04.08.2008
"On the road again", so lautete der obligate Schlußsatz bei fast allen der vielen emails oder news der "Weinnase". Nirgends tat ich mich lange -länger als nötig- aufhalten. Selbst meine Mutter konnte mich nicht lange genug behalten. Fast 4 Wochen früher als geplant wurde ich geboren. Es war zu einer eiskalten Winterzeit des durch den II. Weltkrieg in der "alten Welt" verwüsteten und zu fast 90% zerbombten Umwelt in West-Deutschland; am Niederrhein. Mit Hilfe von illegal "besorgtem" Morphium wurde meine arg durch mich geplagten Mutter, ein zartes Mädel von grade mal 18 Jahren, in jenen Tagen der "Dunkelheit durch Kriegszeit" zur Mutter von mir, ihrem Erstgeborenen gemacht.
Und quasi über Nacht, es war in der festlichen Vorweihnachtszeit der sog. "schlechten Zeit", der Nachkriegs- und Wideraufbauzeit ging ich als noch nicht 17-jähriger - vor der Zeit einer gesetzlichen Groß-/Volljährigkeit und dachte, ich wäre FREI! Und on the road ins Erwachsenenleben. So war mein Bestreben: Frei und selbstbestimmt, fast wie ein Erwachsener zu leben und meine(n) Weg(e) selber zu finden und zu (be-)gehen -"on the road"- zu sein!
Vorzeitig, so mit 13, lernte ich die Genüßlichkeit von sog. "Vorkriegsware" im böhmischen "Römer" als französischen Rotwein, aus dem Bordeaux, zu schätzen. Was meinem erbosten Vater gar nit sooo gefiel und er wütend - strafend über mich, im Bdx.-Rausch eines 1940er der ersten Klasse, abdröhnend, im Luftschutzkeller des Hauses meiner Großmutter Martha, wohlig stöhneng abhing.
Mit knapp 5 an Jahren durfte ich - mit bes. Schulbehörden-Erlaubnis ausgestattet - als "I-Dötzchen" (=als Erstklässler) feststellen, was ich alles - nur sehr, sehr wenig, noch nicht wusste.
Denn ich ging gerne, sehr gerne in die "Volksschule". An Wissen erwerben wollte ich all dies, was ich -altersgemäß- noch nicht wissen/konnen/leisten konnte. So sah ich die Schule als Wissensprüfungs-Lehranstalt für kath. Knaben! Lesen konnte ich. Rechnen, leidlich, auch besser als jeder meiner verstört wirkenden 11 Mitschüler der 1. Klasse! Schreiben ging bis hin zu einem kleinen Gedicht und über alle Buchstaben auf 'ner Schiefer-Schultafel mit beigem Holzrand, ein Gummischwämmchen und mit Rügener ("echter") Schulkreide (in chreme-weiss)! Ich galt allgemein als 'nen netten aber etwas... "altklugen" Jung aus Düsseldorf am (Nieder-)Rhein.
Und immer "op jück" (=unterwegs!) - on the road! Zunächst mit einem gummibereiften knall-roten Tretroller, dann mit einem der sehr seltenen und sehr, sehr teuren (Kinder-)Fahrräder von... 'ner Marke aus der Vorkriegszeit (war es... ADLER oder PUCH; aber blau-grau und mit Klingel und Rücktritt-Bremse sowie LUX-Fahrradlicht wars ausgestattet und... >WUNDERschön<.
Ein Weihnachtsgeschenk eines Spätheimkehrers aus der zur Vernichtung seines soldatischen (SS) Lebens verurteilten Kriegsverbrechers, der mein von mir arg vermisster Vater war. Aus der viechischen Gefangenschaft eines Untertage-Steinkohle-Bergbau der Staatsmine "Emma" in den Niederlanden (Provinz Brabant), verloddert und abgemagert wie ein Skelett, gar nitt mehr so adrett in martialisch wirkender schwarzer Uniform, eleganten schwarzen Lederstiefeln und 'nem silbrigen "Totenkopf" auf der kess aufgesetzten Uniform-Mütze mit Litze. Silbern glänzende Steine und SS-Runen auf den Kragenecken. Am Ärmel eine eigentlich unscheinbare Raute mit den mir nichts sagenden Buchstaben <SD>!
So kannte ich meinen von mir aus "Kriegsgefangenschaft" heiß-ersehnten Vater. Der von den Erwachsenen in der Nachbarschaft - mit leicht schaudernder, leiser Stimme - als "der blonde Engel des Todes" genannt wurde. Vaters starkes Haar war weizenblond. So wie meines, als ich Kleinkind, Kind und vorlauter, "alt-kluger" Knabe war und mit gerade 5 Jahren gerne zur "Schule für Kluge" ging und so langsam der Ärger meines -späteren- Lebens geprägt und ich in ein von mir ungewolltes Regime, von starrköpfigen und unfähig, meine besondere Begabung ignorierenden "Leerkörper" ausgebildet, gezwungen wurde. Ich lernte a) was ich i.d.R. längst wusste und sogar beweisen musste, b) fürs Leben. Also damit ging schon von Anfang an einiges, einges extrem leicht und somit auch mal "daneben" =schief, weil ich vor Langewile in der Schulklasse der Frau Lehrerin Margaretha Eis - Konrektorin - schlief, träumte und phantastische Reisen in die "Traumzeit" unternahm.
Und von den Reisen in der "Traumzeit"-Phase, da möchte ich gerne etwas, nach nun über "60" Jahre eines (heute erstmal "gebrochenen") Schweigegelübnisses erzählen.
Etwas kryptisch, gelegentlich "phantastische" Geschichten von "on the road again"
... to be continued...
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