07.11.2004
Zwischenbericht einer -noch- pilgernden ollen Weinnase!
In den Jugendherbergen und auch bei einigen "Pensions-Aufenthalten", wurde ich gefragt, ob ich denn keine Angst hätte, so -allein- zu reisen =pilgern!?
NEIN, klar nein, konnte ich den Fragenden antworten!!!
Denn bereits vor einiger Zeit habe ich mich "losgemacht". Langsam gelernt, mich -ständig- zu verabschieden. Weiterzugehen. Nicht so ganz genau zu wissen, ob und wo ich den nächsten Tag -und wie- verbringe/erlebe und dann zur Nacht sicher und preiswert unterkomm: Herbergen, später, auf dem alten, spanischen Pilgeweg von den Pyrenäen, werden's die >HOSPIZE< sein, die mich aufnehmen werden. Meine Asyle für eine Nacht sein.
Vor Jahren noch habe ich als Ehrenamtlicher auch in Hospizen und Gefängnissen Menschen betreut und mir ihre Lebenswege angehört. Oft waren es so kompliziert wie zerstörte Lebenswege. Diffuse Zielsetzungen; meist kein Zielbedürfnis erkennbar formuliert. Ängstlich, verwirrt oder aggressiv kamen diese Menschen mir entgegen. Wenn's mir -irgendwie- gelingt, gehen sie dann ihren Weg "bestimmter" und zuverscihtlicher. So sagte und wagte ich damals meinen "Einsatz"!
Die in Deutschland s.Zt. gegründete Hospiz-Bewegung, unter ihrer Schirmherrin Uschi Glas -dem "Schätzchen" des deutschen Film's, neben Werner Enke als "Fummler" und laberndem Looser, bekannt gewordenes *Stern'chen* der "frühen Jahre"- bietet Menschen Sterbehilfe und eine (Schmerzmedizin!) würdige "Bleibe" für die Zeit bis zum Tode -in der Regel 16 - 25 Tage- in freundlicher Umgebung an.
Hier wird dem Menschen und seinen Angehörigen geholfen, sich als "Pilger" zu verstehen und... Abschied zu nehmen. Sich für die letzte "lange Reise" vorzubereiten. Die Angehörigen lernen Abschied zu nehmen und die folgende Zeit der Trauer =Alleinsein, zurückgebleiben sein, verlassen sein; anzunehmen.
Dem "Pilger" kann der >schmerzfreie< Tod als Lebensereignis nähergebracht werden; seine Unausweichlichkeit und Eintritt in eine neue "Pilgerphase" erträglicher gestaltet werden.
So erhalten die Begriffe: PILGER, ANGST, HOSPIZ und ABSCHIED für mich eine weitere Bedeutung. Als malader Pilger habe ich mir eigentlich etwas -auf dem Weg zum kranken Greise- zugetraut, was nicht so ganz "einfach" ist: Mit mir so allein "fertig zu werden". Mich selber und meine "Unverträglichkeiten" zu ertragen. Quasi als schweres "Pilger-Gepäck"; dem >RuckZuckSack< der ollen Weinnase gleich!
Als "Niederrheiner", dem platten Heimatland zwischen Düdo, Rhein und Maas, sind Berge mir eigentlich unbekannt. Genauso wie tiefe, stille und dunkle Wälder, quirlige und mäanderne Flüsse, Wasserfälle und... Weinberge. Selbst unsere "Grundnahrungsmittel" sind andere, als die die ich auf meinen Wegen von Mittelrhein, Nahe, PfälzerWald, Saarland und Lorraine (=Lothringen) genossen und kennengelernt habe.
Auch die Kirchturm-Spitzen änderten sich. Von den Spitzen und Zinnen Spät-Gotischen Gotteshäusern -teils in rheinischem Schiefer gehüllt, sind's jetzt öfter "bayrische" Kugeln. Diese Türme sind so i.d.R. meine >Meilensteine<, Wegweiser und Hinweise auf Gastlichkeit: Hotels, Gasthäuser, Märkte und die meisten Geschäfte sind IMMER in der Kirchturmnähe zu finden.
Turmspitzen in abgelegenen Tälern und "Ländern", weisen -meist auf Hügeln und Bergen- auf Klöster und Burgen wie Schlösser hin. Auch eine -geringe- Chance, sich "versorgen" zu lassen (z.Bsp. das Kloster auf dem Jakobsberg bei bingen a.R.).
