Weinnasen-Geschichten aus 2007

Der "Süden des Südens" in Italien!

20.08.2007

Tach aber auch!

Da wo in Italien die Ferse (der Absatz) des "Stiefels" ist, da liegt >APULIEN<. Der "Süden des Südens", so sagt man: "MEZZOGIORNO"!

Als ich noch in "Amt und Würden" war, wurden hier zur Strukturverbesserung von der EWG - so hieß damals die EU - erhebliche Geldmittel für... u.a. "Landwirtschaftliche Projekte" ausgeschüttet, so wie ich meine Blumen gieße: Überaus großzügig und kaum nachgeprüft, wofür.
Nun, ich war damals ein aufgeweckter jg. Mann und kümmerte mich "vor Ort", in der Hauptstadt "des Salerno", in <LECCE>, "was und wie" Europas Geld denn sinnvoll und gesichert sowie profitabel investiert werden kann und wird! Diese Prüfung und Kontrolle der Mittel/Verwendung war an unsere Kanzlei vergeben. Und ich hatte mir viel Mühe und Zeit gegeben, den üblichen Schlendrian und's gekonnte "Verschwinden" von - teils öffentlichen Fördermitteln - erheblichen Geldsummen, zu unterbinden und verhindern.
Selbst die Zentral-Behörde in <ROM> war in heller Aufregung, als bemerkt wurde, WIE ERNST UND KONSEQUENT ich den Auftrag - mit weitreichender Befugnis ausgestattet - durchführte und mich rührte, wenns mal wieder versucht wurde, mich und meine "Kontroll-Systeme" zu umgehen.
Was soll ich Euch hier weiter einen Wirtschafts-Krimi erzählen... letzendlich mußte ich auf allerhöchste Weisung aus Rom gehen und sah bis heute dort nix von dem Projekt stehen, wo Millionen <DM> in einem Jahr hinflossen. Nicht daß bei mir die Tränen flossen, aber... die Wut schoß in mir -hilflos- hoch, als ich sah, wie die Bevölkerung um propagierte Arbeitsplätze betrogen und die Behörden mitlogen, um den Betrug mit den Geldmitteln abzudecken und mich abzuschrecken. Als die... "Abschreckung" nicht gelang, bemühte man höchste römische -politische- Kreise: Das "Ergebnis" ist ja bekannt!

Kaum bekannt ist aber -damals- dieser "tiefe Süden" als ein veritables Weinanbauland mit sehr seltsamen Häusern. Nicht die Barock-Prachtbauten mit morbidem Charme der Stadt Lecce meine ich, sondern die pitoresken <TRULLI>, von z.Bsp. ALBEROBELLO. Hier im "Land zwischen den Meeren", dem <Ionischen Meer> und dem <Adriatischen Meer> tickt die Zeit halt noch anders. Der große Fährhafen >Brindisi< und >Bari< mit seinem "intern. Flughafen" (via Rom) an der adriatischen Küste sind i.d.R. die Einfallstore für Kultur- und sonnenhungrige Touristen (www.hlx.com oder www.lufthansa.de), die für ca. ab 150 Euro einfliegen können.
Und hier lacht der -kilometerlange- Sandstrand hinter einem schattenspendenden Pinienwald >Torre dell'Orso< zwischen Sandsteinfelsen; Langhi Alimini!

Hier finde ich zwar noch nicht die Strandruhe, die mir so gefällt. Aber nur ein paar Kilometer weiter an der Adria... Oleanderbüsche, sauberes Wasser und prächtige Agaven, Terrassenfelder und dann noch direkt an die Klippen geschmiegte Häuser und so typische, pitoreske kl. Fischerdörfer wie "Marina di Novaglie" (bei Otranto)!
Noch ist hier der Fischfang die Lebensgrundlage. Denn mit dem Tourismus hier ist -auch mangels Hotels- nicht viel los; noch!

Also... hier ein paar Tipps:
www.trullidea.it bietet in restaurierten Trulli DZ/F für ca. 600/650 Euro die Woche an;
www.hotelrosaantico.it ist eine Villa aus dem 16. Jh., die sich einst ein span. Prinz in einem Orangenhain bauen ließ. Das DZ/F für nur 60 Euro;
www.starwoodhotels.com ist ein kl. Palast in Lecce mit DEM BLick auf Basilica und Stadt für 190 Euro das luxuriöse DZ/F;
www.trecolline.it ist ein wunderschöndes tiypisch ital. Landhaus mit Zimmern, die zum Bleiben animieren; für 175 Euro das DZ/F. Besonders das hauseigene Restaurant ist sehr zu empfehlen (mehrg. Menüs mit Wein für ca. 50/60 Euro). Nur 5 km östlich von Ostuni liegt dieses Hideaway "Masseria il Frantoto".
Weitere Tipps im Internet: www.salentodolcevita.com und www.abitalecce.it.

Die typische salentinische Küche gibts -noch- bei Signora Rosalba im "Alle due Corti", in der Carte dei Giugni 1 in Lecce. Oder in der "Trattoria Casareccia" in der Via Bostadura in Lecce die leckere Hausmannskost.
Mit ausgezeichneter Fisch-Frisch-Qualität kann das "Ristorante Ginetto", mit großer Terrasse am Meer, in der Via Lamarmora 38 in Sta. Maria al Bagno auch zur weitesten Anfahrt verlocken.
Die "Taverna della Torre" in der Via S. Quirico 3 in Cistiernino, einem kleinen, gemütlichen Restaurant, ist eine der fantasievollsten Küchen der Region Salerno.
Für weitergehende Infos empfehle ich die freundliche www.turismo.provincia.le.it im Palazzo dei Celestini in Lecce als kompetenten "Ratgeber" u. Helfer; "mann sprikte deuts"!
Klar kenne ich noch mehr Restaurants, Trattorias oder Bars/Cafés... aber, da wäre ich zu müde, wenn ich die Adress-Sammlung niedergeschrieben hätte.
Nur noch eine Adresse: Seit über 50 Jahren, fast eine Institution, in der Via Palazzo dei Conti di Lecce 27; ENOTECA NOCCO (Tel: 0832-308 892)!

War Apulien lange -zu lange- Zeit das Weinanbaugebiet für miese, aber billige Weine, also für Weinkenner und -Liebhaber "unbekanntes Land", hat sich dies langsam geändert. Aber nur, weil erschreckend wenige couragierte Erzeuger von Weinen der Verlockung vom "schnellen Geld" widerstanden haben. Und, sie haben es verstanden, aus dem lange Zeit "versteckten" Naturschatz in Italiens Süden zu profitieren, ihn wieder zur vinophilen Geltung zu bringen. Und mit Sorten, wie z.Bsp. Negroamaro, Aglianico, Nero di Troia, Primitivo und... MALVASIA NERA, usw., gelang ihnen dies in der letzten Zeit auch zu meiner Freude.

Beweisen kann dies unschwer die ANTICA ENOTRIA RAFFAELE DI TUCCIO, Cerignola. Eigentlich ein ganz normaler landwirtschaftlicher Betrieb mit Baum- und Feldfrüchten, die in alter Tradition angebaut und verarbeitet werden. Der Bio-Wein rundet das kleine Bio-Paradies ab. Spannend ist, daß es h.w. die >antiken< Wurzeln sind, auf denen hier die fast verloren geglaubte >NERO DI TROIA< im Hinterland Apulien prächtig gedeiht und so interessante wie "leckere" Weine hervorbringt:
>2004er NERO DI TROIA IGT< für 10 Euro
Nur noch wenige Hektar mit dieser, das Terroir so schön wiedergebenden Rebsorte existieren.
Ein sehr intensives und elegantes Bouquet aus reifen Früchten und feinen Gewürzen. Leicht rauchige Anklänge weisen auf den sorgsamen Barrique-Ausbau hin. Die weichen Tannine verleihen dem Wein eine bereits breite Basis für einen außergewöhnlichen Trinkspass mit langem Nachhall.
Was die Familie die Tuccio hier aus dem Boden des Gargano in Apulien hervorbringt, hehört wohl zum Besten!

Noch immer wird davon ausgegangen, das der (amerik.) Zinfandel eigentlich der (ital.) Primitivo ist (*1).
So auch im Weingut MASSERIA CARABELLA der Familie Perrini, Castellaneta. Hier, auf 50 ha. wird Bio-Wein von besonderer Güte seit 1993 angebaut. Übrigens: der Schwarm meiner "musikverliebten" Großmutter Marthe stammte von hier: RODOLFO VALENTINO. dieser "Mann seiner Zeit" war Stummfilm-Star in den USA. Er brachte bei Omma immer eine Saite zum schwingen, die sie wohl (zu oft) unterdrückte. Ich schließe dies, indiskret, aus ihren Seufzern, wenn *SEIN* Name einst fiel!

Unweit der Hafenstadt Taranto, nahe dem Meer, liegen in den Hügeln die ökologisch bewirtschafteten Weinberge der Familie Perrini. Moderne Kellertechnik und schonende Vinifizierung bringen aus den Rebsorten wie Negroamaro und Primitivo solche Spezialitäten hervor:
2004er PRIMITIVO SALENTO IGT für 11 Euro
Fast kann er seinem Namen gerecht werden: wild und würzig ist er, ein Wein mit viel Substanz und Charakter und seinen Preis wert.

Daneben freue ich mich, die Cuvée
2003er SALENTO ROSSO IGT für 10 Euro vorzustellen.
Denn Malvasia Nera und Negroamaro bringen einen typisch "mediterranen" Rotwein hervor. Der Bio-Wein ist sehr... "süffig", weich und geschmeidig wie eine schwarze Katze!

Für mich sind dies Öko-Weinanbaubetriebe eine kl. Chance für Apulien, wieder Anschluß an gesuchte Qualitätsweine zu finden. So wie den >SAN SIMONE<, Alezio DOC des JG 2006 für nur 5,70 Euro für "Herzenswärme" aus dem "Süden des Südens" bereiten kann: Gleiche Rebsorten wir beim "Nachbarn" zuvor. Strahlendes Kirschrot funkelt im Glas. Ein äusserst angenehmes Bukett von dunklen, reifen Beeren mit floralen Anklängen. Weich und harmonisch wird der Gaumen verwöhnt. Das elegante "Süßeschwänzchen" gibt noch mehr Schmelz. Der angenehme, fruchtig-frische Nachhall ist ausreichend lang. Obwohl schon jetzt trinkreif, kann er bis 2009/10 gelagert werden, so stabil ist die angenehme, gut eingebundene Säure!
Ein Repräsentant des bio-dynamischen Weinanbaus in Apulien, Italien dem wir Beachtung schenken sollten! Genauso wie den Weinen der "ACCADEMIA DEI RACEMI" unter der Leitung der engagierten Signora Elisabetta GORLA, deren "große Liebe" neben dem Signore Gorla als Gründer, der Primitivo "SARAB" oder NADIM ist!

Zu Recht, wie nicht nur ich,
die olle Weinnase, es meint!

(*1) Barbara: Zinfandel und Primitivo identisch? Nur fast!
Denn hier www.ernestopauli.ch/wein/Wein-Lexikin/ZinfandelRebsorte.htm ist u.a. folgendes zu lesen:
Die endgültige Lösung der Herkunft ist erst im Jahre 2002 gelungen. Im Jahre 1999 stellte Professor Carole Meredith von der University of California in Zusammenarbeit mit kroatischen Spezialisten durch DNS-Analysen fest, dass Zinfandel und die Sorte Primitivo (di Gioia) aus Apulien / Italien zwar nicht identisch, aber zwei Klone der gleichen Art sind. Der kroatische Rebenspezialist Ivan Pejic informierte Ende 2001, dass die in Kroatien heimische autochthone, rote Rebsorte Crljenak (auch Okatac) mit Zinfandel identisch sein könnte. Das wurde bestätigt. Die Crljenak wiederum ist ein Elternteil der Sorte Plavac Mali. Aus ihr werden zum Beispiel die hochwertigen Rotweine Dingac, Faros, Plavac, Peljesac und Postup gewonnen.


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