Weinnase: Geschichten aus Tunesien 2007-2008

28. Brief aus Afrika: Ein Sonnenland - ein Abschied - ein Versprechen!

05.02.2008

Nur knapp 1-2 Std. fährt man von Tunis durch das Gebiet von >Cap Bon<. Grün und blühend ists hier im Norden von Tunesien. Satt grüne Wiesen; blühende, gelbe Blumen auf dem satten Grün und die blickdichten Mauern um die "strahlend" weiß gestrichenen Häuser und Gehöfte sind mit Blüten von Rosen, Trompetenbüschen und allgegenwärtigen Bougainvillea - in gelb, rosa, violett, rot oder weiß bekränzt.
Dort wo der Boden beackert, d.h. bebaut wird, ist die Erde braun bis gelbsandig oder meist rostrot und kontrastiert gegen das strahlende Blau -azur- des fast wolkenlosen Himmel mit greller, wärmender Sonne.

Diese friedliche, leicht hügelige Landschaft ist großflächig mit Bäumen aller Zitrusfrucht-Arten und Olivenbäumen sowie weiten Rebfeldern bestückt. Dazwischen die weißen, kleinen Ortschaften mit ihren "hingewürfelten", kubischen Gebäuden -meist mit blauen Fenster- und Türlaibungen- bilden den Kontrast zu den leichen, wellenartigen Hügeln mit schützenden Kämmen von Mittelgebirgen (ca. 300-600 ü.M.) mit Wäldern von Korkeichen und "den üblichen" Mittelmeer-Gehölzen (wie in Spanien oder Süd-Frankreich) und Gesträuch; Garrigue genannt! Schroff und konstrastreich schützen diese Gebirgszüge und Hügelketten, weite -fast planen- Ebenen mit Weiden, gemischten Agrarbebauungen, Trockenflüssen und -meist salzigen- kleinen Seen.
Nach den Feldern kommt die Region der fast geometrisch geordneten "Ölbäume", den Olivenbäumen im satten, glänzenden Grün vor azurfarbenem Himmel, der wolkenlos und von 06:30 - 19:00 Uhr die Sonne brennen lässt. Kakteen begrenzen Anbaugebiete und schützen weißgekälkte Gebäude sowie einzeln liegende Gehöfte an staubigen Pisten. Fast schnurgerade durchziehen Asphaltrouten das monotone und flache Land, aus dem ab und an -in der Ferne zu sehen- steile Berge und zackige Gebirgszüge ragen.
Dort, wo nichts angebaut wird, ist das Land, vom Meeresstrand an, weite und flache Steppe., Hier ist der SAHEL, der (arabisch) "Gürtel" vor der zu nun zu ahnenden Wüste. Dem "großen Süden" des Maghreb!

So wie wir Euopäer uns -wohl nach dem Film "Lawrence of Arabia" oder "Der englische Patient" "geprägt"- "die Wüste" vorstellen, ist sie -erstmal- nicht. Geröll; Stein, große, lange, kleine Steine, 'ne mega-karge Gegend und Hügel und Schluchten und überall Gesteine, Steine, Steine, Felsen und Kies-Geröll und >STAUB<. Und Hitze; die in der sternenklaren Nacht sich mit rauer Kälte >blitzschnell< "abwechselt". Schockartig! Bis zu... 40°C Temperaturunterschied in knapp einer Stunde. Und dann, nach dieser Einöde -wenig Gestrüpp, einige Lehmhalden, staubige Pisten als "Abwechslung"-, ein paar sog. "Berbersiedlungen" in trostloser Umgebung (meist Lehm-Gesteinsbauten an Berghängen oder -Kuppen) als "Oasen", dies ist dann auf einmal vorbei. Und Sand, unendlich scheinende Flächen und Dünen von goldgelben Sand, rieselndem Sand.
Sand in der Luft. Sand im Wagen. Sand und glühende Sonne. Sand und glühende Sonne und "scharfer" Wind. Sand und Sonne und blauer Himmel als Kontrast dazu. Nun haben wir die Wüste - DIE Wüste - erreicht. Und dann "erfährt" man die unendlich scheinende Weite und hört in der scheinbaren Ruhe den Sand -vom Wind getrieben- "singen". Man "hört" tatsächlich unterschiedliche Töne und Geräusche und spürt: Diese Wüste lebt!

Ein paar Stunden durch diese urtümliche, eigenartige Welt des Sandes und Sonne, Schaukelei auf Dromedaren, die rülpsen und fürchterlich furzen, knurren und schreien und schaukeln und wiegen und rinnendem Schweiß und... PALMEN, riesige Palmenhaine, wedelnde Palmenzweige, satt-gelbe Rispen voller gelber- bis braunfarbener Früchte, die von den Palmenkronen ranken: Eine Oase ist erreicht. Eine von den legendären Oasen im Grenzgebiet zu Algerien. Oasen und Grün und Wasser und Ruhe vor den ruppigen, stinkenden -und bissigen- Viecher, die hier Kamele -tatsächlich- heißen, aber doch DROMEDARE heißen und fürchterlich scheißen.
Der Dung ist gesuchter Brennstoff fürs "Lagerfeuer" und begehrter Langzeit-Dünger in den Oasen; unsere liebreizende, kleine Oasen-"Stadt" in der Weite der Sahara. Und es schlängeln sich kleine Wasserläufe, Kanäle, Flüsschen und "Bewässerungssysteme" durchs Palmenwäldchen, durch Felder mit Obstbäumen, Gemüsen und... Blumen!

Mit Lehmziegel wurde der alte Dorfteil der uralten Oase erbaut. Geometrisch sind die sonst so schmucklosen Gebäude durch die besondere Anordnung der Ziegel "verziert". Bögen, Passagen und Arkaden und staubige, kleine, enge Straßen und Wege und Gassen, durch die oft nicht mal 2 Menschen nebeneinander passen. Kleine Plätze und hinter den Mauern lugendes Gartengrün.
Warme, heiße Quellen speisen natürliche "Pools" und laden am späten Abend zum pflegenden Bade =Erholung ein. Noch bevor das Essen auf dem Lagerfeuer seine orientalischen Düfte in den sternenklaren Nachthimmel -verheißungsvoll- verbreitet und vom nahen Minaret der Muezzin, der "Rufer" zum Gebet in die altehrwürdige Moschee "einlädt", zum letzten der täglich 5 Gebete, dem Nachtgebet, die Gläubigen aufruft.
Mit dem uralten Ruf, der auf der ganzen islamischen Welt >gleich< ist und Gott preist!

Ich bin viel, ich bin oft, ich bin weit und gerne "weltweit" gereist. Aber noch nie so und "Durch die Wüste" (siehe Karl May: Band 1!), der größten der Welt. Der GRAND ERG ORIENTAL, als Sahara besser bekannt, berühmt und seit Urzeiten (von denen, die durch die Wüste "ziehen"...) hier in Karawanen diese menschenfeindliche Einöde -respektvoll- durchqueren. Nicht ängstlich, aber umsichtig und respektvoll tun sie dies.
Und für eine -leider nur kurze Zeit- taten sie dies auch mit uns. Zeigten uns die Gefahren (!) und halfen uns, Ängste und Sorgen sowie "Nöte" zu überstehen. Einst waren sie gefürchtete Nomaden, die "Herren der Wüste", die sich selber als "Edele" oder "Freie" bezeichnen und sehen, und so auch heute -respektvoll- mit und in "ihrer" Natur leben wollen. So wie schon länger als vor 1.000 Jahren, länger als die Zeit seit Christi Geburt: weit vor Christi Geburt!
Sie zeigen nicht nur, sie haben keine Angst in und vor der Wüste. Sie leben mit, in und durch/von IHR seit Jahrtausenden. Heute führen sie so welche wie mich und andere Reisende -oft auch busladungsweise Touris, im "Kameltrab" stündlich, am Oasen-Sandhang, "durch die Wüste"- durch die Sahara; neben den alphaltierten Autorouten für Trucks und "LKW-Züge", die heute die Karawanen sind!

Die "Blauen Männer", die TUAREGs, die BEDUINEN, die ziehen nicht mehr mit Datteln, Öl, Salz, Gold oder Edelsteinen und Elfenbein -und mit Sklaven- durch die Wüste für ihren "angestammten "Lebensunterhalt. Wenn sie heute "ziehen", dann i.d.R. als Schmuggler und "Grenzgänger" auf uralten Wegen und Pfaden. Und wenn Reisende -wie ich- die Wüste durch und mit ihnen kennen- und erleben, sicher in der Sahara überleben wollen! Und... ihre Tradition verstehen und ihr Leben als sog. "Freie" -zeitweise- teilen wollen! Ihre berühmte "Gastfreiheit" und Lebensart >hautnah< auf'm Dromedar kennenlernen können!

In meinen, fast nun 30 BRIEFEN AUS AFRIKA habe ich von den Orten und Kultur und Historie sowie Kunst dieses Landes zwischen feinsandigen Mittelmeer-Stränden und gold-gelben Wüsten berichtet, so wie ich in den Monaten Dez. 07 - Feb. 08 Tunesien im Überblick -etwas- kennenlernen durfte, erleben und "genießen" konnte.
Heute sahen wir die ersten in rosa und weiß voll erblühten Mandelbäume. Ein Zeichen, daß das sehr kurze Frühjahr in diesem Land sich bald in einen laaangen, heißen Sommer, bis Anfang November, wandeln wird: Strand- und Party-Zeit. Und millionenfach werden dann die küstennahen Flughäfen jeden Tag diejenigen "ausspucken", die dannn die Küstenorte und Touri-Center füllen - überfüllen werden.
Aber dann werden wir schon längst dieses gastfreundliche Land in Nord-Afrika, in Richtung Europa, verlassen haben. Aber nur, um bald als gerngesehene Gäste wiederzukommen!

Versprochen!
CpS


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