Weinnase: Geschichten aus 2007

Mir kommt's oft "spanisch" vor!

01.10.2007

Tach aber auch!

Es gilt als historisch gesichert, daß es die legendären See-Kaufleute, die großen Konkurrenten und Widersacher, die Phönizier, der aufstrebenden Weltmacht Rom waren, die den Hafen und Handelsniederlassung "Gadir", das heutige span. >CADIZ<, zum größten Weinhandels-Zentrum der "Mittelmeer-Welt" machten.

Die geschah vor über 3.000 Jahren, um das Jahr 1.100 vor Christo in Iberien.
Allerdings wurde die Weinrebe "vitis vinifera" auf der iberischen Halbinsel -Spanien- lt. verschiedenen archäologischen Funden, schon seit biblischen Zeiten, den Jahren um 3.000 v. Chr. erfolgreich angebaut und vermarket. Lange bevor Karthagos Erben (=Tunesien), oder die Mauren, sich in Spaniens Landen breitmachten.
Letztere -sowie die eingefallenen Vandalen- den Weinanbau für das lieblichste Getränk, den alkoholhaltigen Wein-Trink-Spass (aus religiösen Gründen) verboten und zerstörten.

Was für eine Gnade Gottes, daß das "Untier", der gefährl. "viteus vitifolii" (= gemein: "Reblaus")-Käfer (aus USA) die ur-alten Rebstöcke von >La Rioja< zunächst verschonte, so daß die pfiffigen Weinbauern genügend Zeit hatten, die amerikanische -resistente- Stockunterlage als "Waffe" gegen den Käfer-Fraß einzusetzen. Veredelte -aufgepropfte- Rebstöcke sicherten den Rioja-Winzern das Überleben, während im restlichen Europa der einst blühende Weinanbau "starb".
Größeren Schaden nahm der span. Weinanbau in Zeiten des verheerenden Bruder-/Bürger-Krieges Anfang 1930. Große Teile der span. Rebflächen und die meisten Bodegas wurden in der Zeit der "politischen Unruhen", des brutalen Krieges, für lange Zeit zerstört.

Eine wahre Renaissance erlebte der span. Weinanbau dann 1986. Dem Jahr des span. Beitritts zur EU und damit wegfallende Handelsbarrieren sowie enorme finanzielle Subventionen schufen das spanische Wein-Eldorado: mehr als 1,2 ha. Rebflächen und über 42 Millionen hl. Wein, also... über 6.000.000.000 = SECHS MILLIARDEN WEINFLASCHEN waren es m.W.n. in 2005/6.
Und die "suchten" alle einen neuen Herren, die 6 Milliarden jährlich produzierten Flaschen des SPAN. WEIN. aus einem ur-alten Weinanbau-Land mit teils hervorragenden -teils extremen klimatischen Bedingungen und einer immer drohenden Wasser- (Regen-) Knappheit, die sich zur span. Katastrophe entwickelt hat. Es gibt nicht genügend Wasser mehr!!
Und die EU will (daher) auch die Subventionen streichen. So wird in Spanien nicht nur eine Wein-Katastrophe, sondern auch dies bereits eintretende Umwelt-Desaster sich weiter -verheerend- ausbreiten: Winzer können kein/kaum Wasser in ihre dörrenden Wingerte leiten. Talsperren sind auf Minimum gefallen und es ist nicht nicht genügend Niederschlag in 2006/7 bislang gefallen. Da werden auch in Bälde die Aktien der span. Bodegas wohl fallen. Steigen werden die statistischen Jahrestemperaturen, Zahl der Sonnenstunden. Die -meisten- span. Reben benötigen nur 450 ml/m2 an Regen (Wasser) und mind. 1.300 Sonnenstunden; besser noch 1.600 "Soltime"/Jahr (="st"!). Tendenz steigend!

