Weinnase: Geschichten aus 2007

Von den ländlichen Angelegenheiten und karthagischem Wein!

31.10.2007

Tach aber auch!

Es ist ein Geschenk, "anders" zu sein!
Manchen Tag fühle ich mch aber zu "reich" beschenkt vom Schicksal, daß mein Leben ist und mich "anders" fordert, mich "anders" denken und handeln lässt.

Wenn ich in einer der z.Zt. angesagten Quiz-Shows zu gut-bürgerlichem Allgemeinwissen gefragt war, würde ich hier nicht punkten. Denn statt >HANNIBAL< würde ich erfreut-begeistert mein Wissen rausposaunen: >MAGO< rufen und enttäuscht sein, wenns wieder der Schreckensgegner Roms im 2. Punischen Krieg, und in Spanien geborene Karthager Hannibal sein würde ("Hannibal ante portas"), sein wird :-(( !
Dabei war es doch "mein" Karthager (und Landwirtschafts-Experte) >MAGO<, der von dem perfektionierten Landbau- und Bewässerungstechnikern der KANAANITER, den "Vorgängern" der Karthager, und sehr effizienten wie erfolgreichen Weinproduzenten und Seehandels (Wein-)Häuser der Jahre um 500 (!) vor Christus berichtete! Wohlgemerkt, von der angestammten >Tradition< des Weinanbaus in Nord-Afrika. Zwar war >Cato<, der im Alter von 80 Jahren sein Werk "De Agri Cultura", auch dem Weinan- und Ausbau und gewinnbringenden Einsatz von Sklaven gewidmet hatte und seinen römischen Landsleuten, um 200 v. Chr., zum florierenden Weinanbau und -"weltweitem" (See-)Handel ums Mittelmeer.
Aber es war das Werk des Karthager's Mago, den Römer (!) aus der brennenden Bibliothek der Großstadt Karthago (heute: "Vorstadt" von Tunis/Tunesien) vor ihrer eigenen Zerstörungswut retteten. Und somit der "moderne" Weinanbau und Vinifikation in "Großbetrieben" z.Zt. des Kaisers NERO ermöglichte. Als ges. Nord-Afrika eine römische, tributpflichtige Besitzung war, bildeten nur 6 Großgrundbesitzer die effiziente Weinproduktion in diesem Kontinent. Zum Wohle Roms. Plinius berichtete uns darüber sehr genau.

Genauso, daß es "billige" Massenweine und sehr exquisite, seltene und teure Weine gab. Die ALDISIERUNG des europäischen Weinhandels muß bereits um 171 v. Chr., dank der genußsüchtigen Römer, stattgefunden haben.
Der erste, mir bekannte "Parker-Wein", war wohl der aus den sagenhaften Weinbergen von >FALERNUM< und des Jahrganges 121 v. Chr. Als Optimus Konsul war. Und dies dank der genutzten Aufzeichnungen des "Großen Mago's". Dem geistigen Wegbereiter für das sog. "Goldene Weinzeitalter".
Bekannt ist auch, das der >Falerner< von der Rebsorte >AMINEA< gekeltert und in kanaanitischen, versiegelten Amphoren gelagert, gereift und... verkauft sowie (per Schiff) transportiert wurden. In all die römischen Besitzungen, von England bis an den Limes des Rheinlandes, von Frankreich bis weit über Ungarn, Bulgarien hinaus. Von Griechenland bis nach Ägypten, Spanien und Portugal... rings um die damals gekannte Weinwelt bekam man für genügend Sesterzen Spitzenweine von parker'schem, wuchtigem (süßen) Format. Besseres gabs damals und im Staate Rom's nun mal nicht!

Wer sich im "versunkenen" >Pompeji< mal neugierig, in den Ausgrabungen bei Neapel, umsieht, wird so flux feststellen, daß diese Handels- und Agrarstadt über 200 (!) Weinhäuser hatte. Und alle gutbesucht sowie die Herren Händler gutbetucht.
Den auf Wand-"Preislisten" angeschriebenem Ausschank stand der "offene" -per Karaffe oder Cucuma (neapol. heute noch: "Cueumella"!)- für 1, 2 oder 4 "As" den Genießern zur Verfügung/Erfrischung:
"Für ein As bekommst du Wein,
für zwei As den besten...
und für vier As den Falerner"
steht dort bis zum Jahre 79 n. Chr. geschrieben. Der "Wein der Cesaren" war also ums vierfache teurer als der populärste Wein nach den Schriften des Mago und/oder Cato an- und ausgebaut!

Irgendwie erinnert mich dieser historische Hype an den heftigen Rummel im und mit Bordeaux. Was wäre heute die Flasche/Amphore mit dem 77er Jahrgang wohl wert?
Denn der 78er war vom Vulkan vernichtet und die JG ab 79 gabs nicht mehr (vom Weinzentrum des römischen Herzlandes >Italien<). Roms bedeutendstes Weinanbaugebiet und nie versiegende Steuerquelle sprudeln nie mehr!
Die daraus resultierende Weinverknappung zeigte gefährliche Konsequenzen. Aus Korn-(Weizen)feldern wurden Weinäcker und die Qualität verkam. Bis zum Dekret des Kaisers Domitian, der dieses unter Strafe stellt und durchsetzte, das ca. 50 % aller solcher "wilden" Anpflanzungen unverzüglich zu reden sein. Die >Lebensmittelpreise< im römischen Staat stiegen ins uferlose und der Staat kam in arge -politische- Bedrängnis.
Kleinere Weingüter/-berge, so der weitere kaiserliche Erlaß, waren nicht mehr zulässig. Erinnert mich so -irgendwie- an die neuen, geplanten EU-Richtlinien. Die alten, kaiserlichen Restriktionen dauerten über 200 Jahre, bis Kaiser Probus sie widerrief und in Gallien (und überall im römischen Reich) der Weinanbau wieder anlief und zur neuen Blüte kam. Dank des Wissensstandes von Mestre Mago's Aufzeichnungen aus Karthago: "De Re Rustica" (*).

Nur knapp 1.700 Jahre nach dem v.g. Siegeszug des karthagischen -afrikanischen- Weinwissens in Europa, bekam das Weinanbaugebiet um die kleine Hafenstadt Bordeaux seine Chance und schrieb Weingeschichte. Jedoch sind ausgeklügelte Marketing-Strategien und Wine-Making, statt profundes Weinwissen oder Weinanbau "mit Gewissen" heute gefragt. Und der "Parkerismus" fördert die "Uniformität" des Weinanbaus nach dem Gusto seines vierschrötigen, billig, bisweilen "sehen" und im Verborgenen wirkenden, amerik. Rechtsanwaltes.
Cato, Mago, Lucius Columella könnten unschwer die "Vorgänger" dieses Weintypes - bestimmenden Schwergewichts sein. Denn auch ihre Arbeiten -bibliothekarische Werke- gaben dem Wein in der Antike ein sehr typisches Gepräge und förderten eine Stilistik und eine Anbautechnik sowie Rebanbau- und Schulung in der damaligen Weinwelt der Antike!
Dabei haben die Weinrebsorten der Aminea-Gruppe, lt. Plinius aus Griechenland (Greco und Aminea-Gemina sollen "Zwillinge" sein!) den für die damalige Zeit begehrtesten und wohl teuersten "Wein der Cesaren" gegeben. Heute dürfte die >Greco di Tufo< der legitime Nachfolger sein. Die seinerzeitige "Bdx."-Rebe, die Falerner-Sorte (Grenzgebiet von Kampanien und Latium), dürfte die heutige, moderne Sorte >Aglianico< sein.

So und so weiter könnte man(n) heute "Rebenarchäologie" betreiben oder sich "vor Ort" -wie ich sehr oft- weiterbilden und den klugen Dingen auf den Flaschengrund gehen!
Viele Reben haben in Urzeiten schon für Genuß gesorgt, Eitelkeiten bei ihren Weinbergsbesitzern hervorgerufen und dem stets gierigen Staat erhebliche Steuereinkünfte und heftige Beschaffungs- sowie Handelskriege "eingebracht"!
Die Kulturgeschichte des Weins ist so alt wie die der Menschheit. Nur sind noch einige Rätsel und Irrtümer zu klären bzw. zu lösen. Sind die stolzen "Kwevri"-Besitzer in Georgien, am Fuße des rauen Kaukasus wirklich die ersten Weinbauern? Stammt von hier "unser" Wein(anbau)?
Und, haben die Völker der längst im Wüstenstaub versunkenen Reiche nicht auch "Wein" angebaut und genossen?? Vor ca. 14-16.000 Jahren in der grünen und waldreichen wie wasserführenden Sahara (am Rande des ehem. afrikanischen >MANDE<-Reiches).

Felszeichnungen von Flußpferden, Gazellen-Jagden und Ackerbau sowie Rebblättern etc. datieren aus dieser "verlorenen" Zeit. Und werfen diese berechtigten Fragen auf. Und lenken meine stets neugierige
olle Weinnase,
"on the road again", immer in Sachen "Reiner Wein".

Ich gehe dabei einen anderen, oft länger dauernden und beschwerlichen Weg, als bis zur nächsten <"Thermomopalia"<.

NS:
(*) Die typische, pompeiische "Weinstube" mit kl. regionalen, warmen Speisen.


Copyright © 2007-2015 by Christian Segers - All rights reserved.
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