Chuvo
(*) "Ein guter Tag für Regen", eine Redensart in der Pampa hier!
(Ein seltener Regentag auf der Farm in Morro Redondo)
Wenn man von MoRe mit dem EMBAIXADOR, dem Regional-Bus, runter nach "Capao de Leao" über die rumpelige Piste die Fahrt nach Pelotas macht, ist auf mittlerer Strecke eine große Fabrikations-Anlage auf der linken Seite - einige Hallen in noch gutem baulichen Zustand - zu sehen. Vermutlich wurden hier landwirtschaftliche Produkte verarbeitet. Die Anlage bot vielen Menschen hier in den Ausläufern der Serra Gaucha regelmäßige Arbeit und gesichertes Einkommen.
Auf dem Weg nach Pelotas sah ich einige stillgelegte Fabrikations-Hallen verrotten. Auch hier wird nichts mehr produziert. Arbeitsplätze gingen in großer Zahl hier in den letzten Jahren verloren!
Beispiele dieser traurigen Art sahen wir auf unseren Bustouren einige. Auch angefangene Gebäude lagen verrottet in gewerblichen "Brachen". Dies soll die Folge der MERCOSUL-Einführung vor Jahren sein, sagten uns die Leute mit traurigen Augen: keine Arbeit mehr! Das neue Wirtschaftsabkommen mit seinen südlichen und östlichen Nachbarländern Uruguay, Argentinien, Chile, Paraguay und Peru hat Brasilien hier, im Gaucho-Land, dem bras. Bundesland Rio Grande do Sul, einiges gekostet. Billiger produzierte Wirtschaftsgüter und Produkte sollen die hier einst blühende Wirtschaft arg bedrängt und letztendlich verdrängt haben. Die Region im Süd-Osten von <RS>ist dadurch wirtschaftlich in Schief-/Notlage gekommen. Wo hier einst blühende landwirtschaftliche Produktion war, ist nun kaum noc etwas davon, hier in der Pampa zu sehen.
Uns fehlt es an Arbeit -egal welche- sagte mir ein pfiffiger Nachbar im Mini-Mini-Market in gebrochenem Deutsch. 6 Kinder hat der nun 71-jährige Sohn eines aus Hamburg -im Alter von 23 Jahren- eingewanderten Deutschen und mit einer der ersten Siedler am Passo do Valdez. Bis nach Europa, Amerika und besonders gerne nach Deutschland würden heute die Joven (=junge Menschen) auf Arbeit für lange Zeit gehen. Einige würden sogar nicht mehr in die Heimat, der Pampa, zurückkehren.
Ihn verwunderte es doch sehr, daß wir, die Deutschen grad hierher kämen, wo doch jeder wegginge und Haus und Hof zum Verkauf kämen. Tatsächlich ist oft ein, mit ungelenker Schrift auf einem Stück Pappe "Vende-se" (=zu verkaufen!) zu lesen. Einige der bäuerlichen Anwesen sind zusammengestürzt, leerstehend und scheints schon vor Jahren aufgegeben worden. Der Urwald hat sich hier sein einst von fleissigen Siedlern abgerungenes Terrain zurückerobert! Die kleinen Siedlungen machen einen arg kümmerlichen Eindruck, die meisten Gebäude wirken... "renovierungsbedürftig". Oft sind nur ein paar ältere Menschen, uns so anstaunend, vor ihren Häusern und Hütten zu sehen. Und Kleinkinder, deren Eltern sich irgendwo in der Ferne -bis nach Übersee- zur Arbeit aufgemachthaben. Mit ihren weitab erzielten Einkommen wollen sie in ihrer Heimat in Süd-Brasilien sich und ihren zurückgebliebenen Lieben ein so karges Überleben ermöglichen. Dies wirkte auf uns bedrückend und ist im Land der stolzen Gauchos ein Zeichen der "Neuen Zeit": Arbeitslosigkeit in weiter Verbreitung.
Und dennoch ist -uns unerklärich- die Alegria, die Fröhlichkeit, für diese Menschen, nach ca. 150 Jahren Siedlungsarbeit und Aufbau einer neuen Heimat unterm "Wendekreis des Krebses", eine Lebensart, sich auch diesem Schicksal zu stellen, ohne viel zu klagen oder Hoffnung auf nachwirkende Hilfe. Der Staat hat sich hier längst verabschiedet und investiert in moderne Industrien und Export-Systeme, die nun mal nicht in die staatliche Entwicklungspolitik passen. Und diese Projekte liegen meist in Küstennähe, bei den wenigen Übersee-Häfen und im Umkreis der Mega-Cities. Hier, wo es auch die Millionen an Menschen, Millionen Wählerstimmen und eine Handvoll alles bestimmender "Millionäre" gibt.
Während sich in fast allen bras. Staaten das Landesinnere immer mehr -von sehr wenigen Ausnahmen abegsehen- entvölkert. Während es hier bittere Armut gibt, werden an den Traumstränden internationale Touristenprojekte verwirklicht, Natur zerstört und die Umwelt immer mehr dort in küstennahen Industrieanlagen verdreckt. Hier, wo der Umweltschutz noch in Baby-Schuhen steckt und der teure Lederschuh auf dem Fuß korrupter Beamter und Politiker!
Saudade, eine allgegenwärtige Traurigkeit, setzt sich immer mehr gegen die Alegria durch. Fast alle Wirtschaftsgüter, selbst ein Hemd oder ein Kleid, wird auf Pump -in Raten- verkauft, weil kaum einer den geforderten -günstigeren- Barpreis (=Avista) zahlen kann. Eines der größten (Walmart!) Kaufhäuser ist zu fast jeder Tageszeit "wohltuend" leer, klimatisiert und manch bestgekleidete Senora zieht hier, mit importierten "Luxusgütern" an Lebensmitteln und Modeartikeln, einen vollen Einkaufswagen zur mit 2-3 freundlichen Mädels -in Uniform- besetzten Kasse. Alles wird aufwändig in PVC-Tüten (!) verpackt und entweder zu einer vereinbarten Fix-Zeit im Stadtgebiet von Pelotas -kostenlos- nach-/angeliefert oder in dem weitläufigen Parkhaus ihr in den dort -sicher- geparkten PKW gebracht.
Einen Service, den wir sonst nur aus den USA her kannten, ist hier im "BIG"-Kaufhaus Usus. Auch die Bezahlung per Creditcard für jede Kleinigkeit im Einkaufskorb. Diese Center ziehen "Zuschauer" an, die von den hier bewaffneten Securitys nachdrücklich vertrieben werden. Der Arme kann den Reichtum im Überfluß kurz mal sehen, aber nie und nimmer hier als Kunde "verwöhnt" werden. Die Favelas sind auch im Dunstkreis von Pelotas, etwas "versteckt", zu sehen. Meist an stinkenden Kanälen und Müllkippen.
Mich wunderts nicht, daß es eine steigende Kriminalität (Einbrüche!) auch nun hier im Abseits der Pampa gibt. Hier im Gaucho-Land, wo es für sehr wenige Menschen alles (fast alles!) und für über 90 % der Bevölkerung nichts zu kaufen gibt. Außer man hat Arbeit und dadurch "Kredit". Die Verschuldung ist landesweit exorbitant und der mtl. Ratenpreis ist die Verlockung schlechthin und die einzige, sofort sichtbare "Preisauszeichnung"! Bei Barzahlung gibts "Rabatt" =Disquento, den man verhandeln muß und i.d.R. 10-15% MINDESTENS ausmacht!
Arbeit und Sozialabsicherung ist das hier im Gauch-Land zentrale Thema. Dabei gilt das Land im bras. Durchschnitt noch als wohlhabend - reich! Da möchte ich die als >arm< geltenden Bundesländer wohl gar nicht mehr sehen. Soviel Alegria habe ich wohl nicht als "Schutzschild" um mich und in meinem Herzen als privilegierter Mittel-Europäer.
Was Wunder, wenn wir, die Alemanhos, hier in der Gegend bestaunt und -tatsächlich- bekannt sind. Von den grünen Hügeln am Passo do Valdez bis zum Badestrand am Lagoa dos Patos, überall werden wir freundlich-hilfsbereit und als gute Kunden begrüsst und verwöhnt. Denn wir bezahlen BAR und kaufen regelmäßig ein. Sollen wir hier nicht mehr die "armen Rentner" wie in Deutschland sein!?
Ich mag hier nicht mehr -landestypisch- um den ehe schon günstigen Preis feilschen und belass es bei dem i.d.R. fair und abverlangten Preis auf den Märkten und "unserem" Mini-Mini-Markts im MoRe-Umgebung. Wenn ich den von (sehr) früh bis Sonnenuntergang hart arbeitenden Paulo-Cäsar sehr hart schuften sehe, und weiß das sein Tageslohn (für 12-14 Std.) 30/35 R$ ist, mag ich dieses, mir sonst geläufige "schachern" nicht anwenden.
Und Paolo-Cäsar ist alegria hier eine regelmäßige Arbeit zu FAIREN Bedingungen zu haben!
Von Paolo-Cäsar (="P-C") könnte ich eine Menge von Landwirtschaft, dem Land, seinen Tieren und den Nachbarn lernen. Denn "unser" schwarzer, schlanker Mann von Mitte Dreißig ist ehrgeizig und arbeitsamer Gaucho, der davon träumt, irgendwann "hier in der Nähe" selbst mal Herr auf eignem Grund und Boden zu sein. Und dies scheint mir bei seinem Fleiß und Zuverlässigkeit auch sehr gut möglich für den so stolzen Gaucho, den letzten seiner Familie, der hier überleben konnte und sich zur Familie des Don Oswaldos -zum "Degen-Clan" gehörend- sieht!
"P-C" ist unser Faktotum für alles und durch nichts aus seiner fröhlichen Ruhe zu bringen! Ob er merkt, wie sehr ich ihn bewundere und ein kleinwenig sogar beneide - hier in intakter Natur und Friedichkeit mit seinem Können, in Zufriedenheit zu überleben und dabei jeden Tag "vollen Einsatz" bei seiner harten (Hand-)Arbeit verantwortungsvoll zu geben. Auch wenn die Sonne mit +34°C brennt, der Regen in Kübeln tagelang schüttet und der stete Wind zum orkanartigen Sturm wütet und uns Europäer nicht vors alte Farmhaus gehen lässt!
Arm, aber nicht erbärmlich sind hier die meisten unserer Nachbarn in dem Land, wo sein Besitz nichts mehr wert zu sein scheint =keinen Ertrag aus den erzeugten Produkten abwirft. Nur noch der Selbstversorgung zum knappen und genügsamen Überleben als Bauer/Viehzüchter in der Pampa, deren Namen wir in Deutschland wo verächtlichmachend nutzen. Hier gebe ich den Menschen dies als meine Achtung gebietende Auszeichnung/Hochachtung vor diesem Menschenschlag, ehemaligen Siedlern und Auswanderern, die Weite und Wildnis der Pampa haben beherrschen gelernt! Eine Geschichte eines Landes, deren wir uns in Europa (BRD und Italien) kaum bewusst sind.
Den sich nun so für uns abzeichnenden Niedergang blühender Colonias (=Siedlungen) und bäuerlich strukturierten Dörfer wird man wohl nicht mehr umkehren, aber weiteren Verfall stoppen können. Dessen bin ich mir sicher, und mit dem alten Herrn, Sohn eines eingewanderten "Hamburger Jung" bin ich mir einig: Dies Land und die Menschen hier wären es wert, in ihrer besonderen Kultur und mit der beeindruckenden Natur -soweit es geht- erhalten zu werden.
Jeder unserer Nachbarn in MoRe, der ein paar "deitsche Wort" mächtig ist, fragte uns, ob wir bleiben oder wiederkommen werden. Denn wenns wieder die "deitsche Leit" in die Abgeschiedenheit der Pampa zieht, sieht man noch eine gewisse Hoffnung fürs Gaucho-Land.
Arm sind sie zwar, aber scheints nicht so... unglücklich, wie ichs anfänglich vermutete. Und Stolz haben sie, >GAUCHOS< zu sein. Ob ehemals aus Portugal, den Azoren, Deutschland und Italien etc. hier eingewandert: Heute sind sie alle Gauchos, auch die afro-brasilianischen, meist aus den noch ärmeren, nord-östlichen Bundesländern des Brasilien-Reiches, einst als billige Arbeiter "eingewandert".
Was aber die indigene Ur-Bevölkerung betrifft, bin ich mir hier nicht sicher, ob diese Gaucho-Kultur und -Status auch von ihnen, den "Ärmsten der Armen", den Minderpriveligierten, so gewesen wäre. Und wies um sie in den "Schutzgebieten", weiter im Westen des Landes, wirklich steht, dies weiß ich nur aus erschreckenden Berichten und aus den Geschichten der (Jesuiten-)Missionen!
Heute brauchte ich die gesäten Pflanzen, die Blumen und das gesetzte Gemüse mal nicht zu gießen. Noch bevor sonst die Sonne mit i.d.R. über 30°C "brennt", hole ich vom Brunnen Kannen und Eimer an Gießwasser, um die notwendige Bewässerung durchzuführen. Und wenn die Sonne, so nach 19:00 Uhr nicht mehr so sengend wirkt, sieht man mich diese schweißtreibende Arbeit in Vertretung der für ein paar Tage verreisten Farmersfrau tun. Brigitte kümmert sich um die "Drei Musketiere" = 2 junge Hunde und eine Katze und den Hof-Kettenhund "Fofa".
Und natürlich um unser Wohl und's Haus und... so sind wir hier seit Tagen etwas beschäftigt und häuslicher als sonst geworden. Wer weiß, das ein Eimer/Kanne 10 ltr. Wasser fasst und ich 2 x pro Tag jede der Aussaaten und sprießenden Pflanzen gieße weiß, was es heißt, je Runde ca. 20 mit Brunnenwasser gefüllten Kannen/Eimer auf dem abgeteilten Bauerngarten-Bereich am Farmhaus auszubringen: 220 kg sinds dann gewesen!
Muskelkater und literweise Schweiß sind der Preis für so ein reines ökologisches Obst- und Gemüse-Genuß-Vergnügen. Und auf den knackigen Salat - mit Bananen und Ananas zu den schwarzen Bohnen mit Reis und würziger Bauernwurst, knusprig gebraten, freue ich mich schon. Heute schüttet es in Kannen. Es ist "ein guter Tag für Regen" (*) sagen hier die Bauersleut. Und der rötliche Staub von den Pisten und Wegen wird auch etwas gebannt. Dabei ist ein... "ponco frio" =etwas kühler als sonst: 21°C und Zeit, sich etwas fauler im Haus aufzuhalten.
Nur unser täglich frisches Brot muß ich noch für dies im "Casa Verde" - zum späten Nachmittag im Mini-Mini-Market bei Senora Schivan einkaufen, etwas -mühsam- noch plaudernd, die frisch gemolkene Milch vom Nachbarn und die 12 Eier der hier glücklichen Hühner abholen. Aber erst nach der Siesta und wenn der Regen nachgelassen hat. Morgen müssen wir zum "Banktag" nach Pelotas und werden uns eine der herrlichen Spezialitäten der Stadt im "Café Aquarioi" -Kuchen der Spitzenklasse- gönnen!
