Weinnase in Brasilien 2008

XXXXIV. Abgesprungen...!

28.11.2008

Tach aber auch!

Ich war es so gewohnt, im HILTON oder RITZ oder einem Grand Hotel, einem berühmten "Hotel Palazzo", irgendwo auf der Welt zu logieren. Für viel Geld einem vermeintlichen Luxus zu erhalten. Hotels, die irgendwann, wie das ADLON in Berlin, oder das RITZ in Paris oder dies oder dort, die Liste setzt sich über ähnliche Etablissements auf allen Kontinenten fort, Geschichte gemacht haben und selbst zur Geschichte wurden.
Solche "Häuser von internationelem Rang" liebte ich. Die bräuchte ich, um mich als Gast oder auf längere Zeit, dort als Resident, wohlzufühlen. Evtl. weil ich auch hoffte, daß etwas von dem sog. "Rang und Klang" dieser weltbekannten Institutionen der Hospitalität und Gastlichkeit in Exclusivität auf mich -bezahlenderweise- überging. Eine lange Zeit gabs für mich stets einen von "Sternen" ausgezeichneten Tisch in einem so gekürten Restaurant, das sich in irgendeinem "Restaurant-Führer" unter den ersten 10, 50, mindestens aber 100 stets zu finden war.
Fisch musste nicht -nur- frisch sein, er musste vom Tisch im <die Namen sind austauschbar und seit Jahrzehnten bekannte Gastro-Tempel> "Chez Loup" sein. Der Koch sehr renommiert und der Wein selten, mindestens aber doch "fein" sein. Vom Herrenausstatter -zumindest- das edle Jacket - wenn nicht gar vom Modezaren geschneidert sein. So wie's dann zig-tausendmal, an die Kundenzahl erinnere ich mich nicht genau, verkauft wurde und mir jeder Depp dann ansah: "oh, dies ist ein Jacket von Daniel Hechter", eine Krawatte von "Plitsch oder Plum" band ich mir damals täglich um, und war dumm genug zu glauben, dies würde mich "Schlipsträger" auszeichnen. Genäht wurden diese Teile, in Hast und Eile in irgendeinem Niedriglohn-Land für den Export in die Länder, wo nur "wirkliche Reiche" sich so'n "Seidenbändel" für 285 Mark umbanden - genau wie jedes Jahre einige 100-tausend and gutsituierten Herren dies zu tun pflegten. Auch an den mir so bequemen, handgearbeiteten Schuhen sparte ich nicht. Gar nicht zimperlich gingen da schon öfter mal 2 1/2 Flaschen an "bestem Bordeaux" als vergleichbaren Preis voll drauf. Ich wusste ja auf dem Boden der Tatsachen als Gentlemännchen zu stehen und ließ andere zum "Schuheputzen" sich vor mir bücken.
Auf vielen -bezahlten- Rücken, oft sogar noch mit tiefem Diener, tat ich zu meinem Entzücken als ein solcher "Mann von Welt" anerkannt zu sein, recht viel "Mücken abdrücken". D.h. stets für eine scheinbare Welt, die von anderen klassifiziert und prämiert wurde, für einen Luxus in Exclusivität höchste Preise - auch oft unverschämt überzogen dazu - ganz leise   z a h l e n !

Eine lange, sehr lange, jahrzehntelange Reise war ich so auf diesen "Luxus-Zug" aufgesprungen und hatte mich vom "Trittbrett 3. Klasse" bis zum "1. Klasse-Coupée" durchgerungen. So nach dem Motto: "Exclusivität genießt nur der, der sie versteht", bezahlte ich den Fahrpreis dieses Zuges, auf den doch soviele Damen und Herren gerne mitgefahren/abgefahren sind; obwohl das Abteil schon arg überbesetzt war und man sich mit dem Gegenüber langweilte.
Und der sich, sichtbar, auch mit mir im gleichen, übervollen Abteil, auf dem zu lesen stand: "Hier saßen nur die, die zu leben verstanden"!

Und wer dort einst mal saß, aber nicht warum, stand auf poliertem Messingschildchen dann zu lesen. Manche so berühmte wie bekannte oder gar... berüchtigte Namen von Damen und Herren der einstigen Gesellschaft in diesem "angestaubten" Zugabteil. Ob die sich genauso wie ichs dann mal tat, gelangweilt haben, dies fand ich nur selten heraus. Dies blieb ein Geschäftsgeheimnis der Luxus-Train-Betreibergesellschaft mit ihrem medialen Anheizen und Marketing-servilen Condukteuren. Auch daß das nun mehr ein moderner Triebwagen vor dem langen Zug, und nicht mehr die 08/15-Lok sei, dies wurde nicht im "Fahrplan zu den Eitelkeiten" so erwähnt.
An den palastartigen Hallen, an den Geleisen standen die,die auch gerne mitgefahren wären. So oft auf Bahnhöfen so Zuschauende sehr sehnsüchtig in die Abteile der vollbesetzten Luxus-Bahn staunend-begehrlich gaffend stehen. Und die, die dort im Abteil, für eine reservierte Zeit, teuer bezahlt mitreisten, die schauten, obs auch genug "Zuschauer", in den Bahnhöfen "zum verpassten Glück", gab, die neidisch dem Zug hinterher blickten oder gar noch "im letzten Moment" fürn Gangplatz auf- und zusprangen! Denn die Abteile der 1.-3. Klasse, die waren schon solange reserviert!

Und beinahe ists mir doch passiert, vor Langeweile und dem wichtigtuerischen Gebrabbele der Mitreisenden im "1. Klasse-Abteil" eingelullt, bin ich eingeduselt und hätte fast noch meinen Ausstieg verpasst. Obwohl der Bahnhofsvorsteher seinen Bahnhof, in irgendeiener Weltstadt, lauf ausgerufen hat. Ich hätts verpasst, wenn nicht... ein neuzugestiegener Fahrgast ins Abteil zu >"Uns"< gehastet wäre, und erleichtert ausgerufen hätte -außer Atem-: "Fast hätte ich den Luxuszug zur Endstation Sehnsucht noch verpasst!"
So hab ichs doch geschafft, meine edlen A+C-Koffer gepackt und den Zug, an dem vorletzten Bahnhof "Zur guten Hoffnung", noch abspringend, im letzten Moment den schon leicht anrollenden Zug verlassend.
Mittlerweile reise ich mit den abgeschabten und von vielen Aufklebern überraschten schweinsledernen Luxus-Koffern weiter und um die Welt. Und ich erzähle den Fahrgästen, in den bummeligen Regionalzügen etwas von der Luxuswelt, die auf den bunten Abzieh-Etiketten, leicht ramponiert, noch erkennbar sind. Meist aber nur, wenn man mich danach -erstaunt- fragt: "Ach so, da waren sie auch gewesen? "Na dann erzählen Sie mal, wie's da war und wie's Ihnen gefallen hat?!"

Und dann erzählte ich von Geschichten, die mir erzählt wurden, die ich -zwischendurch- mal selber, hier und dort, erlebte. Aber nie, wie ich mich in diesem "Luxus"... langweilte und dann noch rechtzeitig den "Vorortzug zum Leben" bekam!

CpS


Copyright © 2007-2015 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: