06.11.2004
Zwischenbericht einer pilgernden Weinnase!
Rötlicher Sandstein, oft mit Flechten besetzt, dann silbrig-grün-glänzend. Mischwald mit dunkelgrünen Tannen und nun -fast- entlaubten Bäumen in zartem Gelb und bräunlichem Grün. An den Flußläufen, denen ich als leitendem Weg oft folge, sind's hohe Laubbäume mit Krähennestern und dichten, dunklen Misteln-besetzten Kronen. Auf den Wegen, feucht und teils lehmmatschig, liegt mahagoniefarbenes -braunes- Laub.
Ein Geruch von Herbst und Winter umgibt mich. Auf den wenigen Äckern die ich sehe, werden Kartoffeln und Rüben ausgemacht. Große Mieten zeigen es mir, auch hier ist die Ernte -fast- eingebracht.
Noch sehe ich, ab und an, an Hängen und auf Weiden schwarz-weiße Rinder und zottelige Schafsherden äsen, mich anglotzend. Weiße Atemwolken in die Kühle des Tages ausblasend.
Elstern -schwarz-weiß-gefiederte -laute- Kreischer sind meine Wegbegleiter. Zumindest zeitweise. Denn wechseln sie sich mit den krächzenden Krähen-Horden ab.
Zum späten Nachmittag, nebelig und trübes Wetter den ganzen -nassen- Tag, sah ich einige Stück Rotwild an einer Waldlichtung, nahe an meinem Weg neben der Land-Straße -neugierig- stehen. Das Röhren der Hirsche (Brunftzeit) hab ich schon ein paarmal -"urlautlich" laut- gehört. Jedoch nix von dem Wild gesehen. Menschen, Wanderer, Bauern, die habe ich >unterwegs< sehr selten gesehen. Und somit auch selten wie kaum gesprochen. Auch in den "Nachtasylen", in den Dörfern und kl. Städt'chen, habe ich kaum gesprochen. Außer einige "techische" Fragen nach dem WO und WAS für mich wichtig war. Notwendiger Gesprächs-Kontakt. Mehr nitt!
Erst in Saarbrücken hatte ich zwei mit ihren Söhnen reisende Väte und ein Hochzeiter-Paar als abendliche -neugierige- Gesprächspartner in dem "Bistro" meiner Herberge. Neurigig, weshalb ich denn > p i l g e r n < würde? Außer Religiösität konnten sie sich keinen vernünftigen Grund -außer sportlichem Ehrgeiz- für meinen Weg erklären.
Und ich, ich konnte ihnen meinen "Grund" >so< auc nicht -genau- erklären. Tat mich aber dem Gespräch und Fragen nitt verwehren und mich auf's "Wohin und Woher" und wer und was ich denn für'n Menschlein seie, für 'ne Stunde in offener Runde -nach dem Abendessen-, ein.
Dann war für mich, gegen 21/22 Uhr wieder "Nachtzeit". Denn "Pilgern macht sehr müde und das Bett "süchtig"! Gegen 7:00 Uhr ist dann der Kaffee, der mich süchtig machend hat aufwachen lassen. Von 7:00 - 9:00 ist i.d.R. die Zeit für ein "üppiges" Frühstück, im Herbergspreis von 22 - 30 Euro für's praktische Einzelezimmer mit WC/Dusche/Heizung und Bettwäsche/Handtücher, eingeschlossen!
Die "DJH"-Häuser liegen i.d.R. außerhalb, ruhig, landschaftlich "schön" gelegen und haben allen Segen der neuzeitlichen Hospitalität und Gastlichkeit. Halb- und Vollpension ist genau wie div. Veranstaltungen und sep. Räume, buchbar.
Mir ist aufgefallen, datt ich von diesem Weg, anders als von der AZOREN-Reise 2003, ganz anders berichte, erzähle und ein "Bild" wiedergebe. Hier waren es bis dato nur... >Empfindungen<, meine Impressionen, die ich über die fleissige Barbara Becker >die ECHTE< als Chronistin im Internet Euch versuche weiter- und nahe zu bringen.
Aber >so< wollte ich die >Pilger-Reise< eigentlich nitt Euch weitergeben. Mehr "Lokalkolorit", Daten & Fakten, "Wegmarken" sollten in den Pilger-Berichten der ollen Weinnase stehen. Doch, noch bevor ich so eigentlich und "richtig" losgegangen bin, "fing alles ganz anders an"!
Wenn ich was aufschrieb, dann waren es meine Gedanken und Empfindungen. Wie Barbara anmerkte... "düstere Gedanken".
Na, kaum drei Tage, und zwischen Bonn und Koblenz angelangt, hat's mir mit starkem Fieber und Brochnitis schon gelangt. Sollte dies das "schnelle" Ende einer Pilgerreise der ollen Weinnase sein? Immer noch am Rhein und als Kranker ganz allein?
Nun, das Fieber habe ich überwunden, mit der chronischen Bronchtis komme ich über die Runden. Aber die dann folgende Augenentzündung ließ mich langsam "verzweifeln". Als "Einäugiger" soll man(n) bekanntlich unter den Blinden "König" sein, aber... dann folgte eine -durch hohe Medikamentation ausgelöste- ... "schöne Scheiße": Akuter Durchfall mit starken Darm-/Magenkrämpfen. Und so zwei, drei mal verlor ich den Kampf nach einem Magenkrampf und meine Wäsche-Reserve genauso flux, wie's hinein ging in meine Bux!
Meine Zeit-"Reserve" ist ebenso "geschwunden". Zu lange keinen Ausweg schnell gefunden! Aber, der Mensch erträgt viel: Kriege, Erdbeben und auch Ärzte sowie andauernde Diarrhö. Wie bei mir.
Seit ein paar Tagen bin ich nitt mehr zu einem Doc gelatscht. Fühle mich zu sehr verarscht... ich laß mich doch nitt wieder in's Krankenhaus reinstecken. Näh, näh, näh: Lieber tue ich... um mich selber sorgen und gehe... soweit die müden Füße mich noch tragen! Und wie lange dies noch dauert? Na, ein paar Tage werden's Richtung Süden wohl noch sein.
Auch wenn ich dabei unterwegs so scheißen muß wie ein Schwein!
Und die, die hab' ich auch -morgens und sehr früh und scheu- gesehen: eine Rotte Wildschweine: grunzend und nach Kastanien am Waldrand den Boden durchstöbernd und scharrend. Dieser "wilden" Familie Schwein habe ich -stehen bleibend- zugesehen.
An einem Mühlenteich an der Glan, fast bei Lauterecken, hab' ich sogar einen Reiher "fröschelnd" gesehen. War's ein Frosch oder Fisch? Was der sich fing, ich weiß ess nitt. So gut/weit kann ich mit einem -entzündeten- Auge nun nitt mehr alles längs meines Weges an Interessantem mehr sehen.
"Räuber der Wälder" vermag ich aber noch zu erkennen: Umweltsünden und Zersiedelung, sowie landwirtschaftliche Brachen -subventionierter- Schwachsinn, Steuersünden =Umweltsünden, Vergeudung von volkswirtschaftlichen Mitteln. Eine einfache wie beklemmende Formel der Ignoranz udn Dummheit!
Es ist doch zu dumm, ich "krieg" doch so keine schönen wie stimmungsvollen Bilder von meiner Pilger-Reise hin. Dazu steht mir einfach nitt der Sinn! Auch wieviele km ich schon ging.
Was an Pilgerweg und Strecke, nach der nächsten Hecke, noch vor mir liegt, ich weiß es nitt. Und ich "erfrage" es auch nitt! Will's auch gar nitt wissen, all' diese >so< leistungsbezogenen Daten und Fakten: Was ich denn so geschafft habe und was ich noch schaffen muß -wenn's gut geht, dann ohne Verdruss!
Ich kann's jeden Tag mir leisten. Weitergehen oder "Schluß".
Ab- und/oder umdrehen ihne großen Verdruss -auf und zurück nach Huus! Aber, darüber fälle ich -MORGEN- so Gott will, den meinen eigenen Beschluß;
als olle Weinnase,
pilgernd on the road again!
Copyright © 2004 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: