Weinnase in Brasilien 2008

XXXII. Ein weiterer Sand-Strand im Gaucho-Land!

04.11.2008

Tach aber auch!

Laranjal, ein am Strand des riesigen "Lagoa dos Patos", den gewaltigen Ausmaßen nach, ist dieser "See der Enten" die größte Süßwasser-Lagune der Welt. Und mit dem Vorortbus von Pelotas für 1,85 R$ unschwer in 30 Min. vom Zentrum aus direkt erreichbar. Unzählige kleine, meist sehr feine Villen und Wochenendhäuser -natürlich fast alle mit Pool- liegen im grünen Stadtteil von Pelotas. Obwohl wir heute 30°C (!) im Schatten hatten,waren wir an der Plaja fast allein. Noch haben alle zahlreichen "Strandbuden", Restaurants und Cafes geschlossen. Die eigentliche Sommersaison beginnt erst gegen Ende des Monats und geht bis in den Februar (09) hinein.

Ein leiche "morbider Charme" zeigt sich bei den Bemühungen der Stadt, diesen fein sandigen und sanft ins saubere Süßwasser gehenden Strand, architektonisch und touristisch "aufzupeppen". Ein sog. Strand-Zentrum gammelt mit Restaurant, Bankautomaten und div. kleinen Geschäftchen in aller Stille und wirkt öde! Dafür hatten wir den sonnenbeschienenen Badestrand in seiner Länge von 2 km für uns allein. Bäume und Bänke laden zum schattigen Verweil ein. Der Strand wird durch eine breite Straße zu den angrenzenden Gebäuden abegrenzt.
Sanitäre Einrichtungen waren nur spärlich für uns entdeckbar. An der kleinen -sauberen- Pastelleria kehren wir, unmittelbar am Strand gelegen ein und erhielten einen freundlichen Service mit hausgemachten, gefüllten und sehr schmackhaften Pasteten (2 R$): Ein Gedicht, mit Blick über die weite Lagune, deren andere Uferseite wir nicht mehr sehen konnten. Große Seeschiffe zogen weit draußen in einem ausgebaggerten Fahrwasser, vom Seehafen >Rio Grande< in langsamer Fahrt, vom nahen Atlantik den Binnenhafen von >Porto Alegre<, in ca. 270 km anlaufend.
Auch wir taten, neugierig am Strand langlaufen und kehrten zum späten Nachmittag erst nach MoRe heim. Denn vorher kehrten wir noch -in Pelotas Centro- ein. Eine sehr gepflegte kulinarische Adresse, schon seit 1957 (!) eine gastliche Institution mit einem seltenen Faßbierausschank =Chopperia mit Namen "BAVARIA"! Auf mein freundliches "Grüß Gott" reagierte man nicht, erst als ich "Bom Dia" nachgesetzt hatte, wurde uns von einem freundlich-aufmerksamen Kellner die Speisekarte gebracht. Einge deutsche Spezialitäten und eine Auswahl an FRISCHEM FISCH, und der kam auch bei uns auf den Tisch mit Beilagen und knackigem Salat für 16 R$. Von einer Portion hätten wir beide leicht satt werden können.
Bloß der dunkele flurartige lange Zugang zum urig wirkenden Restaurant wirkt abschreckend. Zumal das Restaurant im hinteren Hausteil im belebten Fußgängerbereich -ohne Fenster zur Straßenseite- liegt. Tageslicht kommt von einem kleinen, langen Innenhof, über den man auch die sauberen aber ältlich wirkenden Toiletten erreicht.
Der Fisch war saftig und perfekt gegrillt, genau nach unserem Geschmack! Die Beilagen frisch und sehr großzügig portioniert. Zum knackigen Salat gabs separat Gewürze, Olivenöl aus Brasilien und einen feinwürzigen Essig mit leichter Fruchtsüße. Zum sonstig servierten Flaschenbier war das Bier der Marke "Brahma" vom Faß erheblich teurer. So wie das ganze Angebot zu den von uns bisher bezahlten Restaurantpreisen deutlich nach oben abwich: 45 R$ war der Endbetrag - für Deutschland, vergleichsweise ein "Spottbetrag"; auch was die Portionsgrößen und Frische-Qualitäten betraf!
Dennohc: Ein Tipp für Gäste, die bayrisches Flair suchen oder den nun sehr seltenen Kellner-Service statt übliches SB-Bufett. Solche Abwechslung ist doch auch ganz nett, zumal wir heute den ersten Monat in Süd-Brasilien, im Gaucho-Land diesen Tag, statt mit üblichen, riesigen Fleisch-"Bergen", lieber mit frischem Fisch, am Strand genießend, feiern wollten! Nun, wir taten es auf semi-bayrisch und bestellten brasilianisch Reixe do Soundso; und waren unseres Lebens froh und glücklich im rummeligen Pelotas zur, fast zu späten, Mittagszeit noch einen ruhigen Tisch mit frischem Fisch bekommen zu haben, der uns beide nur knapp 20 Euro (incl. aller Getränke etc.) die knappe Reisekasse etwas schmälerte.
Gleich nebenan ist "OTTO", eine weitere Institution mit riesigem Kuchen- und Tortenangebot. Auch hier ist ein Stück der süßen Verführung, bester bras. Kaffee dazu, genug um einen Schmecklecker zu begeistern. Ottos Konditorei ist sehr, bei Jung und Alt, beliebt und nur ein paar Schritte vom "CAFÈ AQUARIOS", wo der Hai sehr freundlich bedient, in gleicher Str. des "15. November" - oder "Oktober" oder "Dezember" =ich habs vergessen=, entfernt! Nur eines vergess ich nicht: Wir haben sehr gut in der Pampa-Kreisstadt Pelotas zu Mittag gegessen!
Mit dem Rumpel-Bus und über die staubige Pampa-Piste gings bei 30°C im Schatten, zurück in den Schatten im Garten des alten Farmhauses wo wir uns mit der herrlich kühlen, selbstgemachten Limetten-Limonade erfrischten.

