Weinnasen-Geschichten aus 2005

Brasiliens ungehobene Schätze: Wein!

- Teil II. -


22.05.2005

Unter "Brasiliens Schätze" habt ihr Euch vermutlich etwas anderes, wie Gold, Diamanten, Erze, Holz, evtl. noch Kaffee und exot. Früchte bestimmt vorgestellt. Aber... Wein? "erträgliche" Weine?? Genußbringer??? "Schätze" sogar - ist nitt wahr!?
Dominik's damaligen Reise-Anmerkungen von seiner "Runde durch Brasilien" ließen nix Gutes ahnen. Außer evtl. ein paar Sekte - hier noch "Champagner" in Brasilien genannt - konnte man(n) als erträgliche Elaborate erwarten.

Was mich -uns- aber tatsächlich erwartet, ist nitt so übel, nein,... ganz und gar nicht "übel", sondern von überraschend guter Qualität. Besonders die Rotweine fallen aus dem Rahmen der Erwartungen, von durstigen Zungen sehnsüchtig erwartet.
Was die Weingüter, inmitten der riesigen Weideflächen von Pampa und Prärie und neuerdings am Äquator, in sanften Tälern von deutschen und insbes. italienischen Einwanderern seit Mitte/Ende des 19. Jh. an- und aufgebaut haben, muß sich -nicht mehr- "verstecken". Es kann serviert werden, ohne "anzuecken", was Brasilien als Weine, Sekte und... "Grappa" zu bieten hat.

Tatsächlich erstaunlich, was da traditionelle, sog. GOUCHO-Land an Weinen zu bieten hat. Hier im Gebiet CAMPANHA ist diese "Reiter"-Cowboy<-Kultur noch lebendig wie zur Haltung der riesigen Fleischbringer-Herden, der eingekreuzten ZEBU-Rinderherden,   n o t w e n d i g   und romantisch.
Das Küstengebirge im Bundesstaat "Rio Grande do Sul" ist ein privilegierter Standort für einen effektiven und gesunden Weinanbau im südl. Brasilien. Viele imponierende Weingüter gibt's nicht. Eher zweckmäßigere Bauten und Anlagen "zieren" die Umgebung der "Weinstädte" wie Caxias do Sul, Bento Concalves und Garibaldi (benannt nach dem verehrten ital. Freiheitskämpfer, Rebell und Abenteurer, der zeitweise auch in Latein-Amerika seinen "Kampf" um Freiheit und Gerechtigkeit -vergeblich- führte!).

Als richtigen Ausgangspunkt für einen Besuch der südlichen Weingüter Brasiliens, wurde mit die v.g. prosperierende Stadt Caixas ("x" wie tsch aussprechen!) empfohlen. Sie liegt in den Bergen der Serra Gaucha. Sogar der Nachbau eines deutschen Schlosses (an der Nationalstrasse BR 116, Richtung Vacaria) mit Zugbrücke und Weinprobe gibt's!
Besichtigt und probiert werden kann auch im Castelo La Cave, dem Hauptsitz des Weinimperiums. Daneben bieten typische "Cantinas" Spezialitäten (Käse, Pasta etvc.) zur Weinprobe. Schinken und geräucherte Wurst ist ebenso als Spezialität zu genießen.
Die "heimliche" Hauptstadt des Weines ist aber Garibaldi, die im März/Febr. jeden Jahres brasilianische Weinfreunde zu Weinproben und Weinfesten "anlockt". Von hier kommen über ca 60% und 80% der brasilianischen Weine/Sekte her. Das Weinhaus "Maison Foerster" bietet Führungen und Degu's (Tel. 054-462-1811) von 9:00 - 16:30 Uhr, Sa. von 9:00 - 15:00 Uhr an. Foerster gilt als Qualitätsbetrieb, der schon in den 70-igern des 20. Jh. begann, mit neuen Reben aus USA und Europa seine Bestände aufzupropfen. Exporte bis in die USA lassen eine "erquickende" Qualität erwarten.

Mit "Chandon" in eine Sekt-Firma an den Start gegangen, von der ich gute Produkte erwarten kann.
Zum "Festival do Frango & Cinho" im Okt. in Garibalid werde ich wohl nicht nitt "an Land" sein. Aber zum "Festival Coloniel", im März 06 wohl schon.
Übrigens: die kl. Stadt Blumenau feiert ein zünftiges Oktoberfest mit Bier deutscher Brauart in einem Ort, deutsche (Fachwerk-)Bauart. DAS größte Oktober (Bier-)fest Südamerikas! Toll, was?!? die deutsche Leidkultur auch hier mit "Bier in Strömen" dabei!

Porto Alegre ist die Hauptstadt von Rio Grande do Sul und der bedeutendste Hafen in Brasilien am Atlantik (Nähe Argentinien's Küste!) mit seinen über 1,5 Millionen Einwohnern und den besten Churras Carias des Landes (Grill-Restaurant's)!
Und sogar einen "Gourmet-Führer" hat das weite Land "Guia Quatro Rodas", der seit 1988 in steter Folge den "Edel-Franzosen" Claude Troisgros, am Jardin Botanico (=botanischer Garten) in Rio de Janeiro ausweist; mit *** versteht sich! Und das kl. Menü für üer 30 US-$; versteht sich ohne Getränke, pro Person und gilt als "sündhaft" teuer in einem Land, wo Kinder zu Haufe auf der Straße leben und weit mehr als die Hälfte der Bevölkerung als ARM und hungernd anzusehen ist.
Krass ist hier das Leben mit Superreichen - keinen nennenswerten Mittelstand - und bitterer Armut nebst grausamer Kriminalität in den Slums der Großstädte. "Bote Quims" sind als preiswerte Variante zu den Restaurants zu empfehlen: Stehbar mit typischem Imbiss. Probiert dazu mal statt des blöden Caipirinha den viel originäreren Zuckerrohr-Schnaps (ähnlich dem Rhum agricole aus der Karibik) CACHACA.
Mit zerquetschter Limone ("grüne" Zitronenart) mit Schale, Rohrzucker, Cachaca und viiiel gemahlenem Eis. Wein spielt in den Bars und (einfacheren) Restaurants kaum eine Rolle. BIER -gute Qualitäten- aber die "No. 1"!
Und gegessen wird - wer's zahlen kann- gerne, viel FLEISCH. leider erst i.d.R. am 22:00 Uhr: Für mich... "zu spät"!

Im Jahre 2000 feierte Brasilien seinen 500 Jahrestag seiner Entdeckung und permanenter Unterdrückung. Derzeit setzen alle -polistischen- Hoffnungen auf den Staatspräsidenten "Lula"; ob seine sozialistische Politik das Land aus seinen wirtschaftlichen Schwierigkeiten bringen kann. So -für mich- kaum glaublich, aber wünschenswert. Der Raub der Bodenschätze Amazoniens und im Matto Grosso hat die brutale Vertreibung und zigfachen Morde an den Indios sowie eine Naturvernichtung unglaublichen Ausmaßes mit sich gebracht.
Favelas (=Slums!) wachsen so rapide wie die Inflation. Das MST (="Morimento dos Trabalhadores Rurais") spricht für z.Zt. 25 Mio. Menschen (!), deren Lebensumstände mit "bitterer Armut" nur geschmeichelt dargestellt/benannt werden. Die "Bewegung der Landlosen" wächst wie die Hilflosigkeit der (2002) Regierung, die Krisen in den Griff zu bekommen.
Sie formierten sich, organisierten sich und nahmen sich -einfach- "ihr" Land zum bescheidenen Überleben durch "Landbesetzung"; von Großgrundbesitzern nicht genutzte Länder. Dadurch kam die Regierung in "pol. Zugzwang" und hat bereits über 250.000 Familien -bald 1 Millionen Menschen- offiziell das "besetzte" Land übertragen.
So kann "revolutionäre" Landumverteiung auch ohne politischen Rummel und "Bummelei" geschehen: ohne Bürgerkrieg und viele Tote!

Wenn ich an Brasilien denke, das "Girl from Ipanema" so vor mir am Strand von Rio sehe, kommt mir der vergessene (1963) Bossa-Nova in den Sinn (Astrud Gilberto und Stan Getz):
... Tall and tan and young and loveley, the girl from Ipanema goes walking!

Samba-Rhythmen bringen mich aus der Balance. Reggae an der berühmten Copa Cabana von Rio. "König Fußball" heißt hier einfach PELÈ. Und der "brasilianische Schumacher" im Autorennen: Ayrton Senna, der "Formel 1"-König. Bis zu seinem frühen Unfall-Tod am 01.05.1994 in Imola/Italien.
Capoeira (ein afro-brasil. Kampftanz der ehem. Sklaven), knappste Bikinis und ein besonderes Lebensgefühl sind die Zeichen eines Körper-Kultes. Mit Gilberto Gil und Caetano Veloso kam 1960 der Tropicalismo in Brasilien zur Welt: Verschmelzung einer ursprüngl. brasilianischen Musik mit westlichen Rock-Rhythmen.
All' diese Namen und Stile sind nur ein Teil der typischen, brasilianischen Kultur, die die Verschmelzung und Neu-Creation dadurch gebracht und -wie's einst die Jesuiten wollten- förderten: "indianisch-jesuitische (europäische) Fusion"!
Und berühmte europäische Künstler -wie z.Bsp. Claude Monet- wurde zum "Vater des Impressionismus", weil er sich 1849 für 3 Monate mit "Brasilia" einließ. Mit Licht und Schatten in der Neuen Welt...!

So könnte ich weiter schwärmen wie Stefan Zweig: BRASILIEN-FIEBER hat mich gepackt. >So< muss ich die "Wartezeit" auf die Weine aus Brasilien überbrücken und Euch mit diesen "Wissens-Bruchstücken" etwas entzücken und mir den Ärger verdrücken!
Wenn ich scon von einer kl. Insel im Atlantik, im Archipel der Azoren liegend, der Ilha do Santa Maria mehr als 8 Filme und so über 200 kleine Geschichten euch via der Barbara Becker mailen ließ, dann müssten es von/über Brasilien hier -der Größe und Vielfalt angemessen- mind. das 10-fache an Eindrücken und Berichte werden. [Barbara: Schreck lass nach! ;-)) ]

Nur über Weine aus Brasilien vermag ich noch nicht viel, genaugenommen >NIX< berichten, weil noch immer nix -trotz liebevoller Nachfrage, lakonischer Anmahnung- geliefert wurde.
WINE FROM BRAZIL: a toast from the new world!
Geordert wurden von mir zur baldigen Degu:
- Merlot, Reserva
- Cab.Sauv., Reserva
- Pinot Noir, Reserva
- Merlot (50%) & Cab.Sauv.-Cuvée
- Quinta do Seival von Miolo
- Cuvée Guiseppe (50 % Merlot & Cab.Sauv.)
- Espumante -Brut- (Sekt)
- Cab.Sauv./Shiraz: Terranova
- Shiraz: Terranova
- Muskadel: Terranova
- Late Harvest (Muskadel): Terranova

und noch einiges mehr an Genussvollem aus den 5 Weinanbaugebieten im Süden und Nordosten Brasiliens.
Der feist grinsende "Hexer aus dem Bordelaus", Herr Michel Rolland, ist hier, am anderen Ende der Welt, in der "Neuen WeinWelt", bereits tätig geworden, so daß Leistungssteigerungen und Qualitätsverbesserungen das typische "brasilianische" Terroir besser hervorheben werden.

So, nun habe ich Euch wieder etwas mehr von DEM Weinland erzählt, was so wohl noch keiner kennt, zumindest meine ich , datt hier die "Journalisten-Clique" bishlang pennt und diese "SCHÄTZE" übersieht!

Eure -hundemüde- olle Weinnase;
on the road again. Auf der Suche nach dem "Brasilien-Schatz-Weinen". Na, denen mach' ich nun Beine, mich -Euch- so zu versetzen!

NS: "Terranova" ist der Name für Weine aus "Valedo Sao Francisco", Nord-Osten Brasiliens/Äquator!


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