09.09.2007
Tach aber auch!
Entspannender als im Stress des "Feierabend-Verkehrs" zu fluchen, tat ichs sehr gerne: Eine gute Bar aufsuchen und die "Blue hour" genießen, statt im Stau verdrießen. Leider sind gute Bars in Düdo kaum zu finden!
Auf meinen Reisen "besuchte" ich gerne die "Bar-Legenden" einer Zeit, in der der Bar-Besuch wohl nur den Bonvivants und Müßiggängern gut standen. Eine neue Bar-Kultur ist jedoch heute für "junge Leute von Heute" ein anderes Erlebnis: ein Event-ähnlicher Genuß in einer "Chill-out-Lounge" zumeist!
Der besserwisserische, fixe Bartender nervt mit dem Angebot von Mode-Party-Drinks, das er runteleiert. Klassiker der Bartender-Branche kannte er nicht. Ebensowenig hatte er ein passables Wein ("Offen")-Angebot, die "Hausmarken" Rot oder Weiss zu einem Preis ab (!) 12,50 Euro behagten mir nicht. Wein scheint in Bars das "Mauerblümchen" schlechthin zu sein! Muss dies denn sein?
NEIN: Von einer "gutsortierten" Bar kann ich auch ein "enges" aber passables Weinangebot als Gast erwarten, statt langgelagerten Essig in Weinflaschen. Langsam, sehr langsam scheinen die Flaschen-Akrobaten hinter der Bar dies, und den damit steigerbaren Umsatz, zu begreifen. Mixer müssen sich immer öfter die Frage nach "einem Glas Wein" anhören.
Erfahrene Bartender greifen bei "Wein-Mangel" öfter mal auf einen mir genehmen Trick und Mix mit >"SHERRY"< zurück. Sherry ist ja Wein. Und ein ganz besonderes Vinifizierungs-Verfahren, das "SOLERA"-System macht ihn u.a. so einzigartig.
Und als Grundlage exquisiter Drinks kann er überraschende Erfolge bei den "Mixologen" feiern. Mix-Drinks mit Wein war mal vor Jahren mein genüßliches Experimentierfeld. Chanpagner als "Füller" für einige erfrischende Mix-Creationen, ist ein Hochgenuß - nicht nur für die Damn, mit mir als Gast, beim Bar-Besuch.
Die Gilde der Flaschen- und Shake-Wirbler hat sich den Sherry z.Zt. auserkoren. Viele neue Cocktails wurden mit ihm als Basis "neugeboren". Meist jedoch mangelt es an Produktkenntnis der Herren -und auch immer öfter gesehen- Damen hinter dem Tresen und es kommen Massen-/Aldi-Produkte in den Drink/Cocktail (Infos: www.sherry.org, www.sherry-info.de).
Dabei bieten sich m.E. folgende Sherry's ganz besonders für innovative Bartender an:
1. WILLIAMS & HUMBERT OLOROSO SOLERA ESPECIAL 15 Y;
mit seinen feine Aromen, feinfruchtiger Nase und dem Taste nach dunklen Trockenfrüchten, würziger Soße, Tee zeigen "Schmeicheleinheiten" sowie Komplexität mit einem langen, intensiven Nachhall.
www.borco.com - Einsame Spitze, eigentlidh für Mixer zu schade!
2. LUSTALU MANZANILLA ALACENISTA;
ist trocken ausgebaut. Eine animierende Säure prägt den Geschmack eines klaren, sowie reifen Weines. Das überraschende Süße-Säure-Spiel ists, was dem Kenner gefällt; genau wie der lange Nachklang am Gaumen.
www.schlumberger.de
3. SANDEMAN AMONTILLADO;
eine feine, genüßliche Süße betört die Nase. Intensive Honig- und Nußaromen prägen den interessanten Geschmack, der Nachahall gibt die angenehme Süße wieder!
www.pernod-ricard.de
4. LUSTALI EAST INDIA PALO CORTADO;
Sehr weiche, intensive Aromen von dunklen Früchten schmeicheln der Nase. Reife, saftige Pflaumen- und süße Rosinen-Noten imponieren dem Gaumen. Gut eingebunden und dezent ist der Holzton, der sich auch im langen Abgang angenehm wiederspiegelt!
Dieser Sherry ist mein genießerischer Tipp; besonders für "Mixturen" aus dem <JERRY THOMAS BARTENDERS GUIDE von 1887 (!)>. Z.Bsp. einen "Sherry Punch" aus dem Tumbler, mit shared -zerstoßenem- Eis, Beeren der Saison als Garnitur.
Man(n) oder Frau nehme:
- ein großes Barglas, ein Strohhalm
- ein Teelöffel Zucker
- eine Scheibe ungesprittzer Orange
- eine Scheibe unbehandelter Zitrone
- zwei Weingläser Sherry (=25 cl)
Noch einige andere SHERRY-Häuser sind für arrivierte Bartender eine "Genuß-Quelle":
Gonzalez Byass
Rey Rernando de Castilla
Bodega Emilio M. Hidalo
Bodegas Tradicion
Valdespino
Sanchez Romate
Vadivia
u.v.a.m.
Was macht -für mich- ein professioneller Bartender eigentlich aus? Nur ein "Professioneller" im ambitionierten Bartending? Oder "Nebenerwerbs-Schüttler"?
Ich such' mir jetzt im Dorf mal eine Bar, die etwas auf sich hält. Bezahle viel Geld fürs Erlebnis <BAR> und werde mir danach ein Urteil und Statement erlauben - wieder erlauben dürfen!
So etwa wie "SCHUMANNS" in MUC oder den "LANDGRAF" in Linz oder "DEATH and CO" in NY - mit dem legendären Bartender Brian Miller aus dem "PEGU CLUB NY" haben "wir hier leider nicht im Dorf" der "Glitter & Glamour"-Gesellschaft.
Ach, wo ist die Zeit, in der der Bar-Besuch noch ein wohltuender Hochgenuß und anregender Aufenthalt versprach; wie z.Bsp. in den "Legenden"!
- "Richard D'Oyly Carte's" im Savoy-Hotel in London (von dem Koch s.Zt., Georg Augustus ESCOFFIER und dem Hotellier s.Zt., CESAR RITZ) gegründet, um 1890
- "EUREKA"; Paris, 1886
- "RAFFLES"; Singapur, 1887
- "AMERICAN BAR"; Frankfurt, 1891; 2 x Hamburg
- "ROYAL HOTEL DANIELI"; Venedig, 1896
- "KNICKER BOCKER"; New York, 1906
- "AMERICAN BAR"; im Hotel "Adlon", Berlin, 1910
- "HARRY'S BAR<"; Venedig, 13. Mai 1931 als 1tes der Nachfolger rud um die Welt der Bars!
- u.v.a.m.
Wer mehr von Bar & Co. wissen und geniessen möchte: 16./17. Okt. 2007 in Berlin bietet sich an!
Eure olle Weinnase
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