03.11.2008
Bom Dia!
Nun nun ist noch unsere Foto-Kamera defekt: Ist doch "jeck", wie uns diese Brasilien-Reise mit Hindernissen überdeckt!
Nun schaun wir mal, was uns der neue Monat im Gaucho-Land noch alles bringt, zumal der Schreiber mit seiner arg angeschlagenen Gesundheit um baldige Besserung ringt. Der "Stern" über unser(e) geplante(s) Vorhaben in der Pampa merklich sinkt, und wir nach Lösungen suchen, statt nur zu fluchen oder gar umzubuchen (=100 Euro p.Pers. bei der TAM als "Gebühr"!)!!
Nach 4 Wochen im bras. Bundesland >Rio Grande do Sul< haben wir -leider- noch nicht allzuviel gesehen, aber eingesehen, daß das >so einfach< auc nicht geht, bzw. sich mit den Bussen fährt. Zu weit die Distanzen und zu schlecht die Anschlüsse und Straßen, die meist nur sehr üble Holper-Sand-Pisten sind.
Unser eigentliches Planungsziel, für eine dauerhafte "Bleibe" in Morro Redondo brachte wegen hiesiger Terminschwierigkeiten im/am Neubau der Casa Grande den besonnenen Gastgeber, Don Oswaldo, schon genügend in Rage. Selbst sein Angebot zur Verdopplung der Gage für die notwendigen Fachleute und Helfer brachte -leider- hier nichts weiter. Und so ist der bedrückte "Herr der Farm" nun nach Deutschland und den Arbeitern doch gram!
Und wir? Wir müssen nun bergan, und zum verschobenen Einkauf ins Dorf hinauf und nachher, wie Esel bepackt, zurück ins "Passo do Valdez". Mal sehen, wie das bei der heutigen Hitze und mit 1 Std. Fußmarsch retour dann mit uns klappt, oder ob ich wieder -fast- "zusammenklapp", so wie vor Tagen. Nun, wir wollen -müssen- es halt wagen und uns halt was plagen statt im blühenden Garten den Vögeln und dem Kater zuzusehen: beim jagen und spielen und jubilieren und... "Wölkchenzählen".
Nun müssen wir wieder dem Kaufmann im Mini-Mercado "Geschmack und Land" wieder erzählen, gestikulieren und nur nitt die typisch brasil. Ruhe verlieren, damit wir auch wieder genügend Vorräte -evtl.gibts auch wieder Wein- im alten Farmhaus haben. Damits auch bei uns wieder stimmt, so wie's auf dem Geschäftsnamen des kl. Ladens überm Eingang ("Sabor und Pais") so geschrieben steht!
Also...auf gehts!
Das gehört zu Brasilien. Nicht immer geht klar, was man sich -ernsthaft- vornimmt. Als der Bus in unserer Nähe an der Berg-Piste nach MoRe war, entschieden wir uns: manhana wäre eigentlich 'ne vieeel bessere Zeit für compra, zumal die Sonne -nicht allzu heiß- schien, kam uns spontan die Idee, mit dem heranrumpelnden Bus noch etwas weiter in die südliche Pampa von >RS< zu fahren. Viel Zeit für Überlegungen blieb nicht: Wir fuhren also mit nach >Cangucu<. Ein Städtchen mit wenig an historischem Flair und entsprechenden Sehenswürdigkeiten.
Aber es wirkte auf uns heiter und munteres Markt- und Geschäftstreiben auf der Hauptstraße und, etwas weniger, auf den beiden nebeneinanderlaufenden Nebenstraßen, ein -gepflegter- kleiner Park, eine, nein später entdeckten wir noch 2 kleinere Kirchlein, viele Geschäftchen und Marktstände, ein paar kl. Restaurants und Fachgeschäfte für Landwirtschaftsbedarf, das moderne Rathaus und 'ne Schule machte ich noch auf unserem Stadtbummel aus.
Was macht also dieses Städtchen aus? Zunächst, es ist hügelig wie Wuppertal und so sind seine Stadtteile arg verstreut und steilst zu erreichen. Holpriges Steinpflaster und schmale Gehsteige voller -nicht hastender- Besucher, die Warenangebote prüfende Kunden und ein paar schwadronierende, alles blockierende Frauen. Und, man glaubt seinen Augen kaum zu trauen, jede Menge Gauchos in der sehr auffälligen Kleidung mit Hut und Stiefel, daß man sich in der Film-Kulisse einer "Western-Town" ala Hollywood wähnt. Pferde, Pferdekutschen neben Oldtimern der 40-70 Jahre des letzten Jahrhunderts dominierten neben wenigen modernen Fahrzeugen aus Japan, seltener aus der BRD -und natürlich jede Menge "Käfer" von "VW". Und Busse -alle Marken und Baujahre. Von der "ruppigen Kiste" die der Rost nur noch zusammenhält, bis zum modernen "Scania" mit AC/WC und >"Luftfederung"<.
Gelegentlich sogar ein "Mercedes" zog vom innerstädtischen Busbahnhof, der "Rodevaria" seine Touren! Alles wirkte nicht so "gehetzt" und gestresst wie in >Pelotas< aber deutlich "lebendiger" als in Morro Redondo. Schon auf dem Pisten-Höhenweg zog der Bus an bewirtschafteten Äckern mit allerlei Feldfrüchten, Plantagen mit Obstbäumen vorbei und... Felsen, Felsbrocken, einige größer als 'ne Scheune. Einige Telefonhäuschen in der Größe gleich. Viele Felsbrocken an Straßenrändern, neben Häusern, in Gärten und Feldern und es schien mir, so wie sie überzogen mit Flechten, Moosen und blühenden Pflänzchen waren, mussten sie schon lange, seit Urzeiten hier liegen. Scheints tat und tut sich niemand an den echten Hindernissen weiter stören. Die Straße wurde drum herumgebaut, der Acker hatte Furchen und die "dicken Brocken" und die Gartenzäune hatten die Felsen als Stütze integriert. Scheinbar ist niemand daran interessiert, sich um die verkehrstechnische Lösung dieses felsigen Problems zu kümmern.
Die Felsen und die "Pampa-Cowboys" fielen mir im Straßenbild der Hügelstadt besonders auf. Und daß es in der Stadt 4 (!) Hotels gibt. Das am Busbahnhof visavis liegende Restaurant mit "Hotel" besser nicht betreten, damits einem nicht übel wird. Dafür ist in unmittelbarer Nähe zur Mainstreet und Park, Bushalte und Rathaus ein nüchtern-modern wirkender Bau über 4 Stockwerke recht auffällig. Das Hotel Telesca ist mit Apartementos in Standard und "luxo", Saal für kleinere Veranstaltungen, Garage, Sky-Net-TV (auf Wunsch) ausgestattet. Der Preis für (2 Pers.) die Standard-Ausführung, incl. reichhaltigem Frühstück: 75 R$; luxuriöser dann für 99 R$ (Stand 03.11.08 = 1 Euro = 2,40 R$!) die Nacht. Restaurants liegen fußläufig um die Ecke.
Unsere Empfehlung ist das kleine, ungemein charmante Restaurant und Pub "ANIGO" am Park. Die Inhaber sind jung, die Ausstattung ist ein fröhlicher Stilmix "alt" und "modern" und die Küche hat tagesfrische Marktangebote; oft aber nur SB-Bufett zur Mittagszeit. Unweit des kl. Stadtarks, Hotel und Rathaus an einer Straßenecke -ruhig- gelegen. Und mit 22 R$ incl. des frischen O-Saftes, Bier und Café, waren wir als zufriedene Gäste gestärkt wieder auf anstrengender, bergiger Entdeckungstour in der Gaucho-Stadt.
Brigitte sagte mir, daß das selbst die "harten Jungs", die Gauchos zum staunenden Stehenbleiben und Umdrehen verleitet hat, als sie mich mit halblangen Hosen, langen Haaren mit Vollbart auf der Straße sahen. Sie selber gehen sehr sorgsam frisiert und stolz in ihrer -sauberen- Tracht flanieren oder in die Restaurant/Cafés sich präsentieren.
Tja hier ist halt das Macho-Land. Und ich sah nun, fast einen Kopf größer als die meisten dieser Herren in braun oder schwarzu gewandet und gestiefelt, aus. Meine "Kampfweste" stand noch auf, und so sah man meinen Silberengel, an langer Kette, auf dem T-Shirt glänzen - und natürlich meinen stattlichen Bauch auch!
Die älteste Brasilianierin ist stets "sittsam und ordentlich" gekleidet. Bei den jüngeren wird mancher Blick "abgeleitet", auf eine hautenge, dichtgewirkte "Strumpfhose" und einen gepushten, tiefen Ausschnitt in einer bauchfreien Bluse, Hemdchen der "Miniklasse". Nicht allen steht dieser "brazil-look". Besonders nicht bei den Damen und kecken Mädels, die zu viel Kuchen und süße Säfte statt Sport und gesunde "fitte" Ernährung zu sich nehmen. In den Kombinationen und Farben der "Damen"-Kleidung ist man hier im Süden Brasiliens, weitab des Litoral, der Küstengegend eher etwas leger bis konservativ.
Mit Ausnahme der "Strumpfhosen"-Girls mit Push-up-Dekolletée; diese sich so ungeniert präsentierenden Damen werden scheints überall akzeptiert. Nur von mir die Marke "bauchfrei" tragenden weiblichen Geschöpfe mit ihrer Heiligen Dreifaltigkeit nicht! So ein fetter Bauch ist für mich kein reizvoller Anblick, wenn er wabbelnd über der "Strumpfhose" hängt. Egal wer sich nun gekränkt fühlt.
So sehen will ich keine Mädchen oder Frauen. Stellt euch mal vor, ich würde so mächtig-prächtig und hervorragend durch die bras. Pampa-Dorf-Straßen stolzieren ;-)) ! Da fänd ich mich zum schießen und recht gräuslich!!
Die Häuser -Häuschen- sind in der Regel überall, wo wir bisher in <RS> waren, recht "bunt", oft sogar in so "schreienden" Farben, wie die hiesigen Kuchen und unzähligen Säfte und Süßgetränken, gehalten. Nur in der Gegend um Cangacu kam zu den properen Häuschen, sof auf dem fruchtbaren Hügellande, noch etwas auffälliges hinzu: Diese Wohngebäude hatten Scheunen dicht am Haus. Oft sogar benauso oder gar größer wie das Wohnhaus selber. Die Gemüse- und Obstbauern hatten also mehr Raum als die Bauern um Morro Redondo und Pelotas, mit ihrer Vieh- und Milchwirtschaft (Freiland-Haltung!) nötig. Außer im sog. Commerziellen Stadtzentrum <CENTRO> waren die Wohnhäuser sehr großzügig und in der Regel "gepflegter" als in MoRe und Umgebung uns erschienen. Auch die größere ZUahl der Geschäftshäuser war modern und sauber, mit einem vielseitigen Warenangebot ausgestattet.
Selbst ein kl. Hospital und verschiedene Ärzte (alle Ambulantorien waren proppevoll!!) und Rechtsanwaltsbüros, Versicherungsagenturen und einen Immobilien-Makler sah ich auf der Hauptstraße "General Osorio". Und ein paar gar nicht unübel aussehende Restaurants, Eiskaffee und Bäckereien (Paderias), die auch, neben Café-Funktionen, mehrmals täglich herrlich duftende Back- und "Naschwaren" (Pasteten!) anbieten. Bänke und der kleine Park boten sich für eine kl. Rast und "Anschauungsunterricht" an.
Mit dem Bus von MoRe nach Cangucu fährt man ca. 1 1/4 - 1 1/2 Std. und für 6,20 R$ pro Person für eine Fahrtstrecke in die für uns z.Zt. erreichbare hinterste Ecke in der südlichen Pampa, unweit (100/120 km) von der uruguayischen Grenze preiswert die ca. 68 km (zahllose Haltestellen und Stopps auf Klingelzeichen). Die Stadt ist für ein Gaucho-Feeling zum Abend, für eine Nacht mal in der Pampa zu Gast sein!
CpS
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