10.11.2004
Zwischenbericht einer pilgernden Weinnase!
Echt erschrocken war ich -bin ich noch- als ich meine E-mail an eine Weinfreundin nochmal >Gott-sei-Dank< überflog und feststellte, das ich "konsequent" alle die DOPPEL-"N", "M" oder "T" mit nur einem Buchstaben getippt "hate"! So watt! Aua, datt tat weh!!!
Aber, datt ist doch "Schnee von gestern". Mehr erschrocken bin ich über den "Schnee von heute", den "Gruß des Winters" am heutigen Tage. Der hat mich mehr erschrocken und von den Socken in den Wanderstiefeln gehauen. Nun, viel war's nitt. Nitt genug um "Schneemänner" zu bauen. Aber -nun frag ich mich- kann ich's mir noch zutrauen: Die mühselige aber bislang so unbeschwerte Pilgerei in Richtung LYON - Frankreich's Süden, dem Languedoc-Roussilion bei Montpellier/Béziers, entgegen gehen? Mit Schnee und Kälte auf den Straßen und Feld-/Wanderwegen?
Ich tu' mich ohnein schon etwas unsicher bewegen, der entzündeten Augen und lahmen, krüppeligen Knochen wegen. Aber mit Gottes Segen wagte ich's bislang, durch Gottes weite WeinWelt zu tippeln. Mir einen täglich zumutbaren Weg mit Nachtasyl suchen. Natürlich dabei auch -mal- fluchen, mußte ich zu oft das "Klo-Papier" als Nachkauf lfd. suchen; die Diarröh hält mich noch immer sehr "befangen". Ist ja auch nicht immer "gut" gegangen, wie's schon die Spatzen von den Bäumen -meist- "gesungen"!
Und hier steht's wieder mal von mir zu lesen: "Der Mensch denkt - Gott lenkt"!
Dieses Sprichwort, daß mir schon meine Großmutter "beibrachte", ist nun wieder mal als ungemein zutreffend festzustellen. Es ist "zum Mond anbellen": Früher als ich's mir dachte, der Wintereinbruch ist mit ein zu großes Risiko. Datt macht mir's heitere pilgern nitt mehr froh, fank & frei. Schnee empfinde der Pilger -on the road again- als eine "große Schweinerei"!
Und so habe ich beschlossen... erstmal diesen Tag zur "Entscheidungsfindung", frisch & frech, in Richtung NANCY anzugehen. Mich dort nach einer Busverbindung umzusehen. Schließlich habe ich der lieben Mdme. Iris Rutz-Rudel in Lisson, bei OLARGUES, meinen Pilgerbesuch zur "Halbzeit" angekündigt.
Wollte mich dort hegen & pflegen und mich umsehen, nach was "Gutes". Gutes im Glas und aus dortigem, eigenen Weinkeller, eigenen Wingerten die dort u.a. "Leitern" heißen. Und dann feiern: St. Martin, 15 Jahre "Mauerfall"; datt "Elli von England" zu Besuch in Düdo; Karnevals-Beginn; WINTERANFANG!
Grund genug, mir die klobigen, feuchten Wanderschuhe auszuziehen und die Weinnase hinter'm Kamin in Lisson zu pflegen - Wärme zu genießen. Gastfreiheit anzunehmen um dort den neuen Wein aus der Ernte 2004 zu probieren - einen typischen "WILDEN WEIN", der wird's wohl in Rot dort sein!
Erstmal aber laaangsam den Tag "angehen", mal in Nancy einen >FEINEN FAST-FOOD< genießen (frz. "schwarzen" Kaffee, leicht bitter), dazu ein knackig-blättrig-frisches Croissant. Nur die s.Zt. bei mir übliche Fluppe, die "Gauloises", die fehlt dabei -leider- mir doch sehr!).
Dann, irgendwo am Place du "Grand Nation" oder dem Marchée "La Portemonnaie" ein Glas ermunternde "Puffbrause" -gar nitt sooo teuer wir bei uns zu Hause. Mich dann umsehen, Sehenswürdigkeiten "übersehen". Und zum Zeitungs-Kiosk gehen um nach Briefmarken zu sehen, mir 'ne Tageszeitung kaufen. Und mir dann noch 'nen "Cafe au Lait" leisten und's "buchstabieren" im Eck-Cafe "Chez Marianne", das Zeitungs-Studium beginnen.
Um mich zu wundern, wie schnell die oft zitierte und gerühmte >Niederländische Liberalität< nun doch -wie von mir befürchtet und erwartet- "zum Deiwwel geht"! Seit dem Mord an dem rot-blonden Ur-Enkel (Theo) van Gogh's zeigt's der rechts-radikale Mob: "Revanchismus" statt... ach, datt gibt's doch, selbst in "Holland" schon lange nitt mehr!
Wie's um die, im wesentlichen, abgeschlossene, frz. großartigen Weinernte in diesem zu erwartenden "Weinsee" steht. Wie's dem "alten Mann mit dem karierten Küchentuch auf'm Kopp", im Militär-Krankenhaus in Paris, geht. Was französische Politiker so zu ihrer -gibt's die überhaupt in France?- Wirtschaftskrise sagen wagen. Und... ob etwas über mein Heimatland und Frankreichs europäischen Bruder, Deutschland so für mich erkennbar in der Regional-Zeitung steht. Da, wo doch das Wichtige vom Vortage und die Sage von der Pressefreiheit, die Wahrheit ebenso -und sinnenfroh, ein frz.-"blondes" Nackedei "schamlos" seine Titten zeigt-; sich die z.Zt. beherrschende "Öffentliche Meinung" unseres "direkten" Nachbarn >so< zeigt. Und was "ER" von uns, den "Boches", meint zu wissen!
So werd' ich mir den Tag beginnen lassen, aber nun erst mal -hoffentlich wieder- warmes Dusch-Wasser über'n noch müden Body laufen lassen. Nach dem "Petite Cafe" werd' ich mich -wie gesagt, wenig in Museen- umsehen, wo man(n) gut und preiswert -wohl wieder in Bahnhof's Nähe >Gare du SNCF< leicht zu finden- essen kann, um nitt sich >so< der Gier der Expropriateure (Enteigungsbegriff aus der "Marxistischen Lehre"!) in frz. Restaurant's auszusetzen. Sobald die meinen deutschen "Fehlton" -leicht zu hören- entdecken, so tat ich's mal checken, scheinen sich die Preise von der Tafel/Karte/"Suggestion du Chef", von den Zahlen auf der Rechnung diametral zu entfernen. Tja, auch das kann man lernen, wenn man(n) eine Reise -wagen- tut. Selbst als Pilgers-Mann mit der Muschel oder grad deswegen (belächelt) so exponiert- an dem Mützen Band!
Aber so ist's nicht überall in hiesigem, riesigem Nachbarland. Fast jeder reichte mir freundlich-hilfsbereit die frz., linke Hand, stand ich mal fragend am Straßenrand. Die rechte Hand hatte der von mir befragte "Alte" hinter's rechte Ohr geklemmt und antwortete erstmal ungehemmt, mit... "Äh Äh Äh" mein in doch wohl passablem Französisch gestellten Fragen, z.Bsp.: wo/bei wem ich dieses billige Kissen zum Schlafe finden kann??
So sind sie halt, unsere Nachbarn im Frankenlande. Eine schon recht merkwürdige "nette Bande", mir ex tempore ein Gespräch zu oktroyieren! Da tat ich mich mit "meinem Französisch" doch noch genieren und lieber alleine bleibend: Draussen frierend! ;-)) !!
Aber... "verdienen" tuen sie i.d.R. keine Exekration (feierliche Verwünschung/Fluch der Kirche!), diese GRANDE NATION der Lebenskünstler und Genußsüchtigen. Für uns Deutsche, die -"etwas"- weniger Tüchtigen, stet's "Fin Vin" saufenden und starken Tobak rauchenden südlichen Nachbarn, die so watt wie Froschschenkel und überfette Lebern gequälter jg. Kätz'chen... äh, äh, äh > QUATSCH < : Gänse so gerne und immer essen.
Evtl. liegt's aber auch an meinem > Exterieur <, daß das Lächeln mich so oft die letzen Tage in France umfing, wie eine ofenwarme Stube im Winter! Tut so richtig gut, so was zu erleben. Lag' ich auch oft mit meiner (Aus-)Sprache scheint's daneben.
Mich ließ keiner als "Scheiß-Ausländer" einfach stehen oder weiter gehen. Stets ein freundliches BON JOUR, datt tut mir gut und ist so fremd in deutscher Kultur: Freundlich und lächelnd in den Tag zu gehen.
Wehe gleich wird's wieder kein warmes Duschwasser geben. Dann wird der frz. Herbergs-Vater mal watt erleben. So watt würd's bei uns in Duetschland ja nitt geben. Hier kann man einfach nitt leben; ist ja wie im "Saustall" so kalt hier! Ja sind wie im Wald hier? Warum ist's -plötzlich- so kalt hier? "Hiver" sagte ER, der Herbergsmann -mit typisch frz. Achselzucken- kurz und knapp. Ich lach' mich schlapp... er hatt vergessen, "Brennstoff" zeitig -weil die Öl und Benzinpreise so teuer waren- einzukaufen. Dabei heizt der Boiler doch mit Kohlen. Dem sollte man den frz. Arsch mal "richtig deutsch" versohlen. So dämlich wie bei uns die Polen, diese Franzmänner! Gell?
Dabei liebe ich Frankreich: Seine Weine, seine alte Kultur und selten so wie bei uns, bestens renovierte Château's. Die Chanson's. Das Gedudele des Melophon (übergroßes Accordeon mit chromatischer Skala für jede Hand). Paris und die Seine. Na... ihr wisst doch watt ich meine? Oder?
Und die langen Tische in billigen Kneipen (=Bistro!) wo sich die Wirte alles, nur keine Tischdecken, damals, erlauben konnten. Sogar die Rechnung auf's papierne Tisch"Tuch" haben sie mir -mit Zuschlägen für Bedienung "Service non compris" hieß dies mal)- und ein Couvert (=Serviette mit Messer & Gabel war's mal) gekritzelt.
All' dies gibts nun nitt mehr. Dafür gibt's bei der Eck', WIMPY und BURGER, datt selbe "american style" wie bei uns aus der "open citchen" her. Man(n) muß schon lange suchen -und leider oft fluchen- um ein typisches frz. Lokal (Bistro, Restaurant; egal!) mit traditioneller "Teller des Tages" (=Plate du Jour) für 5/8 Euro zu finden.
Und wenn's denn mal klappte -selten genug- dann gab's "Complette", eine Potage du Jour und 'nen leckeren Hauswein (Vin de Maison) neben der frischen, leckeren Tagessuppe, Baguette (frisches Knusperbrot in Stangenform) als "3-er Menue". Einfach, regional-typisch und mit bis zu 10 Euro (max.) doch noch für mich Pilger preisWERT.
So brauchte ich meinen "Tagessatz" für "Brot & Bett" von 35/45 Euro nicht oft überschreiten. Obwohl mich die ersten Tage der Kurs doch sehr... "überrascht" hat. Mein Budget -fast- für einen Monat auf Pilgerreise gesprengt hat. Kein Wunder, datt die meisten nitt pilgern -zu Fuß- und lieber an ägyptischen Sandstränden "Bonbonwetter" oder auf der "DomRep" oder in der "billigen" Türkei so "All Inclusiv" jeden Touri-Dreck "einstecken". Dort "sorglos" einchecken.
Tja... die wissen halt nitt, wie die Schweinebäck'chen auf Linsengemüse "a la Loraine" schmecken! Oder eine Suppenterrine voll frischer Kerbel-Suppe mit Knoblauch-Crouton's und "Riz de Veau"-Streifen. (hier in der BRD als BSE-Gefahr verboten: Kalbsbries!) Knusprig-nussig und perfect preparierter Hochgenuß aus landestypischer, französischer Küche. Hier will ich gerne wie... "Klein-Gott-in-Frankreich" mein Leben lang sein!
Und "Taubenfüttern im Park" ist hier genauso möglich, wie in meiner kl. Großstadt am Rhein. Nur... der Wein ist hier deutlich billiger. Sogar per Vert =offenes Glas =Coupe de... für 1 Euro, inclusiv!
Nun is's schon fach Acht (="Hasch"), mal sehen was das warme Duschwasser jetzt macht. Denn um 9:30 Uhr hab' ich mich mit einem Alten verabredet, der in Völklingen an der Saar, im Ruhrgebiet sogar mal als... "Fremdarbeiter" deportiert war und gerne "deutsch" spricht und Wangerlieder singt: "Musi denne ausss dähm Schättelle hinnaus,..." oder... "Das Wandern ist des Müller's Lust..." oder >weiteres wird nicht verraten< !
Der Slte will's doch im Pensionärs-Heim seinen 9 Zimmer-Genossen zu Weihnachten vorspielen und wohl -wie seit 30 jahren- seine Weihnachtsgeschichten aus den deutschen Nazi-Arbeitslagern erzählen. In der Weihnachtsnacht 1943/44, als man ihm nach einem engl. Bomber-Angriff auf Essen ein Bein amputieren musste. Ausländische Frendarbeiter durten s.Zt. nicht in Luftschutzbunker oder in Sicherheit gehen. Sie mußten an den Maschinen arbeitend stehen bleiben. Entschädigt wurde er nie dafür, das Krupp und Schieß und Rheinmetall >so< auch ihr Vermögen mehrten und die Kriegsmaschinerie "nährten".
Der Alte stammt aus dem Gebiet der Provence. Und als Menestrel (alt-frz. für "fahrender" Spielmann!) verdiente er sich ein paar Sou bis vor Jahren an den Plätzen wo Fremde sind, dazu. Die Deutschen, pflegte er mir fast jedem Satz folgend zu sagen, wären immer die spendabelsten gewesen. Sogar in Düsseldorf war er mal für ein paar Tage eingeladen gewesen... "In Obberrkasssell"! Dann musste er gehen und hatte die Chance genutzt, in meiner Altstadt frz. Chansons zum Accordeon -typisch französisch- zu spielen. Einen Sommer lang!
Mich mochte der Alte. Als "Bruder" hatte er mich schnell erkannt und als "Mendikant (Bettelmönch! Stets weiter ziehend!) tituliert =Clochard gemeint! Auf diese "Bedeutung" meines Seins für ihn, da haben wir uns geeinigt und ich MUSSTE -wohl oder (mir war...) übel- seinen >Rouge< als den ultimativen "Bruder-Schluck" akzeptieren. Ich hatte ja nix dabei. Und noch kein (Herbergs-)Dach über'm fragenden/suchenden Kopp, da traf ich ihn, den "Bänkel-/Straßensänger" aus alter frz. (Mine-)Tradition!
Mich "beäugend", taxierend auf der selben Bank am alten Krieger-Helden-Gefallenen-Denkmal "MORTE" sitzend. Und unter meinen Funktions-Klamotten schwitzend wie stinkend. Ganz freundlich fragte er mich in frz., engl., deutschen Sprachfetzen nach "Woher und Wohin" und dem Sinn der Muschel, die er früher als Junge, mit dem Vater gefischt hatte. An der Küste lebend. Lange vor dem sog. "Swaitten Weldekriesche"!
Seitdem sind wir nitt nur "Brüder" unter der freien Sonne Frankreich's, sondern -fast- wie Freunde. Und nun muß ich mich beeilen, duschen, und meinen musikalischen, hinkenden tres vieux amis, am Denkmal -nach meinem "petite Cafe" treffen... um mich zu verabschieden.
Will weiter, immer heiter und on the road again!
Wieder ein Abschied, wieder eine Begegnung, die ich wohl wieder nicht vergessen werde. Und um ein Versprechen ihm gegenüber erfüllen... das letzte Lied- auf deutsch- mit ihm noch singen =üben. Das so für ihn "Typische Deutsche Weihnachtslied" von der
" STILLEN NACHT, HEILIGE NACHT ",
wo nur noch die Sterne - einsam wie er, für mich ein wahrer "Star" der Straßenmusikanten "alter Schule", seit 60 Jahren auf der Straße, von der Straße und nun im Obdachlosen-Asyl, bei Patres lebend. Mit 9 (!) anderen alten Männern, die ein ähnliches Schicksal verbindet auf einem einfachen Zimmer am Stadtrand untergebracht.
Weihnacht spielt er Monsieur Noel, den "Weihnachtsmann" und gibt mit seinen deutschen Erlebnissen an, als er bei Freunden mal auf Urlaub war. Dieses Jahr zu Weihnacht, da wird er die alte, >fast 30-jährige Geschichte, die er IMMER seinen Kumpel erzählt< um einen kl. Teil ergänzen. Um den Besuch eines seiner alten Freunde aus Düsseldorf, der sein Versprechen gehalten hat! Und dies, obwohl ich eigentlich keine Zeit auf dem Pilgerwege in Frankreich's Süden mehr habe. Nun, dafür werde ich wohl ein neuer Teil einer alten Weihnachtsgeschichte werden!
Dafür werde ich gleich -gerne?- auf der Steinbank am Denkmal sitzend FRIEREN. So wie jetzt unter der immer noch >kalten< Dusche in der "Herberge"!
Eure olle Weinnase,
als frierender pilger und nun auch Musikant (Chansonier")
on the road again
NS: Und wieder ein Stück'chen Kälte zeitweise aufgehalten/vermindert. "Wärme" gespendet und bekommen!
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