und fast alle Kinder und Enkel kamen und es wurden wieder riesigen Mengen Weiderinds vom Grill (auf Spießen von über Meterlänge) genüßlich mit div. Salaten aus hauseigenem Garten "vertilgt". Rindfleisch ist des Brasilianers Leib- & Magenspeise. Und die Bauern -wie Don Oswaldo- Selbstversorger und wahre Grillmeister des überaus schmackhaften Fleisches. Zum Bier (und Säften) wurden Gespräche und lustige Geschichten die "Stimmungsmacher" der mit bis zu 13/15 fröhlichen Genießer des Degen-Clans in Morro Redondo, im Südosten Rio-Grandense's Pampa. Gefeiert wurde vom frühen Mittag bis das "Konzert der Nachbarn" (=Amphibien) zum Einbruch der Dunkelheit auch die typisch brasilianische Musik von dem CD-Player "übernahm".
Das mächtige Rollen & Grollen eines Gewitters, mit Blitzen und Regen vertrieb die lustig-laute und mit Kleinigkeiten beschenkte Kinderschar und deren Eltern. Wir -die Gäste- und Don Oswaldo mit seiner glücklich-müden Eveli blieben noch, über die Familie, Kinder und Sorgen mit uns diskutierend und vergilbte, bunte und uralte Fotos zeigend-erklärend eine Weile in der großen und warmen Küchenstube sitzen.
Eine kurze Zeit ab er nur, dann gings wieder früh, sehr früh, für uns "Leseratten" zu früh, ins Bett. Morgen beginnt wieder, ebenso früh, sehr, sehr "verflucht" in der Frühe, ein sehr arbeitsreicher, schwerer Tag auf dem bäuerlichen Anwesen und auf dem Neubau der Casa Grande.
Zur "Nachtmusik" kam nun noch Donner & Blitz. Bald lagen wir aber auch: "Bettmusik" stellt sich bei uns bald ein!
Eure olle Weinnase
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