Weinnase: Geschichten aus 2007

>> Die Revolution fand -in Bolivien- doch statt! <<

oder: Durch Hoffnung und Mut zu "Neuem" Leben: Solcher Art "Märchen" darfs ruhig mehr geben!

17.11.2007

Das Magazin >Spiegel< stellt erlebte Geschichten von Zeitzeugen online:
"Eines Tages werde ich es erzählen" ist das flotte Motto dieser wohl spannenden Dokumentation! Eines Tages, vor fast 10 Jahren, begann ich im Internet unter dem "Pseudonym" >Weinnase< zu schreiben, was ich so alles "on the road again" sah, er- und überlebte. Was mir gut, selten seht gut und manches "mit Wut im Bauch" auf- und noch aus den Nachkriegszeiten (World War II.) als sog. "Trümmerkind", eingefallen ist.
Auf ca. 80.000 Einträge kommen Suchmaschinen (google etc.) und in einigen Archiven (z.Bsp. bei www.weinplus.de) steht von mir der Schnee von gestern.

Bei meiner fleissigen - und z.Zt wohl überforderten Chronistin- stehen noch DIN-A-4-Seiten zur internet(ten) Tippselei durch Barbara Becker (gen. "Die Echte"!) in Düdo-Flingern. Zeitlich kommt sie wohl mit meiner handschriftlichen "Opus-Flut" ins schlingern. [ Barbara: stimmt! ;-)) ].
Was mich so antreibt, die restliche, mir noch verbleibende Zeit auf >Pachamama< mich suchend und lernend "rumzutreiben", begann ich da - vor 10 Jahren also- aufzuschreiben. In den ersten ahren, noch mit genügend Augenlicht, tat ichs gerne und selber, täglich, mich mit e-mails einzubringen und zu vernetzen. un, wo's seit einigen jahren mir >so< nicht mehr selber vergönnt ist, bemüht sich darum die liebe Barbara und pinnt sich die Finger krumm.

Ich merke aber, die "Pacienca schmeckt etwas bitterer, doch die Früchte sind süß" (lt. einem bolivianischen Sprichwort von/bei den <Guaraní>.
Denn bei mir wirkt die Zeit wie eine Itakyse - ein messerscharfer Stein (=Guaraní). Seit diese indigenen Ureinwohner (1996; nach einer weiteren "Land-/Boden-Reform") ihre uralte, prähistorische Landnutzung betreiben durften, entstanden die >tierras comunitarias de origin<, die Form des "Gemeinschaftsland für Ureinwohner" und von Clans, Stämmen -mit mehreren Familien- genutzt und bewirtschaftet; fast wie eine >Coop<!
An 26 Millionen Hektar -ca. 1/4 der Landfläche des Andenstaates <Bolivien>- gingen so friedlich und rechtmäßig an einige Dutzend Stämme/Clans mit ca. 78.000 Menschen über. Größere Reviere/Reservate dienen der altangestammten, traditionellen Jagd.

Europäische "Geberländer" waren so von dieser "modernen" Idee angetan, daß es 100 Mio. US-$ an "Entwicklungshilfe" für das aufsehenerregende Projekt des Senor Miguel Urioste in Bolivien!
So konnte eine jahrhunderte andauernde Lohnsklaverei >sogenannte "Schuldknechtschaft"< durch die Multis und Großgrundbesitzer.

Die >TIERRA Y LIBERTAD< -"Land und Freiheit"- Bewegung begann im Südosten des Andenstaates. Ein jahrhundertealter Traum scheint möglich zu werden und den Ureinwohnern ihre Würde und Rechte, in Selbständigkeit und Eigenverantwortung sowie Gerechtigkeit widerzugeben. Nach über 500 (!) Jahren an permanenter Unterdrückung mit genozidem Charakter. Von Beginn/Besitznahme durch die span. Hidalgos, unter Mitwirkung der Kath. Kirche, bis heute noch andauernd.
Der gnadenlose Patron war Herr über ihr Leben und Sein und teilte sie willkürlich zur Sklavenarbeit "unter der Peitsche" ein. Dies begründete mit den Reichtum des Landes und seiner wenigen Herren, die (in La Paz) in feudalen Villen residieren, während ihre Sklaven -Guaraní-Knechte- in unzumutbaren Hütten vegetierten. Bis sie "aufsässig" wurden und ihre Rechte >massiv< einklagten. Mit Hilfe ihrer nun studierten Angehörigen (Enkel und Kinder), die größtenteils in Europa ihre Ausbildung bekamen und nun "ihre" Rechte selber einfordern und als Rechtanwälte klagen und beraten konnten.
San Pablos de Huacareta, am Rande des Cordillera Central, im Südosten Boliviens war und ist so eine Trutzburg und Keimzelle der Guaraní. Hier wehrten sie sich -erfolgreich- gegen die mörderischen Inka, dann gegen die goldsüchtigen span. Hidalgos und die brutalen republikanischen Truppen der jeweiligen mafiösen, korrupten Regierungen. Erst vor knapp 115 Jahren wurden sie unterworfen: Steine und Holzspeere gegen europ./USA- Schnellfeuerwaffen und das christliche Geseire der Pfaffen. Da war kein Widerstand mehr zu schaffen.

Hier sind sie sich als Weiße und Mestizen -als Großgrund- und Handelshaus-Besitzer etc. einmal einig gewesen: Guaraní-Knechte und Mägde wurden wie Nutz-/Stallvieh gehalten. Bis ein Ureinwohner mit Namen EVO MORALES überraschend der erste indigene Präsident des 182 Jahre alten Staates Boliven -legal und demokratisch- wurde.
Bis 2001 werden -so verspricht er es "seinen Leuten" - an 20 Mio. Hektar Land an die bisher "Land- und Hemdlosen" verteilt; bevorzugt indigene Bürger sollen es nach präsidialem Willen sein. Hier, wo die Berge bei ca. 2.000 ü.d.M. stehen, ist die Luft sehr dünn - besonders die politische. Dies bekamen die Aktivisten - wie der Guaraní Justo Molina vom "Rat der Häuptlinge" und Rodolfo Nava vom boliv. Arbeitsministerium oft zu spüren: Drohungen, Schmähungen und heimtückische Angriffe/Anschläge. Alles nur weil sie detektivisch die verschüchterten Leibeigenen in extrem abgelegenen Bergtäler aufspüren, unmittelbar helfen und sie aus ihrer gesetzwidrigen Abhängigkeit befreien - sich persönlich und "vor Ort" einsetzen und nicht abzuschrecken sind.
Die "erlösten" Guaraní verehren diese Heroes (Working Class Hero!) als Lebensretter.

Wer von seinenm Patron für alltägliche (jeden Tag; die Sonn- oder Feier- oder Urlaubstage!) arbeitet, weit vor Sonnenaufgang in der Kälte, durch die Hitze und Dürre des langen, harten Tages bis in die frühe Nacht, dem hat "der Herr" so großzügig 10 Bolivianos (ca. 1 Euro!) gebracht; den mitarbeitenden Frauen die Hälfte und den schuftenden Kindern "0"!
In seinem Schuldbuch wurden dann für Hütte, etwas Öl und Mehl, gelegentl. Medizin, einen Sack Reis, etwas Bohnen, die Kosten eingetragen. So waren die Guaraní stets in den Miesen und blieben de jure hochverschuldete Peones - Ausgebeutete. Ohne Schule, ohne Bildung, ohne Rechte, ohne eigene Kultur, ohne Identitätsdokumente und Lohnpapiere, ohne Kranken- und Renten (Alten-)versorgung; ohne Hoffnung!

Versteht ihr nun, warum den Guaraní >IYAMBAE< -Freiheit, ohne die Herren und Sklavenmeister- so "heilig" ist. Und warum sie leider ins Ungewisse aufbrachen und als FREIE gemeinsam nun leben und streben werden. Und wie`s nun aussieht, so sehr erfolgreich, daß dies Modell-Charakter in Südamerika erhalten kann. Ich höre den ermordeten Ché in seinem Grab nun doch tatsächlich lachen. Die Revolution fand >doch< statt. Zumindest bei den Guaraní in der MAS ("movimiento al socialismo") organisiert.

Urioste hat einen liberalen Kurs in seiner Politik -als Präsidentschaftskandidat/-Bewerber- mit der FUNDACIÓN TIERRA in La Paz, der welthöchsten Hauptstadt, eines sog. "think tank" in Landrechtsfragen und muß auch unter Polizeischutz arbeiten, um seine Fans aus Landkonflikten in die Freiheit zu leiten. Raus aus der perfiden >ENCOMIENDA< der span. Krone, die mit Kolumbus erschienen, kurz nach 1503, als staatstragende Ausbeutung aller -auch humanen- Ressourcen zum Wohle der span. Könige, Edlen und Kirche sowie korrupten Politikern und mariösen Wirtschaft und Justiz der Neuzeit und staatlich gewollter Ausbeutung durch multinationale Konzerne und Konsortien, unter denen auch BRD-Unternehmen und Banken, nahmhaft wie gierig stehen!

Noch 1977 "verschenkte" der deutschstämmige "El Präsidente" Hugo Banzer Millionen Hektar Land an seine "Freunde", auch aus Deutschland und Südafrika, um seine Dikatur zu stützen/nützen/schützen. So wurde die ehem. dörfliche Kleinstadt &gSta. Cruz;< zur 2.-größten (Provinz-)Stadt und gilt als "Reichste" und die "Export-Hauptstadt" Boliviens!
Schaun mer mal, ob Origin -die Abstammung- wirkungsvolle Landzuteilungen und Abbau der fürchterlichen Armut führen kann. So wie's heute, seit 10 Jahren, seit Beginn der zunächste zaghaften Revolution, aussieht... es könnte gelingen und zu einer effektiven und umweltbewussteren, nachhaltigen Bewirtschaftung - unter kluger und weiser "Aufsicht" der Capitanes, der Häuptlinge im Rang der Guaraní, kommen.
Südamerika hat seit Hugo Cháves in Venezuela seine "soziale Revolution" begriffen.
Hoffentlich werden nicht Chancen verspielt und... ich werde genau hinschauen und mich evtl. wieder mal nach Venezuela hinwagen!

CpS

NS:
"Glück kann man nicht jagen, nicht besitzen; glücklich kann man nur sein"!
- Volksmund -

NS:
"WEIHNACHTEN" ist ein Fest der Freude. leider wird dabei zuwenig gelacht!"
- Jean Paul Sartre -


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