Und ich werde meine Frau "verlocken", wieder ein neues Stadtteil "par pé" zu erobern, uns Pelotas wieder ein Stück näherzubringen und einen Teil der Rente von der einzigen, dazu möglichen Bank der Kreisstadt mitbringen. Und irgendwie muß es mir gelingen,ein kleines Geburtstagsgeschenk zu ergattern, ohne das meine Gattin etwas bemerkt - zum Nikolaus am 06.12.09 ist wieder ein Geburtstagsfest. Aber diesmal wohl keine Gäste oder Besucher und Gratulanten im Haus (am Passo do Valdez!) um dem "Alten Haus" zu einem weiteren Jahr auf die Siebzig hin zu gratulieren. Und wer wird schon hierher telefonieren - falls es mit dem Kontakt auch noch klappt!
Gratulieren kann ich uns auch zu unserer Gesundheitsversorgung in der BRD, denn hier ist diese passé: nur absolut notwendige Behandlungen werden von der Gemeinde (!) denen bezahlt, die sonst keine finanziellen Möglichkeit haben. Medizin ist teuer, aber viel preiswerter als bei uns. Selten reicht hier das Geld für die Busfahrt - obwohl Ältere (+60) eine Reduzierung erhalten. Die Fahrt nach Pelotas kostet uns für 134 km (H+R) 12,40 R$ pro Person (=5,20 Euro), daß hier kaum einer aufbringen kann. Von einem klapprigen PKW (aus den 60-iger oder 70-iger Jahren meist) oder einem Moto (=Motorrad) träumen hier die Menschen. Pferdekarren und Pferde gehören hier zum "Straßen"bild als übliches Pampa-Verkehrsmittel für die nähere Umgebung. Selbst die sehr preiswerte Stromversorgung leisten sich die Menschen in "Spardosis": Daher wirken die Siedlungen und Dörfer ab der Abendzeit dunkel und wie ausgestorben und mehr als trist. Holz ist hier die verbreitete Heiz- und Koch-Energie. Entweder aus eignem Wald und Schlag oder in den umliegenden Wäldern mühsam aufgeklaubt (auch mal geklaut!).
Das 20-iger Päckchen PALERMO-Zigaretten kosten zwar nur 1,93 R$, gehen aber hier selten übern Ladentisch. Und Drehtabak, den fand ich bis dato hier nicht, geschweige Zigarren. Und an die 2 ltr. Flasche "Wein" zu 2,34 R$ wagte ich mich nicht ran, da machen wir uns lieber von den rotfleischigen und saftigen Limetten aus dem Garten eine köstliche "Limettonade" (mit kühlem Brunnenwasser aus eigner Quelle). Sauer macht ja -bekanntlich- auch lustig. Und dies sind wir i.d.R. hier tatsächlich: vergnüglich und bescheiden in der Pampa-Natur l e b e n !
Seit Sonntag abend ist endlich der langersehnte Regen da. Die einst staubigen Pisten sind gewaltige mit Schlammlöcher versehene Routen, auf denen kaum gefahren werden kann. Uns sind einige Lebensmittel ausgegangen. Selbst der Mini-Mini-Market von Schiavan ist "arm dran": kein fr. Brot, kein Nachschub ist zeitig eingetroffen. Auch unser Nachbar hat keine Eier mehr - die Pampa-Hennen mögen scheints keinen Dauerregen - Chuva.
Der Himmel ist seit Tagen grau und keine wärmende Sonne bringts Thermometer von den kühlen 18°C hoch! Unsere Busfahrt nach Pelotas ist buchstäblich ins Wasser gefallen. Und wir haben kein Geld mehr. Von den 32 R$ werden wir uns -noch mehr eingeschränkt- ernähren müssen und noch 12 R$ für die Busfahrt "reservieren". Uns, den Tieren hier auf der Farm am Passo do Valdez gehts Wetter auf die Nerven und wir frieren! Gott sei Dank ist der gefürchtete Sturm ausgeblieben - aber auch der Wind der Pampa, der die Regenwolken hätte zwingen können, sich von Morro Redondo wegzubewegen. Das Leben ist nun noch ruhiger und aufs alte Farmhaus, mit seinen niedrigen Holzdecken über den kleinen Räumen, beschränkt!
Ich erzähle "alte Geschichten" von meinen Reiseerlebnissen, von meinem längst verstorbenen Hund "Blacky", dem Spitz, der fast 15 Jahre in meiner Jugend der Freund, Begleiter und Parner war. Seine Streiche und Kapriolen bringen, von mir stundenlang erzählt, meine Frau zum lachen und uns so etwas wie Abwechslung. Längst sind unsere deutschen Bücher gelesen. Wir lernen mit dem kl. Wörterbuch vom Klett-Verlag portugiesische Vokabeln und hoffen somit unsere Sprachkenntnisse in Brasilien -irgendwann einmal- zu verbessern!
Chuva ist ein lebensnotwendiger Segen und in vielen unserer Nachbarländern fehlt er. Seit Monaten ist die Steppe noch trockener und die Dürreperiode dauert dort schon zu lange und wieder zur Katastrophe für die notleidende Bevölkerung und's verhungernde Vieh zu werden.
Ob mirs "Geschichten erzählen" nicht mal langweilig wird? Der Gesprächsstoff uns im alten Farmhaus -wie Eier und Reis und Brot- ausgeht? Das kommt drauf an, wie lange hier der Regen geht und wir aus dem Hause können. Eines hat der Regen aber mir eingebracht: Linderung meines argen Muskelkaters vom täglichen Wasserschleppen und gießen.
Als ungeübte "Selbstversorger" auf Zeit haben wirs noch nicht so drauf, uns mit Vorräten aus eignenen Ernten etc. >über Wasser< zu halten. Also... wir müssen wohl, spätestens morgen Mittag, uns über die "Schlammwüste" und den Dauerregen uns ca. 1 1/2 Std. Richtung Dorf, den Berg rauf bewegen - und, wie durch den Bach gezogen, wieder den steilen Weg zurück. Ich will nur hoffen, das die kleine Holzbohlen-Brücke von Valdez den Wassermassen des nun reissenden Flusses standhält und Morgen-Sonne uns weckt: muss ja nicht gleich wieder mit 34/3°C brennen, die sengende Pampa-Sonne! Ich fürchte nur, dies war schon immer hier so und meine Wünsche noch Relikte aus einer Zeit der Rundum-Versorgung in der "alten Heimat"!
8 Seiten DIN A4-Papier sind noch hier um etwas nun mehr an Erfahrungen und Empfindungen und Erlerntem aufzuschreiben. Dann wirds nur mein bislang gutes Erinnerungsvermögen geben,um etwas aus dem sehr einfachen Leben im Abseits der grünen Pampa-Hügel, hinter Pelotas am Lagoa dos Patos, zu erzählen.
Der Regen und die bestimmt bald kommende Sonne werden die Aussaat schnell wachsen lassen; schneller wird aber das "Unkraut" wachsen und uns mit der Haubarge, dem bäuerlichen Ur-Werkzeug wieder aufs Feld zwingen, wollen wir hier die -reichliche- Ernte einbringen.
Der Wein an den beiden Pergolen ist in dicken, dichten Reben bald reif. Als wir vor 2 Monaten hier -unsicher- ankamen, waren noch kaum Gescheine zu sehen. Nur, was dies für eine Rebsorte ist, konnte ich noch nimmer nicht erfahren oder -mangels Ampelogie- nicht selber bestimmen. Kein Mehlton, kein Sonnenbrand, nur eine unglaubliche Wuchsstärke ist hier am Bambushain als "Weinanbau ala Pampa" festzustellen.
Es ist doch tatsächlich etwas heller geworden. Ist meine Chuva-Sorgen-Zeit nun bald beendet? Alegria, die macht sich wieder langsam breit und wir uns bereit, morgen uns in Richtung MoRe und nach Pelotas zu trauen.
Also: ata logo, Amigos!
CpS
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