24.08.2004
Tach aber auch!
Neulich war ich mit meiner Frau Brigitte ("selten genug", beklagte sie sich!) in einem Restaurant, datt sich "Trottelrinda" nannte. Italienisch, trendig und voll präsentierte sich der ansprechend modern-karg gestaltete Gastraum. So im Stile einer Jugenherbergs-Gastronomie aus dem Jahre 1959 in Trier. "Nackte" Tische, nachbarschafttlich eng, auf billigen hölzernen Stühlen der Marke "Rückentod" sitzend, wurd ich durch eine von deutsch-italienischen Schreibfehlern wimmelnde "Carta" (siehste... PISA liegt doch in Italien und ital(l)ienisch wird halt "bei uns" op dä Scholl nitt jeliehrt!) zum (Genuß-)Konsum von "noodles & wine"... "verführt".
Die Preise der Nudelgerichte und Antipasti waren so uniform wie der Typus der gestylten >Trendy-People< an diesem lauen Sommerabend; mir wurde "schwarz" vor Augen. Keine simple Zucchini oder Aubergine gebraten unter 7,50 Euro. Nix außer ein gekonnt präsentierter Riesenteller mit Pasta! Basta! als Hauptspeise und etwas "frische" Kräuter mit Sahne-Tomaten-Pürrée. Da tat mir der "Listen-Preis" von 8,95 Euro doch weh! Sehr sogar!
Denn die Pasta kam vom KAMPS-Bäckerei-Aufkäufer Barrilla und in einem so großen wie tiefen Teller daher, datt "al dente" obligatorisch und der Geschmack unserer verschiedenen Nudel-Variationen sozialistisch-kommunistisch gleich und in der Farbe ROT war.
Die 0,7 ltr. Pulle "San Sprudellino" war mit 6,50 Euro, der offene... "ganze fantastische Rote Weine, Signore" als sog. >House-Wine< vom Servietten-Dino empfohlen, mit 5,50 Euro per "ungeeichtem" GLas -geschätzt... max.... na, sagen wir mal 0,2 - 0,25 ltr. dabei die größte "Surprise ala Maison": "MERLOT"! Und fott war der flotte "Gino-Dino-Servo, Service-Casanova", mir noch auf meine Frage, welcher es denn nu seie, in dem Einheitsbrei der 3(!) offenen >House-Wine< lt. Karte ala CARTA.
Merlot kann doch so lecker sein und seine ihm typischen Aromen gekonnt zu dem "Pottpürree" der Liebesäpfel =Tomaten mit ihrere Würze, Süßemund und Säure des Nachtschattengewächses entfalten. Außerdem soll Rotwein, in Maßen (=Pullen; bei mir!) genossen, doch >gesund< sein, so sagte es uns auf einem der letzten "gT" mal ein frisch-gebackenes Doctorlein aus Bochum so fein.
So gut. Und sedierend -gegen meine langsam aufkommende "Wut"/tiefe Enttäuschung- so wollte ich ihn denn haben. Mich dran laben, statt des so laut wie blöd klingenden nachbartischlichen Gesprächs, wie "denn der *DJ* vom *Motty's* am SA den Funk machte". Und ich Narr, ich dachte... lassen wir's. Welchem Anbaugebiet oder Cantina der Rote entstammte, war meine Frage.
Da kam der Dino-Gino, als "Maestro del Poppolo" so richtig "froh" rüber: "Ausse Italia" sei er. Und... "so viele gute Gäschte mögen den". Gute Gäste wie das junge Pär'chen am eng nebenstehenden Tische. Die versicherten uns, perfekt auf "Hoppy-Trendy" gestylt, datt der Wein "geil" seie! "Näh Dino-Gino"!? sagten sie so "siegesfroh" dem NoBoddy -datt war ich- neben sich am Tisch.
Für mich war der Wein zwar... Rot, aber, leider, oxidiert! Dennoch wurde dieser >Metro-Liner< ausgeschenkt und... an mehreren Tischen den "Yuppie-Huppie"-Gästen unwidersprochen serviert.
Meine mir Angetraute und Vertraute, die Herzallerliebste mein, sagte mir -gar nitt "fein"-, ..."du mußt auch immer watt zu meckern haben"! Stimmt aber nitt... nur so watt "Leckeres" zum laben haben, wollte ich ihr -freundlichst hingewandt- sagen. Ich tat's mir lieber versagen. All' mein Klagen wegen solcher "Schweinerei" im Glase vorzutragen. Wär' bei/von ihr garantiert als... "uncool" abklassifiziert worden. Denn den "Roten" -tragisch für mich- tranken alle so freudig an fast jedem Tisch!
Ich versank an unserem kl. Tisch in's... "dumpfe Brüten" und dacht' über die realistischen Thesen von Jeremy Rifkin nach: "ACCESS" =Zugriff. ein Begriff, eine Formel des angebrochenen Zeitalters. Rascher Zugriff auf Ideen, Güter & Dienstleistungen ohne besonderen Qualitätsanspruch zählt bereits jetzt mehr als dauerhafter, schwerfälliger -uncooler- Besitz und Werte.
Entertainment, Lifestyle ist gefragt und sooo >cool< wie trendy. Selbst Abenteuer werden zur schieren Ware. Dies ist wohl >DIE< New Economy für den Menschen und Gesellschaft: New Aging!
So wird unsere Oeconomie, die Grundlagen unserer Gesellschaft/Zivilisation manipuliert. Ganz ungeniert. Genau wie's "Alltagsleben", Arbeit, Freizeit und (Genuß-)Konsumverhalten sich bereits jetzt drastisch verändert hat. Die "Neue Zeit", das neue Lebens- u. Zeitgefühl präsentiert sich, in allem was wir brauchen, als bezahlbarer -oft schlechter- Stil & Service. Dies ist als das Zeitalter der von uns "Alten" so... "gefürchteten" Welten des virutellen Hyperkapitalismus.
Rifkin, als Berater mehrere Organisationen und Regierungen, ist ein ungemein scharfer Analyst und hat mit seinem Buch "DAS ENDE DER ARBEIT" eine fast prophetisch zu nennende Dimension eingenommen.
Die 10-Minuten "Schweige-Strafpause" in der Unterhaltung mit meiner ungehaltenen Frau schienen vorüber, als "Dino-Gino", ganz auf Gigolo, mit ungemeinem Schmelz in der Tenor-Stimme meine Teuerste mit "für die bella Signora beschtimmte nogc eine ="TIA MISSOU"=; von die House selbschte gemachte"! Ehe ich "IHREN" Fuß -warnend- erreichen konnte... "flötete" die Meinige: "Aber gerne doch"! Mich würdigte er keines "flammenden" Blickes, keiner Frage noch. Hatte wohl Angst, ich würd' ihn Fragen stellend vor seinem "Publikum", so irgendwie... blöd' da stehen lassen.
Ich bekam "il conto" und datt ungemeine Gefühl, gewaltig verarscht, den Besuch des Restaurantes auf dem Fürstenwall in Düsseldorf -ja, ja: Nix Geschichte! Alles so wahr ich >dort< nitt mehr sitzen werde- so völlig falsch verstanden zu haben: "Cucina-Entertainment ala Italia".
Der Lifestyle ist also, mal widder, an mir vorbeigegangen! Besser wär's allerdings, meine Frau und ich wären an dem Geheimtipp vom "Besserfresser" Marcellus Hudalla ("Marcellino's") vorbei gegangen. Da's aber sooo von den Gästen als eines der "Hundert Besten" auserkoren, flux um's Eck bei mir am Ev. Krankenhaus lag... bekam's bei mir das Prädikat "EINMAL UND NIE WIEDER!" und ist für mich somit als >Italiener anne Eck< "verloren"!
Eure olle Weinnase;
bis später mal, die nächsten Tage!
"Treibgut, hab' ich dir gesagt, ist nicht dasselbe wie Strandgut"!
- John Ashbery - postmoderner Lyriker
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