29.10.2008
Tach aber auch!
So gehts bis zum 18.12.08 also auch! Etwas beengt, aber so muß es halt gehen. Für die nächsten 2 Monate werden wir uns mit der Rest-Familie von Don Oswaldo das "Alte Farmhaus" -beengt- teilen und vorerst hier weiter verweilen. Oswaldo fliegt in die BRD zum Monatsende bis Ostern 2009 und lässt seine Frau Eveli und uns in der Pampa zurück. Der Neubau (Ausbau) der Casa Grande ruht ja bis dahin zwangsläufig. Und unser geschäftiger Oswaldo hat noch einiges an -vieler- Arbeit in Deutschland zu erledigen.
Erst wenn es "gesichert", nach Ostern 2009, feststeht, daß und zu welchem Termin der Neubau soweit zum Einzug der Degens nebst noch aufzunehmender kränkelnder alten Dame unserer Gastgeberin, fertiggestellt ist, werden wir (den geplanten Start in die Neue Welt haben wir bis dahin zurückgestellt!) nochmal einen -letzten- Versuch in Brasilien dann wagen.
Und, lasst es mich schon jetzt so sagen: "Der Mensch denkt - aber Gott lenkt"; so wie meine verstorbene Großmutter Martha es mir schon als kleinem Jungen in Düsseldorf sagte und lehrte!
Nein, wir haben nichts "ausgeträumt", nur... "abgebrochen" - die Planungen so unterbrochen und auf Mitte 2009 zurückgestellt. Auf uns wartet immer noch die "Neue Welt" in Latein-Amerika, in Brasilien - und das alte Farmhaus im Gaucho-Land.
Es ist hier ein abeschiedener Landesteil von >RS<, der einen sehr dünnen aber dafür sehr fruchtbaren Boden über Lehm und Sandschichten, teils felsigen Grundesn hat. Ein paar Zeigefinger lange Aststücke der Manick-Pflanze kommen in eine nicht zu tiefe Ackerfurche und die Natur treibt dann in kurzer Zeit -zweijährig nutzbar- aus. Geerntet werden die im Boden auswachsenden, sehr stärke- und eiweißhaltigen Knollen mit hohem Ertrag.
Bananen verschiedener Sorten gedeihen genauso wie Obst (Äpfel, Erdbeeren und weiße, sehr aromatische Pfirsiche) und verschiedene Zitrusfrüchte, Kohlsorten, Salate und eigentlich alles, was die Gaucho-Küche begehrt. All dies, frisch gemolkene Kuhmilch und daraus verarbeitete Produkte (Käse etc.), legefrische Eier von sehr hochgewachsenen, über die Grundstücke scharrender Hühner und das Fleisch dieser Tiere gehört zur schmackhaften -größtenteils- Selbstversorgung hier in Morro Redondo.
Brot wird meist selber gebacken oder kann in einem der dörflichen Mini-Mini-Mercados preiswert und täglich frisch aufgebacken gekauft werden. Marmeladen und Säfte aus den frischen Obst werden -duftend- selber eingekocht. Honig aus eigenen Bienenstöcken von bester Qualität und deutlichen Aromen runden diese dörfliche "Hausproduktion", neben einigen anderen Leckereien, ab. Das bietet uns das Farmland-Leben in MoRe, abseits in der Pampa.
Dazu Brunnenwasser, unbelastete Umwelt; mangels Industrie ist diese Luft so erfrischend und tut meiner arg angegriffenen Lunge sehr gut. Genau wie die Ruhe und der viele Schlaf, den ich hier ungestört finden kann. Der allabendlichen "Nachtgesang" der Frösche stört mich dabei nicht. Angetan bin ich von der -buntgefiederten- Vielzahl der Vögel und den koboldhaften "Papageien" im Eukalyptus-Wäldchen, den noch über uns und den uns umgebenden, jagenden und kreisenden Greifvögel in großer Anzahl und Mannigfaltigkeit, wie ich es noch zu kleiner Zeit es je so auf der Welt mal sah.
Die weite Landschaft der hügeligen Weiden, Bambushaine an den vielen kleinen Teichen und Seen, das vielseitige Grün, eingebettet dazwischen kleine Bäche und Flüsschen, eingesäumt von Blumen und Gehölz gibt seine Friedlich- und Lieblichkeit an uns weiter und stimmt so heiter! All dies spricht für einen -weiteren- Verbleib im Gaucho-Land. Nur müsste sich die verflixte "Dach-überm-Kopf"-Frage nachhaltig und gesichert lösen lassen. Die Beengtheit, in der wir z.Zt. leben, ist nichts für uns in "trauter Zweisamkeit" und für die nahe Zukunft.
