- Von Göttern, Gold und Geistern im Regenwald -
12.08.2008
Dr. Marc van Roosmalen, ein niederlänidscher Forscher wollte eine neue Affen-Spezies am Amazonas, genauer ein einem seiner 1.000 Nebenflüsse, dem Rio Madeira (=brauner Fluß!) finden. Auf 6.000 u.m. km geht dieses "Wasser-System", von den Ausläufern der Anden, quer durch Brasilien, bis zum Atlantik, in der Nähe von -> BELEM, als AMAZONAS, inmitten von unendlich scheinender Sanddünen, ins Meer.
Dabei durchquert im Norden Brasilien, der Große Fluß (das "System") die Bundesstaaten 1) PARA, 2) AMAPA, 3) AMAZONAS, 4) RORAIMA, 5) ACRE, 6) RONDONIA und 7) TOCANTINS (seit 1989 jüngster brasilianischer Bundesstaat!) ca. 3.577.000 qkm =fast 50 % des größten Staates Südamerikas und nur 2,7 Einwohner je qkm Fläche.
Mit Geldern der Stiftung des deutschstämmigen Prinzen Bernhard (von Lippe-Biesterfeld) der Niederlande, dem erst vor ein paar Jahren verstorbenen Vater der heutigen Königin Beatrix der Niederlande - einem der aktiven Mitbegründer des WWF - kaufte dieser als eigenwilliger Niederländer mit brasilianischer Statsbürgerschaft gezielt große Flächen -Regenwälder- in Amazonien auf, um sie der Nachwelt als "Geschenk" der Natur, als Naturparks geschützt, zu überlassen.
Von Quito nach Belem, im Drei-Länder-Dreieck Peru - Kolumbien und Brasilien, sind die Monate >MAI - NOVEMBER<, die sog. Trockenzeit mit 30-38°C und "nur" 75% Luftfeuchte die besten um unterwegs zu sein im "Reich der großen Ströme". Das Flußwasser hat selber so um ca. 24 - über 30°C und ist i.d.R. braun-schwarz und, sedimentreich, trübe. Eine Reise zwischen Faszination und Resignation.
Für mich geplant habe ich die Reise, die die Spanier dereinst ins Verderben lockte: Die Suche nach EL DORADO und unter der Leitung des Bruders des Inca-Bezwinger, PIZARRO und dem Bischof von Quito und einer eigentümlichen Schar von Abenteurern und indianischen Hilfskräften, bei denen auch ein Inca-Adeliger eine bedeutende Rolle, vor über 500 Jahren, spielte.
Es war der spanische Konquistador FRANCISCO DE ORELLANA, der diese "Expedition des Grauens" von Ecuador - mit Pater Cavalla - 1542, über den Rio Napo, das Fluß(-System)gewirr in seiner Gänze zu Fuß und per Boot (selber im Urwald "gebaut") bereiste und darüber, mit dem Pater, berichtete!
Über 3.700 km des Großen Stromes sind mit Hochseeschiffen (!) befahrbar und daher "leichter" zu bereisen. Den Rio Xingu habe ich dabei als ein Ziel ins Auge gefasst. Dort, wo von den einst über 3.500.000 indigenen Völkern (heute insges. nur ca. 300.000!) ein findiger Stamm leben soll, der meinem verstorbenen Onkel, Pater Dagobert, bis zu seinem mysteriösen Tod in der sog. "Schweige-Mission", im Auftrage seines Ordens, die ungewollte Heimat in der Neuen Welt geboten hat.
Die Gen-Forschung, die Phytologie und "Medizin aus der Natur" und der Profit-Gier der world-widen "Pharma-Industrie", der >BIO-PIRATERIE<, als weiteres Verbrechen der Neuzeit, werde ich als modernes "El Dorado" wohl begegnen. Und was werde ich den FUNAI-Scouts erzählen, wenn ich dort vor Ort meine Nase in ihre Angelegenheiten stecke? Zu Gast bei den "Indianern" bin?? Werden sie mich aufnehmen, mich "Weißen Teufel" von Fremden???
Was werden die Holzräuber, die waldbrennenden SOJA-Multis und GEN-Räuber, >ihre willfährigen Handlanger< gegen mich unternehmen?
Nun, ich werde mich wieder auf meine Nase, meinen Humor und eine Stime -aush als "Sänger"- verlassen und das Lied des Certao, vom legendären LAMPIAO, singen: Und ihre Würde akzeptieren, ihre (fremde) "Amazonas"-Küche genießen und ihren Geschichten & Mythen lauschen. D.h. von IHNEN lernen und mit IHNEN genießend feiern; singend, tanzend!
IHRE Religion und Spiritualität und IHR Wissen und Können mit Stoffen (Pflanzen!) aus/von der Natur umzugehen und zu HEILEN, dies möchte ich erleben - und behüten/beschützen (lassen). Eines meiner "versteckten" Ziele in der Neuen Welt, in meiner Gast-Heimat Brasilien, die ich als Brunder bereisen werde. Neugierig aber respektvoll und aufgeschlossen will ich "vor Ort" lernen; und "nachdenken", was ich mit diesem "Goldschatz", dem "Grünen Gold" sinnvoll und effizient anfangen werde.
Was ich wem -mit wem- davon als Erlerntes weitergeben werde. Und... ob ich diese Strapaze(n) überhaupt überstehen werde, darum drängen sich - auch diese Nach, bei lauer Temperatur - meine Gedanken und "Vor-Freude".
Nun summe ichs wieder das Lied des einst so freien wie gefürchteten "Räuberbarden", der Kant und Nietzsche im Sertao lesend, eine Legende wurde: das Lied der CANGACEIRO - zu hören in einem "verstaubten" Film unter der Regie von Lima Bareto (1952)!
Virgulino Ferreira da Silva wurde am 04. Juni 1897 in Floresta do Navio, im Bundesstaat Pernambuco geboren. Als Mordbanden den von ihm über alles geliebten Vater viehisch ermordeten, begann der damals 17-jährige "Bandit". Mit 25 hatte er dann seine eigene bewaffnete Reiter-Band von Cangaceiros um sich geschart. Ca. 40 Mann (und eine Handvoll Frauen) jagten wie Geister als moderne "Robin Hoods" über die Pampa, durch unwegsame Wälder und Steppen von riesigen Ausmaßen. Und maßlos war ihr räuberisches und blutgieriges Leben - das -wie das Leben seiner Maria Bonita- 1938! grausam -durch Verrat eines Freundes- vom Militär durch Enthauptung und Schändung genommen. Damit war auch das "freie" Leben der meisten der Cangaceiros beendet. Und eine Legende geboren (a.a.St. schrieb ich darüber schon).
OLÈ, O CANGACEIRO
"Olé, mulher rendeira, olé mulher renda.
Olé, mulher rendeira, olé mulher renda.
Tu me ensina a fazer renda.
Que ente ensino a namorar...!"
Mit eigentümlichen Trommel- und Gitarrenklängen wird dieses Lied überall in Brasilien gesungen - und "verstanden"! Denn in der größten Not kommt LAMPIAO wieder, mit seinen 40.000 (!) bewaffneten Geister-Reitern des Certao. Und wieder wird er seiner "Spitzenklöpplerin" dieses einfache Liebeslied singen!
Und den Sängern, die dies hören -wie ich diese Nacht- tun, rinnen immer einige Tränen aus den müden Augen!
"Olé mlher rendeira"; Frau des Spitzenklöpplers, zeige mir wie man klöppelt und ich zeige dir wir man liebt!
CpS
Copyright © 2007-2015 by Christian Segers - All rights reserved.
Last modified: