April 2004
Tach aber auch!
Wenn's auf der Karte eines ambitionierten Koch's/Restaurant steht, kommt's auch auf meinen Teller. Obwohl... eigentlich dürfte ich meiner "Sucht" nicht -mehr- nachgeben. Meinen meine Ärzte. Aber, die meinten schon so oft und viel von mir/über mich zu wissen. Wenn's nach den Doc's gegangen wär, wär ich schon vor Jahren "abgetreten", statt mit einigen von Euch zu genießen, was die weite Wein-Welt für uns bereithält.
Auf mein Laster -meine Sucht - mag ich nicht verzichten. Wer lässt auch schon ein "baba an rhum" unbeachtet auf der Speisekarte "ruhen"? Wer würde nicht vom üppigen "Millefeuille", mit krokantem Blätterteig, "verführt" werden?
Oder darf's ein fruchtiges Zitronen-Pfeffer-Eis, ein Valrhona-Schoko-Süpp'chen mit gratinierten Erdbeeren, ein Gries-Flammerie mit Soße von Himbeeren, ein... Leckerli aus Meisterhand sein.
Küchenstile änderten sich. Paul "Le Grand" Bocuse, der bärtige Michel Troisgros, der -früh verstorbene- Alain Chapel, Alain Ducasse... allesamt sind -bzw. waren- DIE >Grand Chef's< - in Frankreich. Von dort ging - sanft, kaum spürbar - vor ca. 30/35 Jahren die >Revolution in der Küche< los.
Nouvelle Cuisine, regionale Frische, fantasievolle Zubereitungen, Crossover, Oma's Küche, Asia meets Europe; Kräuter, Gewürze von nie gekanntem Geschmack und Vielfalt haben siegreich Einzug gehalten: Den Gourmets die stets neuGIERIGEN Sinne betört und viiieel Geld aus der Tasche gezogen. Egal wie "klein" die Portion war, löffelweise servierter Schnickschnack serviert wurde, wir zahlten. Meistens drauf!
Hatte einer eine in Blattgolt gehämmerte Wachtel in der als "innovativ" diskutierten Speisekarte stehen, wollte kein "Meister-Koch" seinem Kollegen in nichts nachstehen. Und... es kam dann in allen Restaurants auffe Teller zu stehen. Schiere Langeweile, ewiger Abklatsch war die "Große Küche" geworden.
Ich weiß nicht, wie Nicolas Le Bec kocht um in Lyon seine Fans zu verwöhnen. Wie die **(*)-Müller's kochen, Steinheuers zelebriert oder Bühler & Bühner im Ruhrpott arbeiten weiß ich. Auch der stete Spitzen-Koch Harald Wohlfahrt bringt mich nicht mehr so "in Fahrt".
Es herrscht > L a n g e w e i l e < !
Und kuriose Küchen-Gemenge sowie "Ikebana an Teller" fördern nicht meine Lust, sondern "culinarisches Gähnen"!
Keine Visionen mehr von den "Töpfe-Päpsten"? Nur die altbekannte, stete "Philosophie" als langweiliges Küchendiktat. Na, datt find ich sehr schad und fad!
Köche verstehen sich als >KÜNSTLER<. Nur... als >HANDWERKER< sieht sich keiner mehr. Blütenweiße, mit Landesfarben und "Kochorden" geschmückte Kochjacken sind Präsentations-Anzüge der Töppe-Herde-Herren, die zum Einmarsch der Aromen-Helden stolz und fleckenfrei getragen werden.
Alles nur Theater auf höchstem Genuß-Niveau? Bloße SHOW?
Haben wir danach "verlangt"? Haben wir's so gewollt... 150, 185, 215 Euro für ein "kunstvolles" 5-Gang-Menu zu zahlen? Event-Gastronomie mit 'nem Duo von Edelfischen zu Rigoletto's Arien? Und was noch so alles "aussteht"!
Wohin geht die Küche? Was erwartet uns noch?
Und wer kocht mir einen simplen... >Schokoladen-Pudding mit Vanille-Soße<, mit kl. Sahne-Häub'chen garniert? Nur meine Mutter -früher- oder meine Frau und wir gönnen uns -ganz einfach- ein Glas prickelnden Champagner dazu. Wir haben keine Philosophie, keine Visionen und auch kein Aromen-"Kauderwelsch" zu bieten.
Nur die Lust an gutem und bezahlbaren Essen haben wir -wie viel Geld für's "Event"- behalten. Behalten hab' ich auch meine Erlebnisse und Erfahrungen in... allen >nein, vielen< Küchenstilen und Restaurant's auf dieser Welt.
Aus den 100 Besten Deutschland's (lt. "Gourmet-Schreiber") vermag ich mich "blind" an 80, 85 dieser "Highlights" zu erinnern!
Es reicht doch! Oder?
Gruss Weinnase
- on the road again -
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