Das hier auch Wein -unbekannte Reben- gedeiht, ist für die kommende Zeit der Weinnase noch eine Herausforderung, wenn die Anforderungen an Aufzucht, und an den Boden, großflächig zu vernünftigen Qualitäts-Trauben (Sorten?), führen soll. "Es muß nicht immer Kaviar sein", meinte mal der dt. Autor J. M. Simmel; aber etwas Weinanbau könnte es doch schon der Pampa sein. Bei BAGÈ, so ca. 120 km weiter westlich und nahe der Grenze zu Uruguay wird schon mit großflächigem Wein ein gesundes Auskommen von den Neu-Winzern gefunden. Und zwar weit abseits von in >RS< angestammtem Weinanbau in den Hügeln von Bento Goncalves auf 380 m.ü.M., in den Ausläufern der Serra Gaucha, und seiner Ersten D.O. an der brasilianischen Weinstraße!
Unweit dieses sich gerade "erprobenden" neuen wie unbekannten Weinanbaugebietes, liegt die Freihandelszone der Grenzstadt -ohne lästige Grenze und Zoll-, die mit der urug. Stadt >Rivera< (fast) zusammengewachsen ist. Hier wird brasilianisch (=portugiesisch) und hüben uruguayisch (=spanisch) gesprochen. Die Währung ist unterschiedlich, der hiesige Menschenschlag jedoch, der ists nicht. Gut -mit Bus und Flug- ist diese, westlich von Pelotas liegende Pampa-Stadt (100.000 Einw.) ein wichtiges Verkehrs- und Handels-Centrum >www.santanadolivra.mento.rs.gov.br<, das mit traditionsreichen Hotel/Rest. "Jandaia" >www.jandaiah.com.br< seit 1922 die weitanreisenden Gäste für ca. 40 Euro im DZ/F verwöhnt.
Von hier aus ist auch Bagé in kürzerer Distanz per (Rodeviaria!) Bus preiswert erreichbar. Zwar geht der Bus von Pelotas via Bagé in diese Grenzstadt, nur hat die kommende "Weinregion" noch keine touristische Infrastruktur - eine lohnenswerte Unterkunft ist mir (außer evtl. bei Oswaldos Familie auf der Couch!?) z.Zt. nicht gekannt, hier am Pampa-Grenzland zu Uruguay.
Hier in MoRe treiben die auf Bambus-Pergolen gezogenen -unbekannten- Reben schon ihre Gescheine aus. Das Blattwerk ist gesund-grün und schon sehr dicht. Es wird hier weder gedüngt noch mit Chemie gearbeitet noch ein kultivierender Rebschnitt ist erkennbar. Zunmindest die knorzigen Rebstöcke scheinen ca. 8 Jahre alt zu sein, sie sind aber erst 4 Jahre im Boden des Gartens an Don Oswaldos altem Farmhaus. Diese Wüchsigkeit ist erstaunlich, genau wie der Ertrag vom Stock, von dem mir die Gastgeberin Eveli berichtete - ihr Stolz war ihr ob dieses Ertrages in bester Qualität von (Rot-) Wein anzusehen.
Es ist schon ein prächtiges Stück Land hier, die Pampa. Antarktische Winde, vom Meer (ca. 100 km) die kühlenden Atlantik-Brisen, genügend Regen bis in die bras. Frühlingszeit (bis Dez. eines Jahres) und heiße Sommer. Ende Okt. beginnt die bis März dauernde Sommerzeit, die bis Mai, Anfang Juni noch warmen Herbst und kühle Nächte bringt. Klar, daß das hier mit der Landwirtschaft -und Obstanbau- so außerordentlich gut gelingt und es für einen Qualitäts-Weinanbau durchaus ideale Bedingungen gibt. Sehr kleinteilige Micro-Klimata prägen das Terroir im sanften Hügelland.
Hier, wo vor 60, 70 oder gar 80 Jahren schon von den ersten Siedlern und "deutschen Pionieren" scheints Wein angebaut und haus-/scheuneneigen, im "Großen Holz" ausgebaut und rege vermarktet wurde. Nur... so ganz genaues weiß hier keiner mehr zu berichten. Und Don Oswaldos Geschichten berichten von "alten Leit'cher", bei denen er als junger Mann (vor 40 Jahren?) seinen Genuß (und Räuschlein) mit sehr "starkem" Rotwein fand.
Was also hält mich -uns- die "deitsche Leit" davon ab, hier nicht für 'ne längere Zeit ansässig und rualem Leben nachzukommen? Die Pampa, Rio Grande do Sul, ganz Brasilien ist doch eigentlich die Neue Welt und die heutige Heimat von Einwanderern aus aller Welt geworden.
Besonders die als fleißig und etwas stur bekannten Deutschen konnten hier i.d.R. erfolgreich siedeln und sich seit Generationen erfolgreich behaupten.
Warum sollte dies ("Domäne" der ital. Einwanderer!) beim Wein nicht auch (-wieder?-) der Fall sein?
Eure olle Weinnase!
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