02.11.2008
Tach aber auch!
Ein Unglück kommt selten allein! Die Reise nach Porto Alegre, und von dort in die Hügel- und Weinbau-Landschaft, nördlich der Landeshauptstadt am "Lagoa dos Patos", der weltgrößten Süßwasser-Lagune, dem "See der Enten" kann nicht wie geplant in diese landschaftlich besonders schöne und als romantisch gepriesenen "Schwarzwald", und
Ausläufer der >Serra Gaucha<, stattfinden.
Die Frau und der Gastgeber Valdir selber sind erkrankt. Die Ehefrau sogar so schwer und heftig leidend, daß sie längere Zeit wegen ihres Leidens im Krankenhaus verbleiben muß.
Nun planen wir nichts mehr! Hinterher sind wir immer so betrübt, weil bislang nicht so alles wie besprochen und fix eingeplant geblieben ist. Außer der Verdruss, zu unserem Reise-Abschluß diesen besonderen Landesteil, dank des gastfreundlichen Angebotes von Valdir, uns zu beherbergen und als motorisierter "Reise-Guide" zu begleiten - schon alleine wegen der mangelnden Sprachkenntnisse und -spürbar!- leider fehlenden Mobilität.
So wie es nun steht, werden wir wohl im südlichen Teil des Gaucho-Landes (vorerst) bleiben und uns hier es "gemütlich" machen! Einige, zeitlich uns wegen des fehlenden Busanschlusses von Morro Redondo (ab 19:00 Uhr gehr der letzte, ab 6:00 Uhr der erste Bus von Pelotas in die weite Pampa-Welt) sehr eingeschränkter "Bewegungsfreiheit" und Fahrt-/Reisemöglichkeiten, werden wir trotzen und mit regionalen Bussen uns etwas umtuen, statt nur "faul" im Farmhaus-Garten den quicken Vögeln zuzusehen und von ihrer Freiheit zu träumen!
Es ist halt ein weites, ein sehr weites, großes Land, Rio Grande do Sul, und verkehrstechnisch nicht allzusehr sowie touristisch (außer wohl in Porto Alegre) so gut wie gar nicht erschlossen. Reisen (per Bus) sind, auch wegen der wenigen asphaltierten Straßen, über staubig-holprige Sandpisten sehr beschwerlich und langwierig, 60 km = 1 1/2 Std. ist so die Faustregel. Zumal der Bus oft, und an fast jedem Stopp, Fahrgäste mit Gepäck aus- und einsteigen lässt und viele, abseitige winzige Siedlungen auch noch anfährt. Es gibt keine -genauen- Fahrtangaben. Fahrpreise differieren und es kann passieren, das der Rumpel-Bus einfach eine Tour oder Haltestelle auslässt.
Und sowas wie Taxis gibts hier, außer in der Kreis-Stadt Pelotas nicht. Dazu sind sie mit 20 R$ für ca. 8,5 km recht teuer und muten "abenteuerlicher" als der Bus ("Scania" oder "Mercedes"!), also unsicher an. Zumal keiner der "Kutscher" uns oder 'ne Fremdsprache, außer dem Gaucho-Dialkt spricht und scheints versteht! Also... unsere Reiselust hat sich in Frust ob der Nachricht aus dem "fernen" >Novo Hamburgo< gewandelt.
Na... etwas in der Pampa, in den grünen Hügeln wandern tun wir ja auch sehr gern - wenns nicht grade wieder mal unwetterartig so viel wie bisher regnet und wir uns - ne Wander-/Landkarte gibts selbst im Fachladen von Pelotas nicht von dieser bäuerlich-abseitigen Pampa-Gegend. Und eine Weg-/Straßenbeschilderung braucht keiner, der hier wohnt und als "Heimischer" sicher seinen/jeden Weg -oft per Pferd und Kutsche- findet und uns für Verrückte oder ganz, ganz Arme -ohne Geld für die Bustarife- hält.
Und wie wir erst aussehen, da lässt man lieber diese Fremden, mitten in der Pampa gehend, am Wegesrand bestaunend stehen - und grüßt recht freundlich, ein so lautes "Eoih" ausrufend und dann klappern die Hufe doch etwas schneller und der Staub wirbelt dadurch höher auf... hüh mein Pferdchen, lauf Galopp, hopp, hopp und weg ist der Reiter oder selten vorbei knatternde, rappelige Wagen oder die kleine Kutsche! Und der Bus? Der kommt bestimmt, wenn so mal alles stimmt was wir "on the road" am Straßenrand "erfahren" =vorbeifahren haben sehen.
Sie bleiben halt nur an Paragems stehen. Dort wo wir keine Haltestellenschilder oder "time-tables" sehen. So müssen wir halt mit müden, sehr staubigen Füssen einen Mini-Mini-Market zur Einkehr suchen. Aber eines tun wir nicht: LAUT FLUCHEN oder unter den Gartenbäumen nur von Brasilien träumen. Wir sehen uns halt unsere Chancen im Pampaland etwas genauer an, ob wir uns hier mal >heimisch< fühlen können. Zumal wir uns hier kein sehr extrem teures Auto kaufen werden - können, denn dann können wir uns kaum noch etwas zum/vom Leben gönnen. Zumal bei der hier ungeheuren Inflation und stetig steigenden Benzin/Gas/Alkohol-Preisen und damit verbundenen Reise-/Fahrpreisen (Mautgebühren von 8,50 R$ i.d.R. zahlt man je Zahlstelle noch dazu).
Nach "Todos Santos", dem 01. Nov., hier wie in der BRD der Feiertag "Allerheiligen", folgt tags drauf bereits "Allerseelen" ="Dia de Finados". Letzteren "feierte" ich als "Arme Seele", da ich mit Krämpfen und Durchfall meist im Bett "übelst" lag, statt den tatsächlichen Sonntag im Garten oder in der Pampa on the road zu sein. Mich interessierte heute weder der "Café da manha" (=Frühstück) noch "Merenda" (=2. Frühstück; meist gegen 10:00 Uhr) noch das sonst übliche, üppige "Almoco" (=mehrgängiges Mittagessen - stets mit (Rind-)Fleisch u./o. Fisch/Geflügel) noch ein noch so leckerer hausgemachter Kuchen (gegen 15:00/16:00 Uhr). Selbst das "Jantar" habe ich diesmal "verschmäht" (=üppiges Abendessen gegen 19:00/20:00 Uhr; meist die "Fortsetzung" des Mittagstisches) und mich mit Wasser (!) und üblen Krämpfen gequält. Das "Hausrezept", Coca Cola mit Salz "lähmte" fast meinen Hals aber nicht den Durchfall!
Keine noch so delikaten "Coxinhas" - mit zartem, bestem Hühnchenfleisch und aromatischen Gewürzen/Kräutern sowie ofenfrisch gebackene/gefüllte Mürbeteigtaschen, verführten mich zum Naschen. Keine der duftenden Minitörtchen, den "Empadinhas", mit Fleisch, Geflügel, Krebsfleisch, Gemüse oder Schinken gefüllt, verleitete mich zum Genuß. Ich winkte, selbst bei dem Angebot des "Pao de Queja" (=Käse -warm- in Bällchen aus Maniokmehl, dem "Polrilho"), schweren Herzens -leidvoll- ab.
Ich sags ja: mir gehts wirklich übel und schlecht. Ihr wisst ja nicht, worüber ich sprech: Es standen mir die herrlichsten brasilianischen Delikatessen eines Feiertags-Festessen vor der "neugierigen" Nase. Ich aber sagte nur, und blieb lieber "stur": "Ich passe"!
Scheints ist mir die gestrige Nachricht doch auf den Magen geschlagen oders Bier war wieder viel zu kalt oder ich werd' halt langsam alt und gebrechlich! Oder?
Nein, nein, zum Doktor oder Krankenhaus geh' ich nicht. Da bleib ich lieber im Bett und jammere "maßvoll" -etwas- statt wieder mal ein Krankenhaus-Tester "on tour" zu werden. Ja, da bleib ich auch "stur": Mein letztern Krhs.-Aufenthalt in der Sahara reichte mir!
Ärzte oder gar Krankenhäuser, die sind hier in der Pampa rar. Größere Städte, wie z.Bsp. Pelotas, haben zwar Hospitäler. Aber ob die dem deutschen Standard entsprechen, dies wage ich zu bezweifeln. In Morro Redondo gibt es zwar eine medizinische Not-Versorgung in die ich aber nun auch nicht wollte. Lieber werde ich gleich Montag in der Frühe die hiesige Apotheke aufsuchen und mir meine Medikamente -i.d.R. rezeptfrei- selber aussuchen. Denn die "Begleitzettel" meiner in Deutschland gebräuchlichen Medikamente hatte ich zur Vorsicht und, Dank meiner Erfahrungen, "weitsichtig" mitgenommen. Das bestens ausgebildete Personal in den "Drogerias" oder "Farmacias" ist in Brasilien zudem berechtigt, einfache und unkomplizierte Behandlungen (und sogar Spritzen!) durchzuführen und gilt als allgemein sehr zuverlässig und medizin. erfahren.
Um in eine Klinik -Universität von Porto-Alegre- von MoRe aus hinzukommen, müsste ich so ca. 5-6 Std. an "Fahrzeit" und weitere Beschwernisse in Kauf nehmen; von den Sprachschwierigkeiten mal ganz abzusehen. Erst in Sao Paulo gäbe es eine, die in Süd-Amerika renommierte (Poli-)Klinik. Dies wären dann nochmal so ca. 1.300 km nördlich und ich wohl möglich nicht "rechtzeitig" zur Sprechzeit da (d.h. nicht mehr sicher und ansprechbar!). Auch diese, besonders für mich geltende "bras. Besonderheit", ist ein nicht zu vernachlässigendes Risiko.
Und mit dem Notruf 192 wäre die "Erste Hilfe" mit mir genauso hilflos, wie ich hier sehr vorsichtig und vorbeugend (geimpft!) mich verhalten muß, soll diese "Erkundungs"-Reise ihn haben: Den Guten Abschluss und Aufenthalt ohne weiteren Verdruss!
Boa Noite, liebe Leute
CpS
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