15.08.2007
Tach aber auch!
Nicht nur mir oller Weinnase gefällt es sehr, daß doch ein Teil der sizilianischen Winzer nicht allen modischen Schnickschnack, wie die Kollegen im Norden mitmachen. Sie konnten wohl aus deren Fehlern lernen, da auf der Demeter-Insel der Hype nach dem "Wein für Gourmets" später einsetzte. Hier zahlte es sich aus, das der italienische Süden etwas "verschlafener" war und daher genügend -mehr- an "Lehrzeit" blieb.
Sizilianische Weine sind keine modischen "Leichtgewichte", sondern traditionelle, vollmundige und körperreiche Weine, eben die "Sicilianitá" von Urzeit her!
Hier kann der geduldige Kenner noch Entdeckungen machen, wenn er sich dann bemüht und sich auf die Suche macht. Vinotheken oder prallgefüllte Weinlokale gibts bis dato nicht. Als Ausnahme ist mir nur die Enoteca <SOLERA> bekannt, die sich hinterm Dom der Stadt Syrakus "versteckt". Denn für die Sizilianer gehört Wein zum Essen; vino da pasto!
Meist werden offene Hausweine in dekorativen Flaschen/Karaffen auf den Tisch gestellt. Und damit hats sich. Nur selten haben die Ristoranti eine große Auswahl an Weinen. Internationele Kredenzen sind i.d.R. nicht vorhanden; sehr selten "Festlandsweine" aus dem übrigen Italien. Auch Weinproben auf den Weingütern sind nicht die Regel. Allerhöchstens nach langwierigen, schwierigen Telefonaten und "Bitteleien"!
Aber dann, wenns -nicht immer und nicht immer auf Anhieb- geklappt hat, umfängt einen eine herzliche, "warme" Gastfreundschaft der seltenen Art. Schließlich ist man(n) von sehr weit angereist um sizilianische Geschichte und Kultur, Trink- und Genußkultur kennenzulernen. Und dies ehrt den stolzen Siciliano, vero, und stimmt ihn freundlich und dem Fremden gegenüber bedeutend "offener"; zugänglicher und der Neugier des Fremden "verzeihender".
Engagierte junge Oenologen und sogar Studenten sind kürzlich angetreten, den Weinanbau auf Sizilien gründlich umzukrempeln. Und dies mit dem feinen Gespür für das vinologisch Sinnvolle und Machbare und der Beachtung der traditionellen Werte. Der Sicilianitá halt. Sowie die Studenten mit ihrer kleinen Cantina, der Azienda Agricola "COS".
Mittlerweile kommen hier Gewächse her, die genauso "edel" wie die Weine der Toscana, Piemont etc. sind.
Mit der "schwarzen" Avola-Traube hat die Insel die Chance -wieder- bekommen, in die Spitzenposition der italienischen, gar europäischen Edel-Weine von besonderem Charakter und Typizität aufzusteigen. Autochthone Raritäten von hoher Qualität werden größenteils als "Bio-Produkte" an- und ausgebaut und europaweit vertrieben. Besonders in der BRD besteht für diese Weine ein Markt mit hoher, "nachhaltiger" Nachfrage. Auch durch "Soft-Tourismus" wird Sizilien bald, in Form weiterer Agricultur-Angebote etc., seinen Brutto-Sozial-Status erhöhen können. Denn diese Insel im Mittelmeer ist so vielfältig wie ihre Küchenstile. Genügend "wilde", unverfälschte Natur, Reservate und Refugien. Eine sehr seltene Kultur-Vielfalt und eine Historie wie kaum ein Flecken an der Südspitze Italiens.
Und per Bahn/Bus (Fähre), Auto oder von fast jedem europäischen Airport -preiswert und schnell- zu erreichen. Interessante Tauchreviere, eine faszinierende Bergwelt und eine Gastlichkeit, die -außer bei den Touristenfallen-/Stränden-/Stellen- noch kein "großes Geld" kostet. Sogar in der Segelboot-Welt gilt dieses -noch-; außerhalb der Saison ist -fast- alles bedeutend "billiger".
Kleine Cantinas finden immer mehr Zuwachs an neugierigen Weingenießern und meistern ihren Weinanbau nahezug perfekt. Daneben die "Großen" im Weingeschäft -meist mit modernen Weinen-, wie Donnafugata mit "hellen" Designer-Weinen alà Damschino. Die sehr aromatischen Aetna-Weine von Murgo oder Villagrande. Der aus der Avola-Traube in der Provinz Syrakus gekelterte "Rosso di Elora". Der dunkelroséfarbenen Cerasuolo mit der entwicklungsfähigen Lage im Gebiet von Vittoria (Calabrese, Grossonero u. Frappato-Reben). Die -international- hochgejubelten Corvo-Weine, wie der teure Duca Enrico. Regaleali-Weine, den Rosso den Conto u.v.a.m. sind DIE Rotweine von Sizilien und schon jetzt sehr bekannt und gut im Markt.
Die -wegen des Klimas- bevorzugten Weißweine zeigen eine ungewöhnlich breite Palette von Qualitätsweinen, Spezialitäten und Raritäten, wie dem leichtherben und frischen "Albanella" von der (Taucher-)Insel Ustica. Oder der schwere "Bianco d'Alcamo" des Conte Hugues de la Gatinais mit seinen auffälligen und dicken Wappen-gezierten Flaschen, auf denen der Name "Rapitalá" steht.
Auf der "Erde von Monreale" wächst und wird hier gekeltert, der Terre di Ginestra; immer öfter und beim Italiner bei uns ums Eck erhältlich. Daneben noch eine Menge leichter, einfacherer Tischweine. So z.Bsp. den leichten, frischen "Ligorio" als guten Fischwein. Die Cantina Sociale von Caltanissetta liefert sehr preiswerte, "offene" Rosé. Ulkigerweise werden die aus... Tanksäulen in PVC-Eimer (Kanister!) abgezapft und bestens verkauft.
Marsala, der Malvasia von den liparischen Inseln (ich berichtete mal vor Monaten darüber; müsste im Wein-Plus-Archiv oder auf diesen Seiten zu finden sein), der Moscato aus Noto sind die Süßweine von Bedeutung und Qualität und Authentizität!
So, dieser kl. Abriß über die "Insel-Weine" ist nicht vollständig und bestimmt nicht abschließend, aber individuell "ausgesucht" und vorgestellt. Viel Genuß für i.d.R. wenig Geld. Und, tatsächlich seinen Preis wert, ist dieser Wein des sympathischen Marchese Massimo de Gregorio. Diesmal ein Weisswein: "Villa Dorata Bianco" - Sizilia IGT 2005 für 7,20 Euro wird dies den erstaunten Genießern bewiesen.
Die Cuvée von Chardonnay und heimischen >Cataratto< ist ein sehr guter "Fischwein". Sein strohgelb ist klar, das fruchtige Bukett animierend nach Melone und reifer Ananas duftend, mit deutl. würzigen Noten. Die perfekt eingebundene Säure lässt den Wein weich und geschmeidig den Gaumen, mit langem Abgang, jubilieren. 2-3 Jahre kann der Wein gelagert werden. Der 05er ist trinkreif und sollte 2008 auch ausgetrunken sein.
Über seinen anpackenden Macher berichtete ich bereits a. a. St.!
Ja, dies waren nun die SIZILIANISCHEN EINDRÜCKE und Tipps der ollen Weinnase zur Küche und Weinen von der Insel der göttlichen Demeter; an der "Stiefelspitze" in Italiens Süden, wo viele Geschichten, Märchen, Oliven, Mandeln und superbe Zitronen blühen und "Seelenkranke" wieder "aufblühen" können!
CpS >
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