Tja, dies sind so nur "kleine Geschichten" aus einem weiten Land, von einem herrlichen Sandstrand, den Menschen hier und den sehr geruhsamen Tagesablauf. Vom Einkauf und der Mühe, die Waren und Inhalte auf den bunten Etiketten zu entziffern. Vom ungekannten Obst- und Gemüse-Angebot. Aber auch von unserer sog. "lieben Not", den richtigen Bus zu finden. Denn einen geregelten Fahrplan, den gibts so für uns erkennbar nicht. Weder in Pelotas noch bei uns in und um Morro Redondo in der heißen Pampa.
Die Feld- und Gartenarbeit beginnt schon "in der Nacht" ab 4:30 Uhr. Da sind die Farmleut schon munter und fleißig. Denn wenn am azurblauen Himmel die Sonne schon um 9:30 Uhr das Thermometer auf 28°C hochgetrieben hat, bleiben nur wenige Stunden an harter Bauernarbeit. Erst gegen 18/19 Uhr sinkt dann die Temperatur auf erträgliche 20°C und frischer, kühlender Wind vom Atlantik läßt die Apathie der Sonnenlast schwinden und uns wieder rege finden!

Es ist also nicht die Faulheit oder Bequemlichkeit, die ab der glühenden Mittagszeit die Leut' hier so ins/ans Haus und im Schatten verbringen lässt. Längst haben wir uns, diesem Tagesablauf besser abgepasst und leben ohne Hast und Stress, etwas gemütlicher der frühen Nachtruhe, gegen 22:00 Uhr zu. Unsere Erkundungsreisen in die Umgebung könnenerst ab 7:00 Uhr beginnen und sind mit dem letzten Bus,gegen 19:00 Uhr nach MoRe, auch beendet.
Es stellt sich aber noch immer für uns die Frage, solls hier und >so< sein, wo unser Leben im Gaucho-Land endet? Ist dies die "richtige Wahl" für uns verwöhnte Europäer??

Wir haben uns vorgenommen,diese Frage noch auf den Dez. 08, unserer letzten Nacht in Brasilien vor unserem Abreisetag, zurückzustellen. Genau wie die Lösung unseres evtl. späteren Verbleibs ab Sommer 2009. Wenn dann sich die Baufertigstellung der neuen Casa Grande präzisieren lässt. Uns dann eine endgültige Entscheidung zulässt, d.h.erst ermöglicht. Denn unter den beengten Verhältnissen -aufgrund der leider eintretenden Umstände, die so nicht voraussehbar waren- können wir unsere Planung(en) nicht verwirklichen und "frei" in Brasilien leben. Von hier, von Morro Redondo, uns die Neue Welt uns so, wie es uns gefällt länger und weiter ansehen und erleben!
Bis dahin werden wir aber heiter, vorerst bis Sommer 2009, in unserer rheinischen Heimat und ab Frühjahr wieder im kl. "Zaubergarten" unser Leben führen und... abwarten, ob uns hier ein Leben im "VW"-Garten, dem "Vor- und Weingarten" am alten Farmhaus, möglich wird. Und ob wir >so< auch dauerhaft heiter leben wollen, so als Olle in der Fremde und in anderer Kultur.
An unserem ehemaligen Plan festhalten, dies wäre nur stur und... schaun wir mal, was Don Oswaldo uns nach seiner Rückkehr in die bras. Heimat, erst Ostern 09 retour, so signalisieren wird?! Dann wissen wirs genauer und sind nach 3 Monaten im Gaucho-Land auch etwas schlauer, ob wir so leben können wie ein Pampa-Bauer?!

CpS


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