Weinnasen Pilgerreise 2004

Weshalb ich u.a. büsse!


16.10.2004

Zwischenbericht von einer Weinnase auf Pilgertour

Zur Touristenattraktion mit dubiosem Flair verkommen? Seit mehr als einer Generation beseht der "FREISTAAT CHRISTIANA"; seit 1971 sog. "Hippies" im Kasernenleerstand der Stadt Kopenhagen ein "soziales Experiment" wagten. In/mit weitgehender politischer Souveränität.
Es war das "leichte Grausen", daß Kopenhagen-Besucher verspürten, wenn sie auf der legendären "Pusher-Street" völlig >frei< verkäufliche Canabis-Produkte sahen. "CHRISTIANA" nur ein real existierendes Kiffer-Paradies??

"Wir wollen anders leben" war wohl einer der Grundgedanken der "Freistaat-Gründer": Hippies, Rocker, "Kinderreiche Familien", "Gestrandete", "Bunte", Alternative, Grüne, Aussteiger und "Politische Phantasten" -Visionäre- mit einer Chance für ein sozio-kulturelles Zusammenleben ala "Multi-Kulti". Ein Utopia???

Schon sehr früh haben "nachdenkliche" Christianitter es verstanden, die Finanzierung und Einnahmen des "EXPERIMENTES" vom Haschisch-Handel fern und "sauber", d.h. rechtlich einwandfrei getrennt zu halten und nachhaltig zu sichern. Würde dies beizeiten nicht geschehen sein, würden die heute ca. 700 erwachsenen Christianitter ganz schön im kalten Kopenhagener Regen stehen.
Nix würde mehr so richtig gehen, nachdem vor einigen Wochen die Dänen -die Rechtsregierung unter Staatsminister Anders FOGH- ihre Polizei "unbarmherzig" in's Quartier gehetzt und den -legalen- Drogenhandel zerschlagen und die kl. pitoresken Geschäfte geräumt ("geräumt" mit unzulässiger Machtausübung) haben. 56 Händler wurden im Freistaat verhaftet und warten auf einen >fairen< Prozeß.

Klar, Bewohner und eine riesige Zahl von Sympathisanten lieferten sich langandauernde Straßenkämpfe und heftige Auseinandersetzungen von einiger Brutalität.
Die Umsätze in den kl. Werkstätten, urigen Kneipen und szenigen Musik-Cafe's gingen in den Keller. Christiana war seit Gründung, vor 33 Jahren, erstmals in ernsthafter Gefahr, "unterzugehen".

Heute ist Christiana eine kultige Touri-Attraktion; ehem. Hippie's aus Kanada und USA, der BRD und GB und wer weiss von woher, strömen her, um ihren Enkeln/Kindern zu präsentieren -ohne sich zu genieren- wie's damals einmal war. Wie die heutigen "Alt-Hippies" einstmals frei und seelig lebten.
Selbst die starken Polizei-Patrouillien, stete Durchsuchungen bei "Einwohnern", Razzien, und Straßenkontrollen bei Besuchern und Gästen, haben das "Experiment" nicht in die Knie gezwungen. Ganz im Gegenteil: Die stark steigenden Besucher/TouristenZahlen beleben es. Die gestiegenen Einnahmen der CHRISTIANITTER -so trägt Bente Morén von der wachen, aktiven Ökonomie-Gruppe glaubhaft vor- aus den Geschäften und Gastronomie, in den autofreien Gassen des FREISTAATES CHRISTIANA, beleben es klar und eindeutig:
"UNSER CHRISTIANA WIRD WEITER LEBEN"!

Über 180 Kindergartenplätze, medizinische Versorgung, Unterhalt div. Gemeinschaftsgebäude, und die Steuern und Abgaben sowie Mietzahlungen an den dänischen Staat sind nachhaltig gesichert. Nun haben die Christianitter noch einen veritablen Partner sich "geangelt"... das staatliche Fremdenverkehrsamt arbeitet an einer gezielten Vermarktung vom FREISTAAT DER HIPPIE-GESELLSCHAFT; enorme Einnahmen aus der RETRO-Masche witternd: Als Besucher-Magnet für Touristen aus aller Welt! Bringt enorm viel Geld nach Kopenhagen und in die Kasse der Kommunarden.
Und datt, datt kann doch nitt schaden!?! Lieber Touristen und Knipser, statt "baden" gehen!!

Und watt kaum einer von Euch weiß, von CHRISTIANA gingen -still und leise- auf besondere Art und Weise, sehr starke Impulse in die "Junge-Leute-Welt" die's mögliche Zusammenleben - auch von "Jung und Alt"- gänzlich ohne Gewalt für die Zukunft "ausprobieren" und soziologisch korrekt studieren!

Erwähnen möchte ich noch, datt CHRISTIANA s.Zt. ein "Fluchtloch" für aus den imperialistischen Kriegen der USA desertierten GI's bedeutete.
Die Bnundesrepublik lieferte amerikanische Soldaten als "Fahnenflüchtlinge" der MP oder CIA oder nach Amerika in's Staats- oder Militär-Gefängnis aus. Und wie's dort so mit den Menschenrechten "getrieben" wird, wie's so um die Würde des Menschen steht, haben wir doch grade erst- peinlich berührt- sehen/lesen können!

Ich bin zwar kein Einwohner von CHRISTIANA gewesen. Doch zu Anfang der 70-iger gern dort zu Besuch. Und da habe ich nitt nur ein besonders graziles "Fischweibchen" aus Bronze kennengelernt, sondern Anna-Maria oder Belte oder Agnes mit "yellow bandels in her hair"!
Ist schon sooo lange her -ich weiß (=sag') nix mehr, außer datt ich oft Gast im "Angleterre" war, jedoch NIE das bezahlte Bett (Zimmer mit hohmen Komfort in Luxus) genutzt habe!

Tja, datt waren noch -wilde- Zeiten, die mir außerordentlich gefallen haben. Sehr sogar!

Eure olle Weinnase,
als Pilger nun für diese "Sünden" büßend,
on the road again


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