Weinnasen-Geschichten aus 2007

I'm a... Space-Cowboy! ("Joker"; Steve Miller)

03.07.2007

"On the road again"; den sog. >MAGIC HIPPIE-TRAIL< über Ibiza, Formentera, Marocco, Goa ins Nirwana der Zeit von Flower-Power. High und Frei: in der Liebe, Musik und Politik!
Bunt, schrill und i.d.R. recht friedlich waren wir on the road. Meist in Gruppen, locker "organisiert" und immer ein Lied aus den talentierten Musik-Schmieden der USA auf den Lippen: "all you need is love..."! Meine Erinnerungen sind noch sehr stark und nun etwas wehmütig auf die Zeit, die sehr kurze Zeit in scheinbarer Freiheit und "Wildheit". Schrille Farben, sanfte Musik und eine Kunstart, die sich "Psychedelic" nannte und gut verkaufte, wie der selbstgedrehte "Silberdraht"-Schmuck und Häkel-Mützen und -Jäckchen. Meist in den Farben Jamaikas: grün, gelb, orange; oder lila, braun und aubergine.

Die Karawane bunter Freaks und liebevoller Träumer sowie beknackter Macker mit ihren Ischen tat sich -"standesgemäß"- per "VW-Bully" auf den Weg machen - Hauptsache schnell und weit weg vom spießigen Zuhause von Castrop-Rauxel oder Idar-Oberstein, Hamburg oder Köln. Hin nach... CALIFORNIA/USA! Oder ein anderes Tour-Ziel der Hippie-Cliquen und Joint-Jünger!
Auf Formentera hielt meine Tante Lillybeth (Elisabeth) die Pforten ihrer CASA ISABEL und ihre Gästezimmer - sowie ihr weites Herz - offen für die Musiker-Szene auf der der damals noch nicht so von Pauschal-Touris, den Günthers, Mannis, Monis oder Giselas übervölkerten Insel. Alles war deutlich einfacher.
Genauso wie der Wein, den die damals noch aktiven Bauern zum Eigenverbrauch im Strauchanbau - dunkelrot, süßlich und schwer und sehr schnell maderisierend - machten. Für Weingenießer sehr, sehr gewöhnungsbedürftig. Für die Insel-Hippie-Kommune und Louis, dem agilen Schweizer, ein Labsal und >billiger Stoff<!

Nepal, Katmandu oder Afghanistan lagen bei den "Überall-dabeisein-People" hoch im Kurs; fast höher als das Camp bei den Rif-Kabylen in Marocco oder Casablancas Paläste und Souks. Backpacker-Touren waren hipp und in und ich oft "mittendrin": on the road again als "Teilzeit-Hippie", mit langem, gewellten blondem Haar und den Titel-Song aus "HAIR" auf den Lippen. So ließ ich den Sonnenschein in mich hinein und genoß Wein und "bunte, lockige Mädelein" im steten Reigen meiner männlichen Jugend!
"If you're goin' to San Francisco" als Verlockung, als Verheißung im Ohr, ging ich auf den "Tripp der ausklingenden Jugend", die damals noch mit -erst- 21 Jahren in die Volljährigkeit sich verwandelte. Ins ersehnte "Erwachsenensein". Die Sechziger: Zwischen "Revolution" und Hippie-Tripps seinen eigenen Grips anstrengend und sich bloß nicht von Konventionen einengen lassen. Sich bloß nicht dem Tradierten anpassen. Sich -gammelnd- gehen lassen und mit -fast- jeder mit gehen. Absolut "trendy" als ein... Hippie-Dandy "on the road again". Dies war - ein Teil meines - Leben!

I take the "walk on the wild side" dachte ich damals und statt "Step by Step", in Babyschritten ins "freie" Leben zu gehen - behutsam -, ging ich mit "Sieben-Meilen-Stiefeln" los und bin immer noch nicht -scheints- angekommen.
Zumindest Meister Li aus Wuhan "testierte" mir das bei seinem Letzten Besuch, mit div. Künstlern und Professoren aus China (2000), mit einem vergnügten Lächeln... "Weinnase ist noch nicht angekommen. Ist zwischen Ying und Yang"!

Nun werde ich wohl doch etwas... "ruhiger" und vorsichtiger meine Wege gehen müssen. Der Gesundheit und dem Rest meines Lebens, in Würde und Ruhe, zuliebe. Bin in den letzten Jahren zu oft "gestolptert" und ins Krankenbett gefallen. Immer schwerer fällt mir's Aufstehen. Immer länger liege ich - murrend und knurrend - dann flach und träume, fiebrig, von einem anderen Leben.
Dereinst auf dem Weg, von Istanbul bis nach Kabul. Kabul war, wie Afghanistan s.Zt. auch ein relativ sicheres Reiseland auf dem Weg nach Indien.
Spirituelle Reisende - per Autobus Richtung iranischer Grenze nach Kabul. Dem legendären "schwarzen Afghanen"-Paradies entgegen. Das One-way-Busticket war extrem preiswert. Und die Fernbusse starteten von der asiatischen Seite - via Bospurus - Istanbuls. Voll und klapprig und... der Duft der Joints taten Viele den Ride nur im Dämmer - born to be wild - erleben lassen!

Das war also die Zeit, von der ich träumte: Nächte in einfachen Guesthouses, voll von Musik und den "Blumenkindern" aus aller Welt - peaceful!

Heute stehen die Enkel von dem Khyberpass und verteidigen als Soldaten die Freiheit Europas am Hindukusch; die Enkel der Hippies als schwerbewaffnete "Peacekeeper". Die alten Hippie-Treffs in Kabul sind Ruinen. So wie fast das ganze Land zerstört wurde. Seit dem Putsch in 1978 und Besatzung durch die millionenstarke UDSSR-Armee und CIA, SFOR.

Und deutsche Soldaten sterben, wo einst peaceful love, vor mehr als 30 Jahren die Regel für uns "junge Leute", üblich war. Als ich noch "The Joker" war und die Freiheit, in friedlichen Touren, genoß und niemals vergaß, was mir die Freiheit wert war. Wert dafür, das junge deutsche Männer in einen Krieg um Glauben und Ressourcen am Hindukusch verheizt werden und ihre Namen in neuen Totenkult-Tempeln aufgehängt werden!

CpS

"MAKE LOVE - NOT WAR" als weltumspannendes Thema: DAMALS on tour!


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