Andere "Spitzen" und Türme weisen auf die Industrie im Saarland hin: Schlote und Fördertürme, Zechen und Stahlwerke.
Also eine Menge "Wegweiser" waren's für mich bis zur deutsch-französischen Grenze durch 3 Bundesländer: Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland. 1 Monat lang meine "Meilensteine" auf dem "deutschen" Teil meiner Pilger-Tour!
Schon Saarbrücken mit seinem Einzugsgebiet und Vororten signalisiert die Nähe zu Frankreich. Lange die Grenzregion zum >ERBFEIND<. Bollwerke, Bunker, Festungsanlagen und kaum Straßen,die über die nahe Grenze hinaus ihren -natürlichen- Verlauf haben. Da muß man schon... "Umwege zu Übergängen" suchen und fluchen: Unnötige, blödsinnige Trennungen haben uns unsere Altvorderen =Vorväter, geistige Väter=, Politiker und Militär so hinterlassen, liniengenaue Angstzäune.
Und dies "kostet" mich ein unnötiges Mehr an Kilometern und Schweiß: Watt'n Scheiß, dieses Ab- und Ausgrenzen!
Wie verwundert war ich, in Sarreguemines/Frankreich eine >deutsche Strassenbahn<, die Saarbahn -Linie 1- nach Saarbrücken etc. zu finden. Was musste dieser "Linien-Bau" so an Ängsten und Abwehr bürgerlicher-bürokratischer Hindernisbau wohl überwinden, um in 25 Minuten den Schienenweg nach Saarbrücken zu finden ?!?
Für mich ein Stück Schiene -bedeutsames "Stück" Stahl dieser deutsch-französischen Region an der Saar, das EUROPA näher kommen lässt! Verbindungen schafft und hält: Moderner Chemin (de fér)!
Während SAARLOIS, ein steingewordenes Deutsch-Französisches-Debakel in seiner >Fortifikation<, seinen Festungsbauten, ist, hat VÖLKLINGEN dem "Europäischem Stahl" ein Hütten-Denkmal (seit Mitte der letzten 80-igern als "Ruine"!) als Welt-Kultur-Erbe hinterlassen. Und mir die Stadt Saarbrücken als BIER-BRAUERSTADT in "leidvoller" Erinnerung!
In knapp 1 Stunde mit dem Regional-Express ist -in ca. 6ß km- METZ in Frankreich mit seinen leidvollen "Killing Fields" zweier brutaler Stellungs-Graben-Krieger , bei Verdun und Sedan, in unmittelbarer Nähe. Aber auch als "Tor zur Champagne" hat diese ur-alte Stadt einen Namen der mir >so< besser gefällt!
In gleicher Entfernung liegt -ungefähr- hier in Frankreich in Lothringen SARREBOURG in Richtung Süden: Dijon -Lyon (Rhone) -Montpellier (Languedoc) mit dem Weingut der Mdme. Iris Rutz-Rudel in Lisson.
Dort hoffe ich "bald" auch das mir ausgelobte kleine "HOSPIZ für SPINNER & TRÄUMER" sowie den auf dem diesjährigen SLOW-FOOD-FESTIVAL so besonders hervorgehobenen "WILDEN WEIN" der Mdme. Iris zu stoßen: Mit IHM meine dann glückliche Ankunft zu SANKT MARTIN 2004 zu feiern.
Wolf Schneider, heute "Mallorquiner" ist Journalist und ein >Meister der deutschen Sprache< mit seinen so berühmten "Schachtelsätzen"! Klassik als Musikstil. Und einen eigenwilligen Schreibstil hat der "Journalisten-Papst". "Qualität kommt von Qual" war sein Motto, mit dem er seine Studenten vor mehr als 10, 20 Jahren forderte.
Die "GROSSE VERLIERER" ist sein nun beachtetes Buch. Und für mich sind die "Loser" im realem Leben die interessantesten Menschen; oft die nettesten Zeitgenossen. Ich begreife VERLIEREN als >CHANCE< im Leben! "Dabei bin ich ein kleiner Verlierer" geblieben; ein "Herzenstollpatsch" -wie mich meine Mutter als Kind bezeichnete- !
Lust an der Polemik ist dem Wolf Schneider geblieben: "Ich werde mich mal wieder am Wort vergreifen!, so begannen seine Lehrstunden in Journalistik!
"Richtiges Sprechen", d.h. verständliches Schreiben ist dabei sein Credo für die "schreibende Zunft" geblieben. Mithin, ein Perfektionist und "Germanist"! Grammatik als "Dramatik einer Sprache" würdigend, wäre es unter seiner Würde, solche "Ergüsse", wie die meinen, im Internet überhaupt wahrzunehmen!
Weil er aber -durch seinen damals spektakulären Rauswurf bei SPRINGER (dem "BILD-Zaren")- sich selber als Verlierer "draußen" fand, ist er ein auch für mich interessanter wie "wichtiger" Mensch geblieben. In Erinnerungen! Genauso "wichtig" wie die "geborenen" Verlierer wie... Donald Duck, Don Quichotte de la Mancha, Charly Chaplin's "Vagabund", Adolf Hitler, Idi Amin, Erich Honnecker, Gorbatschow, Kerry & "New Economy" für mich.
Eine "Kultur der Verlierer" ist unser tägliches Leben. Nun lebe ich ohne KRUG (aus diesem Champagner-Hause stammt die für mich edelste "Puffbrause") und genieße wieder: Streuobst-Wiesen, Brunnenwasser, Gänseleber -gebraten auf Sauerkraut mit Kastanien-Kartoffel-Purée im "Auxbonne Source in Sarreguemines (F)-, hausgebackenes Brot, den Herbst-Apfel vom Allee-Baum gepflückt, Gastfreiheit als Pilger -etwas seltener schon-!
Im Wein-Plus-Forum schrieben sich meist nur Gewinner die Tasten krumm. Gewonnen habe ich diesen Eindruck durch nun fast 5 Jahre intensives "Studium" der >Eitelkeiten im Genuß-Gewinn<. Verloren hat dabei oft meine Geduld mit den "Kork- und Erbsen-/Tropfenzählern", den Genuß-Vorschreibern und Ver-Führern.
Recht erschrocken stell' ich im Kalender grade fest, es naht bald wieder, DAS GROSSE -EUROPÄISCHE- WEIHNACHTSFEST. Nur noch knapp 1 1/2 Monate. Und ich sollte dann, der Ankündigung gemäß in SANTIAGO DE COMPOSTELA (span. Galicien) sein! Um dort das Geburtstagsfest des GRÖSSTEN ALLER VERLIERER, am 24. Dez. 2004, zu feiern!
Hat *ER* nicht mit den Worten... >>> "Mein Gott, mein gott, warum hast du mich verlassen?" <<< die Welt als >Menschen-Sohn< verlassen. Um zu Ostern 2005 eine Wiederauferstehung -und damit mein Glaubensbekenntnis gebründend- (?) feiernd!?!
"Verlassen" fand ich viele kleine Dörfer, Städtchen, Kreisstädte vor. "GESCHLOSSEN" auf Fensterscheiben des Einzelhandels, zu VERMIETEN..., Leerstandt, Dreck, Müll, abfall und Niedergang einer einstigen "blühenden" Handelsstruktur: VERÖDUNG von Lebens- und Kulturraum war rungsum anzuschauen. Gastronomie, Hotellieri, Pensionen und Cafés folgen schnell; für mich Pilger ein Grauen bei meiner notwendigen "Grundversorgung". Die beziehe ich so nun meist aus TANKSTELLEN-Shop's für teures Geld.
Riesige Gewerbe-/Einkaufs-Center, weit vor den Toren der Gemeinde, waren mir die Erklärung für diesen allgegenwärtigen neuen Lebensraum mit Mäc's und Pizza-Hütten als "Erlebnis-Restauration"! Watt macht datt denn schon, wenn nun der "Grüne Baum" oder "goldene Ochse", mit Gäste-/Fremdenzimmer, wohl nimmer öffnen wird?
Dafür stehen ISIS, Mieses und ACCOR so weit vor dem Stadttor: als kasernierte Gastro-Center mit ewig gleichem System!
Was ich so meine ist: WIR HABEN VIEL VERLOREN. Lernen wir nun's Alte pflegen und bewahren und uns auf's Neue einlassen. Man(n) muß ja nitt unbedingt alles Neue gleich hassen!
Dies meint so - lebensfroh und -bejahend -
Eure olle Weinnase;
pilgernd on the road again!
NS: Nur nitt "stehenbleiben" ist z.Zt. mein Ziel. Und datt ist -müde wie ich bin- schon beschwerlich genug.
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