Schon der um 3 n.Chr. in Cádiz geborene röm. Gelehrte >COLUMELLA< hat es gewusst und mit seinem viel-beachteten Werk "De re rustica" gelehrt: "Zweifellos ist die Bodenqualität ein entscheidendes Element der Güte und Menge der Früchte"!
Ausgepowerte, karge Böden werden stets übermäßig mit chem. Düngern und "Schutzmitteln" und maschinellem Anbau also abgetötet. Einen Rebschnitt, Grünschnitt, machten bislang die span. Winzer nitt. Sie setzten bislang auf architektonischen Parade-Ausbau ihre Bodegas und den oft extravaganten Marketing-Auftritt sowie die massiven Wettbewerbsvorteile aus der nun "versickernden" EU-Förderkanälen und staatlichen Exporthilfen!
Um sich vom massenhaft vorkommenden Wein und billigen Massenwein abzusetzen, wurden die -oft fragwürdigen- D.O.-Regulatoren eingesetzt. Und auf den relativ neuen Begriff "Vinos de Pago" (=Lagenwein!) setzen die vermeintlichen Edel-Winzer nun ihren Absatzkurs. Mit dem (frz.) Begriff "öhttp://de.wikipedia.org/wiki/Terroir" wird hausiert und ungeniert manche "Großlage" spanisch-einfach... "umfirmiert". Und diese "frisierten-gestylten" Caballeros sollen uns in Europas Norden nun die Verbraucher-Centavos aus den "engen" Taschen locken oder Mittelmeer-Lebensqualität und glücklich machenden Sonnenschein im Glas vorgaukeln.
Ungeniert wird der unkundige und sonnenhungrige Nord-EU'ler von sehr geschickten und teuer bezahlten Marketinglern hier oft verschaukelt und schlicht betrogen.

Denn -nicht nur für mich- ist >"PAGO"< oder >"TERROIR"< nicht nur ein Stück eines bewirtschafteten Landes, bloßer Grund und Boden. Für mich bedeutet dies... auch zu bewahrendes Erbe, permanente Interaktion aller Elemente der Natur, singulärer Lebensraum und Grundlage für unverwechselbare Lebensmittel und Weine der "Mutter aller Weine", der Rebe "Vitis Vinifera", die, angeblich aus transkaukasischen Gebieten stammend, im Mittelmeer-Raum bestens kultiviert (afrik. Seite) und heimisch wurde. Ihre besondere Art ist also so unverwechselbar, daß sie die Herkunft, das Terroir in der Nase und am Gaumen des geübten Weingenießers und wahren -kenners, auf wunderbare Art und weise, offenbart.

Für mich sind die meisten span. Weine austauschbare Handelsware, produziert aus Aller-Wein-Welts-Reben, ohne viel "Eigenleben" und Charakteristika. Modischer Firlefanz und verdeckende Opulenz machen aus einem blasierten Stenz im Glas noch keinen bewundernswerten "span. Granden"; mit Eleganz, Stolz und nachwirkendem Eindruck und unverkennbarer Eigenwilligkeit - bis ins hohe Alter Grandezza!
Finde ich - selten genug; leider - mal solch einen genußwürdigen Wein, muß mich sein "flüchtiger" Besitz nicht gleich in Armut treiben. Er muß bezahlbar sein und nach dem Export auch bleiben. Selbst wenn Mr. Parker jr. wieder jeder "blöden" Preistreiberei seinen Punkte-Segen mit seiner Postille aus den USA erteilt.

Schließlich möchte ich meine "verwöhnte" olle Weinnase nicht nur mit einem 2004er "Candidato Barrica 3 Tempranille" für 12,90 Euro oder "Carmina Luna" für 11,90 begnügen. Nein, nein, nein... nicht für die 0,75 ltr.-Flasche zahlt man diesen Marktpreis, sondern für den Karton "BAG-IN-BOX" (incl. Zapfhahn und 19% MwSt.) und 3-monatiger, garantierte Haltbarkeit! Und umweltschonend ist diese Müll-vermeidende Box allemal!
Hat jemand 'nen Taschenrechner parat? Was kostet denn den hier bestimmt nicht enttäuschten "Otto-Normal-Verbraucher" der LITER des typisch span. Weines?

Nun aber erstmal Öl auf die Wogen der Diskussion!
Natürlich soll es sein, vom großen Meister FERRAN ADRIA darfs dann für 6,90 Euro das Fläschchen sein. Sind aber nur Olivenöl und div. Würzen/Kräuter und 0,2 (!) Liter drinne!
Alles klar mit Sen. Adria? Mit seinem Geschäftssinn bestimmt. Ein Molekül eines Schaum-Traums aus physikalisch mutierter Basilikum-Blüte an Zitronenschalen-Schnee (unter Weltraum-Temeratur produziert) kostet im Rest "EL BULLI" schließlich auch etwas mehr an Geld. Je Molekül solls ein Euro-Cent sein!
Nur... wieviel Moleküle erhalte ich sattmachend auf meinen erschrockenen Künstler-Teller? Diese Frage darf doch gestattet sein, muß aber -noch- offenbleiben, bis ich im Spät-Sommer 2009 dem im Frühjahr 2006 reservierten Platz eingenommen und beim besten Koch der Welt etwas gegessen habe!

Inzwischen tröste ich mich und meine ebenso neugierige wie irritierte Ehefrau Brigitte ( =der Name einer uralten 3-fachen Göttin!) mit den Weinen aus "spanischen Gärten", die Bobby Parker jr. für sich als "BEST OF THE BEST" bewertete. Soviel ich weiß, hat er aber erst im <"Wine-Advocat"> nur 160 Weinen die Winzer-Händler-Traumnote 100/100 vergeben. Und da wären (Basis 2005/6):
  Preis PP
"PINGUS" 2004 ? Euro 100/100
"EL NIDO" 2004 119 Euro 99/100
"LA VINA DE ANDRES" 2004 99 Euro 98/100
"NEBRO" 2004 130 Euro 98/100
"CIO" 2004 45 Euro 97/100
"CALVARIO" 80 Euro 95/100
"VEGA SICILIA" 1996 230 Euro 95/100
"AN"/ 2004 /Mallorca) 14 Euro 91/100
"LA SENDAL" 2004 9 Euro 90/100
"MONTEGO" 2004 8 Euro 90/100

Habt ihr noch denm Taschenrechner flux bei der Hand und etwas (Wein-)Verstand, hier im "Nordland" des span. Exort-Traums?
Was kostet 1 Liter im Durchschnitt der "PP"-Weine? Und zu welchem Gestehungspreis wirds wohl im Spanien in den Kathedralen Bodegas produziert?
Diese Frage(n) stellte ich mir schon so oft und seit langen Jahren, wer sich hier den exorbitanten Gewinn aus der Bondennutzung mit modernem Weinanbau so ungeniert (und subventioniert) einsackt. Dieser "Mießling" muß ein Feind des meiniges verdrusslosen Weingenusses sein! Oder?

Hoch lebe Meffert's Lehrbuch des Marketingelns: Marketing war, ist und bleibt immer das Geheimnis in/bei fast jedem Weinpreis (und des Winzers). Und in Geisenheim -trotz der Bemühungen des Dr. Hoffmann- für viele Studierende ein noch größeres Geheimnis. Obwohls -auch- die Basis des späteren Erfolges sein kann/wird und als Le(e)hrstoff vermittelt wird.

Die span. und auch die mallorquinische Lese, ist weitgehend beendet und die Weinqualität wird wieder (zu) hoch bewertet. Das Zentrale SPANISCHE Weinmarketing muß nun aber bei der Preisfindung recht vorsichtig sein. Denn noch dümpeln genügend 100.000 HL an Vorjahresweinen vor sich her. Und der geduldige Käufer "erträgt" bald keine VK-Preissteigerungen mit so fadenscheinigen Begründungen wie bisher, folgt nicht mehr "blind" den Werberufen. Und diese Absatzfolgen wären für die ohnehin schon angeknaxte span. Wein-Industrie fatal.

Mir aber ganz egal, denn als
olle Weinnase bin ich stets
"on the road again" in Sachen "Reiner Wein", der für mich noch erschwinglich ist!


Copyright © 2007-2015 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: