Weinnasen in Brasilien 2008

II. Typisch Brasilien!! Mitten in der Pampa!!

09.10.2008

Tach aber auch!

Entweder ist das Tourismus-Geschäft nichts für das EMBRATUR-Team in Frankfurt/Main. Oder der Service des brasilianischen Fremdenverkerhsamts am Platz der Einheit 1 ist so mies wie das Verhalten mir gegenüber. Zwei Telefonate und Bitten um Infos und spezielle Broschüren über das "Weinland" Rio Grande do Sul blieben -uns unerklärlich- unerhört. Nach über 1 1/2 Monaten an Wartezeit waren wir soweit, nicht mehr uns auf www.braziltour.com zu verlassen und unsere Reise selber zu planen (www.brasilnetwork.tur.br).
Beim Bundesverwaltungsamt in Köln war in den Geschäftszeiten (www.bundesverwaltungsamt.de) niemand unter 0188-8358-0 zu erreichen um uns mit Infos und Merkblättern zu "eichen".
Es mangelte uns also an Informationen, Ratschlägen und Merkblättern zu allen möglichen Fragen und Unabwägbarkeiten, die uns in Brasilien betreffen könnten (www.ecovigem.com.br) oder nützlich wären (www.guidoiturista.com.br), hilfreich und sinnvoll (www.brasilien.de)!
Auch vomn bras. Konsulat in Frankfurt/Main (www.consiladobrasil.de) kam keine Antwort zu unseren speziellen Themata/Fragen und "Sorgen". Nun ja, es heißt ja: "Wer viel fragt, bekommt viele Antworten"!
Wir haben keine Antworten und uns dennoch, typisch brasilianisch, auf die Reise gemacht. Mit Gottvertrauen und auf die Findigkeit unserer Gastgeber in Morro Redondo (RS) vertrauend und mit einem Retour-Flugticket der TAM-Airline (Bras.) zum günstigen Spezial-Preis (www.suedamerika-csi.de).

Nur, warum uns diese v.g. Institutionen so schmählich im Stich ließen, dies fragen nicht nur wir uns! Sollte dies "typisch brasilianisch" sein? Besuchern -Touristen- so desinteressiert die "kalte Schulter" zu zeigen?! Eine Frage, die nun ohne Antwort uns geblieben ist. Selbst diese Frage ist bis dato unbeantwortet geblieben und wir, wir wurden von "Entdecker-Geist" so richtig gepackt und haben uns "on the road" von Düsseldorf nach Morro Redondo (28 Std.!!) neugierig wie hoffnungsfroh auf in die Neue Welt gemacht: über einen Tag und eine lange, unbequeme Flugnacht lang!
So groß wie die "ehemalige" Bundesrepublik Deutschland ist das südlichste Bundesland Brasiliens. Unser Reiseziel in der südlichen Region Süd-Amerikas im Staate Brasilien. Jedoch nur ca. 10 Millionen Einwohner zählt dieser Bundesstaat Rio Grande do Sul; dreiviertel dieser "Gauchos" leben in Städten. Die größten - nach der Hauptstadt Porto Alegre (="Fröhlicher Hafen") - sind Pelotas, Sta. Maria, Caixas, Sao Leopoldina, Novo Hamburgo, Rio Grande. In die fünf Regionen wird das Land gegliedert:
1. Metropolitano Ballungsgebiet um Porto Alegre (ähnl. dem "Ruhrgebiet"!).
2. Serra Gaucha Bergland und Wälder.
3. Litoral Gaucho Küstengebiet am Atlantik.
4. Missoes Ehem. Missionsgebiet der Jesuiten und Stammland der Guarani-Indios.
5. Pampa Weideland, Grenzland zu Uruguay und Argentinien.

Leider zu oft heißt es, dieses Bundesland seie das touristisch am wenigsten interessante Reiseland a.A.d.W., der "Terra dos Machos" (=Männerland), Land der Gauchos (Vieh- und Weidearbeiter zu Pferde). Ohne ihre schwere Arbeit könnten die Rinderbarone und Großgrundbesitzer ihre riesigen Besitzungen/Farmen nicht gewinnbringend führen/halten. Die Zahl der großen Estancias hat in den letzten Jahren als Fleischproduzenten abgenommen. Sehr stark gestiegen ist dagegen die Weinproduktion mit hohen Qualitäten und erster DO in Süd-Amerika. Z.Zt. werden 75% der bras. Weine in (RS) Rio Grande do Sul erzeugt. Industrielle Lederproduktion ist hier im Süden "blühend und wachsend"; besonders im Großraum von Porto Alegre, mit dynamischen Wachstumsraten. Dies gilt auch für die -preiswerte- Textilproduktionen. Leder, Vieh und Machismo und besten (Rot-)Wein - ist dies so typisch brasilianisch?

Azurblauer Himmel und weiter Horizont mit Sonne und staubiger Trockenheit ist z.Zt. das hiesige Frühlingswetter im "Gaucho-Land". Die Wege sind i.d.R. Schotter-/Lehm-/Sandpisten und Busse mit müden Füßen unsere Transportmittel, "preiswert" zu reisen, um uns unsere Umgebung, hier im Süd-Westen von Brasilien, zu erschließen.
Das "nahe" Städtchen PELOTAS hat im Kern noch die koloniale Pracht in den Alleen mit alten Gebäuden hinter imposant-prächtigen wie bunten Fassaden. Weitläufige Parks mit für uns unbekannter Vegetation und Mengen an bunt-schillernden Vögeln und verspielt-lauten "Papageien"-Arten.

Das quirlige Geschäftsviertel ist mit kleinen, engen Geschäften voll mit allen Waren und uns kaum verständlichen Angeboten von sehr billig bis doppelt so teuer wie in der BRD (Haushaltselektronik). Auch die TVs und PCs (Laptops) sind für Brasilien "teuer" (etwas BRD-Preise). Dafür sind die Lebensmittel und Bekleidung/Leder sehr preiswert und von guter Qualität. Kleine Mercados und Straßenhändler sichern die originäre Versorgung mit dem Nötigsten. Es ist ab 11:00 - 19:00 Uhr hier die gängige Geschäftszeit. Und nach ca. 1 1/4 Std. Bus-Fahrzeit sind wir von MoRe (=Morro Redondo!) hier im Zentrum der Gaucho-Gegend und "Zuckerbäcker"-Stadt von ca. 220.000 Einwohnern überwiegend europäischer Herkunft. Es mutet kleinstädtischer an und man wird als "Fremder" angegafft, aber stets freundlich, hilfsbereit und korrekt behandelt und bedient.
Die Bevölkerung ist jugendlich und der Kinderreichtum leicht erkennbar. Moderne neben/mit Tradition aus der Pionierzeit prägt hier das Leben in "Gemütlichkeit". Die Zeit für einen freundlichen Schwatz bleibt immer. Selbt der Busfahrer stellt sich vor Abfahrt und die Fahrroute seines komfortaben Busses vor!
Hektik scheint hier -noch- ein Fremdwort zu sein und die Kriminalität noch nicht so hoch wie in den Metropolen (Rio & Sao Paulo etc.). Die Favelas ("Armenviertel") sind jedoch rings um am Stadtrand, an Flüßchen und Kanälen sowie unter Brücken sichtbarer Beweis für die landesweite, hohe Armut, die in Rio Grande do Sul aber statistisch die geringste Brasiliens sein soll. Die Vielzahl der verrottenden Industriegebäude auf riesigen Arealen spricht Bände über die weltweite Umstellung; ein Landeserbe ehemaliger Landwirtschaftsproduktion und Manufaktion ging hier vor Jahren schon zu Ende. Wie wird das "Land der Gauchos" den Wandel wohl überstehen? Wie wirds den um 10 Millionen Gauchos in Zukunft ergehen??
Bange Fragen der "Alten Pioniere", auf die's so noch keine "sicheren" Antworten und Regeln gibt!

Eine große Verunsicherung herrscht. Und Sorge um die nahe Zukunft des weitläufigen Familien-Clans. Ihre Fröhlichkeit haben diese sehr fleissigen Menschen jedoch nicht verloren. Musik und Lebensqualität sowie bescheidener Wohlstand ist allenthalben antreffbar: Es wird viel gefeiert und >gelebt<!

Die Inflation ist z.Zt. mehr als bedenklich. Die US-Bankenkrise und die Abhängigkeit der bras. Währung zum/vom US-$ ist der Katastrophenfall schlechthin und führt zu extremen Preissteigerungen und Ängsten bei den Investitionen und Arbeitgebern. In allen Bereichen des bras. Lebens & Wandels sowie Handel & Produktion herrscht ängstliche Spannung. In Pelotas heisst der Zentral-Park im Volksmund der "Park der Erhängten". In der letzten grpßen Rezession sind hier im Lande reihenweise Banken und große Unternehmen von einem auf den anderen Tag in den totalen Bankrott gegangen. Da haben sich hier allabendlich mehrere Menschen in schierer Verzweiflung aufgehangen; vor allem die Banker-Gilde. An den Bäumen des Hofgartens und der prächtigen Königs-Allee in der Stadt Düsseldorf habe ich sie nicht, nur die Kastanien im Herbstlaub hängen gesehen.
Eine ähnliche Sozialversicherung und Struktur wie in der BRD/EU gibts hier scheints nicht und deshalb herrscht hier das Gebot der besonderen Vorsicht und eine elementare Überlebenssorge. Statt staatlicher Fürsorge gilts hier, sich selber um Zukunft, Alter und Sozial-Versorgung "vorsichtig" zu kümmern!

Besonders von diesen Erschütterungen im aufblühenden bras. Wirtschafts- und Sozialsystem sind die Urbevölkerungen betroffen (www.kaiova.com), die neben den eingewanderten "Pionieren" aus Europa/Asien die Bevölkerung des rasant wachsenden landes bildet. www.martiusstaden.org.br bietet deutschsprachige Infos über die deutschen Einwanderer und genealogische Nachforschung(en). Wer's "brasilianische" ("portugiesische") nicht mächtig ist, den hilft www.babylon.com etwas weiter, oder die oft kostenlosen brasilportugiesischen Sprachkurse der www.parlo.com oder das Institut de Ensinho Brasil-Alemanha.
Sich registrieren lassen muß man sich, will man über die Vielzahl der Traumstrände unter www.suapraia.com.br Infos und "Überblick" haben. Wer selber reisen (Bus) will, dem ist www.transportes.gov.br sowie (Flug) auf www.panrotas.com.br und die Website der TAM u.a. sehr hilfreich. Daneben gibts eine Reihe von bras.-intern. Suchmaschinen im Internet, u.a.: www.buscas.com.br; www.achei.com.br; www.guiaweb.com. Das deutsche Konsulat in Porto Alegre ist auf www.port-alegre.diplo.de für die hiesige Region vertreten. Die deutsche Botschaft in BRASILIA, im Norden des riesigen Staates Brasilien, informiert und hilft unter www.embaixada-alemanha.org.br oder www.brasilia.diplo.de.
Medizinische Vor- und Versorgung sind auf Reisen oft notwendig aber "unsicher". Jedoch informiert www.m-ww.de/reisemedizin/index.html und www.dr-nexus.com verweist auf deutschsprachige Ärzte und Hilfe in fast jeder Region und größeren Stad. Weitere Infos über "Tropenmedizin" gibt www.dtg.mwn.de. Auch zu a) Gelbfieber (Urwald/Amazonas!); b) Malaria; c) Denguefieber; Tollwut und div. Infektions- und Hauterkrankungen, insbes. die der "harten" Sonneneinstrahlung an den Küsten und Stränden. Hier ist sehr hoher Lichtschutzfaktor und stete Nutzung von Sonnenschutz/-Mitteln obligat (wegen des "kühlen" Windes wird die stete, starke Sonnenbestrahlung kaum verspürt und hat gefährliche Folgen!).
Selbst in (fast) jedem Dorf gibts den POSTO DE EMERGENCIA (="posto socorro"!) zur Notversorgung und Erster Hilfe gegen Kostenbeteiligung von/ab 10 Euro, bei einfachen Konsultationen zudem die erste Anlaufstelle (Creditkarte wird akzeptiert) vor dem Hospital/Klinik in der nächsten, oft sehr weitab gelegenen Stadt. Es gelten bei "Essen und Trinken" die sonst üblichen Vorsichts-/Verhaltensregeln. Genau wie bei Bissen/Stichen von Tieren, Schlangen und Insekten. Die "richtige" Kleidung und vorsichtiges, umsichtiges Verhalten ist der beste und "einfachste" Schutz. Und Schutz, trübes Wasser/Gewässer sowie unsaubere "Straßenversorgung" mit Getränken/Essen/Eis etc. meiden. Sonst kanns einem die Reise dorch arg verleiden :-<!

Bis zur Rückreise nach 3 oder 6 (!) Monaten Aufenthalt pro Jahr genügt ein gleichlange gültiger Reisepass ohne Visum. Darüberhinaus verlängert vor Ort die >Staatspolizei< unter Vorlage der >Cartao de Entrada/Saida< (bei Einreise unbedingt abstempeln lassen und auf Eintragung im Pass achten!) im Lande. Daneben will der Fiskus/Zoll auch noch eine papierne Deklaration (bei Einreise) über eingeführte Güter, Waren und Geld, die >Accompanied baggage Declaration<. Beide Formulare gibts i.d.R. im Flugzeug vor der Landung/Ankunft von der Fluggesellschaft/Schifffahrtslinie etc. Die Staatspolizei <POLICIA FEDERAL> ist die allgewaltige Polizei und Grenzkontrolle als Bundespolizei. Mehr als 180 Tage pro Jahr ist ein Aufenthalt in Brasilien ohne spezielles (auch ein sog. Rentner-Visum gibts!) Visum (mit hohen Gebühren vorab in der BRD zu beantragen) nicht möglich. Auf die erwartete Verlängerung von 60 auf max. 180 Tage sollte man rechtzeitig achten und lange Wartezeiten "vor Ort" einkalkulieren sowie weitere Gebühren (auf der Bank) bezahlen!
Brasilien grenzt an zehn süd-amerikanische Staaten. Jedoch ist von Surinam auf dem Landweg eine Einreise nach Brasilien NICHT MÖGLICH!

Wer dies nun alles sorgsam gelesen hat, der genieße, wie ich nun, ein Glas edelen CACHACA (Zuckerrohrschnaps = "Sugarcane-Brandy") mit Limette aus eigenem Garten unter den dichten Blättern des Zimtbaumes und dem gerade früchte-tragenden riesigen Feigenbaum. Dies ist, mit Rohrzucker gekühlt genossen, ein "bras. Traum" in der 22°C warmen Frühlingssonne am alten Farmhaus von Don Oswaldo. Vögel, so bunt glitzernd wie die Edelsteine des Landes (Lajeado(RS) ist eines der Zentren des Edelstinhandels mit Zertifikation/Sicherheit auf Qualität und Echthheit durch das >einzige< "Centro de Gemologia" in Brasilien) umschwirren mich und jubilieren.
Ich bin alleine in Haus und Garten. Meine Herzallerliebste tat zum neuen Bankbesuch nebst Versuch an dringend benötigtes Geld aus der "Visa"-Kasse zu kommen vor Stunden starten. Mir bleibts warten. Wenn wir's vor dem Feiertag am 12. Oktober, dem "Nossa Senhora da Aparecida", dem sog. "Kindertag" nicht geschafft haben, sind wir flux pleite (Bankstreik!) gegangen und müssen bis zum "Todos os Santos", dem Allerheiligen-Feiertag am 01. November wohl das Land -vorzeitig- verlassen.
Hoffnungsfroh und auf Gott vertrauend werden wir uns selber aber noch weiter, noch heiter, noch nicht ganz mittellos auf die tägliche Geldbeschaffung via Bus und "Mitfahrgelegenheit" in die große Stadt PELOTAS, dem Bank- und Mercado-Zentrum halt täglich aufmachen. Bis wir dann in einem Albtraum aufwachen und früher als erwartet in der alten kalten trüben Heimat sind!

Aber noch "ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen" und wir genießen unsere Gastfreiheit bei Oswaldo und seiner Eveli in Morro Redondo. Tagsüber in der Sonne und abends am Holzfeuer des prasselnden Kaminofens bei typischen bras. Spezialitäten und vielen, vielen sehr aufschlußreichen sowie lustigen Gesprächen und Episoden. Es gibt zwar TV per Satellit, aber kein Internet, kein "Nachtleben", keinen Stress oder Langeweile. So wie wir vor 50 Jahren auch -gemütlich- lebten und in herrlich klarer, noch frischer Kühle, dürch muhen der Kühe und Vogelgezwitscher, gegen 5/6 Uhr wach werden und uns mit eigenem Brunnenwasser vom Schlaf in absoluter Ruhe "befreien". Süßkartoffeln, Honig aus eigener Imkerei, selbst gebackenes Brot und Kaffee aus Brasilien (Käse, Gebäck, Schinken und, und, und) machen uns den Mund beim Frühstück schon wässrig, was alles so typisch brasilianisches auf den Tisch -frisch und lecker- kommt.
Den langen Stromausfall zu unserer Ankunft (Feier) hab ich genauso wie die vielen neugierigen, freundlichen Gesicher eines Teils des Degen-Clan schon vergessen (kaum erkennen/sehen können!). Aber fast täglich schaut einer der Clan-Mitglieder, mit oder ohne Kinder vorbei und wir müssen uns in "brasilianisch" üben und parlieren (=stotternd und mit Händen & Füßen "argumentieren"!). Auf den 18. Okt. 2008 freuen wir uns besonders: ein großes "Gauchofest" feiert dann der Degen-Clan zu Ehre von Dona Eveli und Don Oswaldo,die dann ihren 40ten Hochzeitstag und Oswaldos 60ten Geburtstag zwei (!) Tage lang, mit 2 Ochsen vom Grill, Wein, Musik und Gesang, und fast 200 Besuchern aus "Nah und Fern" - und uns als Ehrengäste - feiern. Morro Redondo ist dann überfüllt von Reisenden und dem Clan der Degen, die um Gottes Segen bitten und kräftig feiern werden.

Also... "ate logo"!
Bis zum nächsten "Bagunca" (=Chaos) mit der Nariz do Vinhedo = Weinnase


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