16.09.2004
Tach aber auch!
Schon von weitem fällt es auf: Die Stille im kleinen südafrikanischen Dorf. Kein Lachen, kein Toben, kein Kindergeschrei, nichts als "staubige" Ruhe!
Gespenstische Stille herrscht! Wer, wie ich, die sonst so lebendigen kl. Städt'chen und Dörfer in Afrika kennt, der weiß, was dort sonst "los" ist, wenn sich "Besuch" anzeigt. Welche Scharen an lärmend-lachenden Kindern den "Einzug des Besuchs" begleiten: Leben und Freude pur!
Nun ist's ganz anders: Unheimlich, keine spielenden und lachend-tobenden Kinder zu sehen/hören. Im kl. Dorf, aus dem die meisten Farmarbeiter der "Winery" in der Kap-Provinz stammten, hat sich "Ruhe" wie ein Leichentuch gelegt.
Und so ist's auch: Alle "Erwachsenen" über 16 Jahre sind tot! Aids hat ein dichtes Leichentuch über das kleine, staubige Hüttendorf gelegt. Kümmerliches "Grün" zeigt an, wo hier einstmals Ackerbau war. Ein Dutzend Klapper-dürrer Kühe zeugt von einstig stolzen Herden an Milchvieh. Ein paar verschreckte Hühner, verkotete Hunde ziehen schon die Runde und der kleine "Selbstversorger"-Laden, die "Dorf-Revolution" von einst: Geschlossen - verwaist!
So verwaist wie die stillen Kinder des kl. südafrik. Dorfes am Rande der "Ewigen Wüste" (Steppe/Wüste).
Niemand, der mehr die 2-klassige Schule besucht. Denn die Eltern der Kinder "zahlen" kein Schulgeld mehr. Und den langen Dorflehrer Jacky, den gibt's auch schon lange nicht mehr! Gestorben!!
Nichts, wie's früher einmal >lebendig und prosperierend< war. Ein dörflich-intaktes Leben hat's hier nie mehr seit langem gegeben. Es wird es auch >so< nicht mehr geben: Hier im "Dorf der Kinder" mit Augen voller Tränen und in stiller Trauer.
Verzweifelt muten die -so hilflosen- Versuche der Kinder an, das "Dorfleben" -ihr eigenes Überleben- zu organisieren. Ältere Geschwister sind so sehr um ihre kleineren Geschwister bemüht. Jungens machen -schweigend- Mädchen-Arbeit und waschen, kochen und pflegen. Mädchen halten das Dorf sauber und die kl. Herde im Zaum. Zusammen sitzen sie und... statt abends zu feiern, singen, spielen, da schweigen und trauern sie über Väter, Mütter, Onkel und Tanten, die fast alle innerhalb 1-2 Jahre so plötzlich -für die Kinder unfassbar- so schmerzhaft-erbärmlich starben. Oft, das letzte Jahr, in den Armen der Waisen, ihrer Kinder!
Der kl. Dorffriedhof bezeugt diese so "typische" Afrikanische Tragödie. Die Todesdaten zeigen an, wie schnell und ringsum die AIDS-Seuche gewütet hat. Und noch wüten wird: Die meisten der Kinder haben nur ein Erbe ihrere verstorbenen Eltern mitbekommen: AIDS = HIV-posiviv infiziert!
Saaky und Jabby wollen -"bald"- wieder zur "Winery" kommen. Arbeiten, etwas Geld verdienen, für's Nötige im Dorf! Saaky ist 8!! Jabby schon 10!!!
Nur, wie das "gehen" soll, daß wissen sie auch nicht. Schon lange ist kein Bus mehr gekommen. Schon lange hat kein Bus mehr Arbeiter für die Farmen und knappen Arbeitsplätze abgeholt. Auch der Busfahrer ist seit Monaten tot; die letzten Monate versuchte die Frau des Busfahrere und Inhabers, den "Shuttle-Service" -selber schon von Aids gezeichnet- aufrecht zu erhalten: 1 - 2 x wöchentl. Bustransfer in die weit entfernte Kreisstadt/Marktplatz für Waren, Waffen, Drogen und Arbeiter.
"Ballerbuden" voller Alkohol und den fröhlichen Aids-"Mädchen" als Nutten arbeitend.
Slums, in denen die Hoffnung der "Braunen Menschen" an Aids starb! Von hier gingen sie dann zurück -arbeitslos- in ihre Heimat-Dörfer um zu sterben! Aids-gezeichnet!
Dies ist unsere Erblast in Afrika. Afrikas Hoffnung stirbt schneller als Kindertränen fließen!
So gibt's in (Süd-)Afrika viele Dörfer, noch mehr Waisenkinder und noch viel mehr an Trauer in Kinderaugen.
Bin nur mal gespannt, ob ich mal einen "STEEN" genießen kann. Der's uns so zeigt, was er kann. An dem ein Weinbauer seine Lust und Freude uns im Glas präsentiert.
Dabei werde ich nicht vergessen, dass das "Weinland Afrika's", bis 2010, mehrere Millionen Aids-Waise haben wird. Jeder 4. im südl. Afrika ist HIV-positiv!
Bis 2010 will RSA aber auch seine Wirtschafts-Probleme, die Wasserknappheit, Arbeitslosigkeit und steigende Jugend-Kriminalität sowie höhere Wein-Export-Raten "in den Griff kriegen".
Nur... wie sich die RSA aus dem "tödlichen Gruß von Aids", dessen Umklammerung, winden -"Auswege" finden- will, daß ist >amtlich verordnetes Schweigen<.
Genau wie die "Dörfer der Kinder" sich in Schweigen hüllen.
Gruß Eure olle Weinnase,
on the road again!
NS: 1997/98 in der Kap-Provinz, in einem kl. Dorf bei Paarl/Robertson hab ich's gelebt: Das "Afrikanische Weinwunder".
Und das "Dorf der Kinder" erlebt; ein kl., von Spenden getragenes, Projekt "angestoßen"!
Copyright © 2004 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: